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Akutes Leberversagen

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Akutes Leberversagen

Akute Leberinsuffizienz ist eine weitere Bezeichnung für das akute Leberversagen. Als akutes Leberversagen bezeichnet man den Ausfall der Leberfunktion ohne vorausgegangene chronische Lebererkrankung. Die Leber kann keine Nährstoffe mehr umbauen, speichern und weiterverarbeiten, da große Mengen an Leberzellen (Hepatozyten) untergegangen sind. Eine Entgiftung des Körpers kann nicht mehr durchgeführt werden. Der davon Betroffene wird plötzlich ohne ersichtlichen Grund gelb (Ikterus) und das Bewusstsein schwindet (Schock). Dazu stellt sich noch eine Blutgerinnungsstörung ein (Hautblutungen). Die Krankheitszeichen schreiten nach den Erstsymptomen weiter voran und entwickeln sich zu einer lebensbedrohlichen Situation. Ohne Behandlung ist die Sterberate sehr hoch. Schlecht wirken sich auf die Sterblichkeitsrate aus:  Vorerkrankungen, Alter. Der Patient muss intensivmedizinisch überwacht werden.

Leitmerkmale: Trias: Ikterus, Gerinnungsstörungen, Bewusstseinsstörung
Definition Beim akuten Leberversagen handelt es sich um den plötzlichen Ausfall der Leber

Weitere Bezeichnungen
(Synonyme)
  • Akute Leberinsuffizienz
Einteilung
  • hyperakutes/fulminantes Leberversagen: Entwicklung innerhalb von 8 Tagen
  • akutes Leberversagen: Entwicklung innerhalb von 8 – 28 Tagen
  • subakutes Leberversagen: Dauer von 4 – 12 Wochen
Pathogenese Durch den Ausfall der Leberfunktionen kommt es zu einer Erhöhung der Transaminasen im Blut, zur Verminderung der Syntheseleistung (Albumin vermindert: Ödeme, Gerinnungsfaktoren vermindert: Blutung), der Entgiftungsfunktion und der Gallebildung

Ursachen
  • infektiöse Ursachen: akute Hepatitis (A, B, D, selten C), Herpesviren, Gelbfieber, Zytomegalie, Tbc, Q-Fieber
  • toxische Ursachen: Paracetamolin-Intoxikation, Knollenblätterpilz, Drogen, Chemikalien, Alkohol
  • kardiovaskuläre Ursachen: Kreislaufschock, Pfortaderthrombose, Rechtsherzversagen, Budd-Chiari-Syndrom
  • sonstige Ursachen: Leberzirrhose, akute Schwangerschaftsfettleber, HELLP-Syndrom, Schwangerschaft, Autoimmunhepatitis, Morbus Wilson, Hyperthermie, Hitzschlag, Sepsis, Lebermetastasen
Symptome
  • Haut: Ikterus, Einblutungen
  • Gerinnungsstörungen: mit Versagen des Gerinnungssystems (hämorrhagische Diathese)
  • Bewusstseinsstörung: hepatische Enzephalopathie
  • Allgemeinsymptome: Foetor hepaticus, Konzentrationsstörungen, Müdigkeit, Übelkeit
  • Schock: Blutdruckabfall, beschleunigte Atmung, Koma
Diagnose Anamnese: Krankheitszeichen, Medikamenteneinnahme, Drogen, Alkohol, Vorerkrankungen
Körperliche Untersuchung:
  • Inspektion: Zeichen einer hämorrhagischen Diathese, Ikterus, Pupillen, Ventilation
  • Palpation des Abdomens: verkleinerte Leber
Labor: Blutbild, Thrombozyten, Elektrolyte, Blutzucker, GOT, GPT, GLDH, AP, Bilirubin, CHE, Ammoniak, Gerinnung erniedrigt, CRP, Kreatinin, Harnstoff
Apparative Diagnostik: Sonographie, EEG, CCT, Leberbiopsie

Komplikationen
  • Hirnödem
  • hepatische Enzephalopathie
  • Gerinnungsstörungen: Magen-Darm-Blutungen
  • Sepsis
  • Nieren-/Kreislaufversagen
  • metabolische Störungen: Hypoglykämie
  • pulmonale Komplikationen: Hypoxämie, bronchopulmonale Insuffizienz, ARDS, respiratorische Infektionen
  • Azidose
  • Alkalose
Therapie NOTFALL: sofortige stationäre Einweisung
  • Medikamentöse Therapie: kausale Therapie, Antibiotika
  • Operative Therapie: Lebertransplantation
Prognose 36% Überlebenschancen ohne Lebertransplantation, mit Begleiterkrankungen noch schlechter.

 

Notfall

Notfallmaßnahmen beim akuten Leberversagen:

  • Anruf: Notarzt
  • Allgemeinmaßnahmen: Patienten beruhigen, beengte Kleidung entfernen, Patient zudecken, Bettruhe
  • Lagerung: wie sie der Patient toleriert, evtl. Seitenlage
  • Vitalzeichenkontrolle: engmaschig
  • Reanimation: wenn nötig, Defibrillation (falls vorhanden)
  • Zusatzmaßnahmen: Sauerstoffgabe, i.v.- Zugang, evtl. Schockbekämpfung

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