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Aortenklappeninsuffizienz

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Aortenklappeninsuffizienz (AI)

Aorteninsuffizienz ist eine weitere Bezeichnung für die Aortenklappeninsuffizienz. Die Aortenklappeninsuffizienz ist nach der Mitralklappenstenose der zweithäufigste Herzfehler. Die Aortenklappe schließt sich während der Kammerdiastole nicht vollständig (Undichtigkeit). Es fließt Blut in der Diastole aus der Aorta in die linke Kammer zurück. Die Blutdruckamplitude erhöht sich. Es kommt zu einer Volumenbelastung mit Hypotrophie der linken Herzkammer (Linksherzbelastung). Da die Wände des Herzens sehr elastisch sind, kommt es meist erst nach Jahren zu Krankheitszeichen.  Diese äußern sich in einer Belastungsdyspnoe, Orthopnoe. Anders ist es bei der akuten Form, hier kommt es zur Lungenstauung, Lungenödem und zur Verkleinerung des Herzzeitvolumens und das sehr rasch. Bei rechtzeitigem Klappenersatz ist die Prognose sehr gut. Es müssen aber lebenslang Blutgerinnungshemmer eingenommen werden.

Leitmerkmale: sichtbare Kapillarpulse (Nagelbetten an den Fingern), pulsierende Uvula, große Blutdruckamplitude
Definition Bei der Aortenklappeninsuffizienz kommt es in der Diastole zu einem Rückfluss des Blutes aus der Aorta in die linke Herzkammer

Weitere Bezeichnungen
(Synonyme)
  • Aorteninsuffizienz
Einteilung
  • akute Aortenklappeninsuffizienz:  bedingt durch eine bakterielle Endokarditis, retrograde Aortendissektion
  • chronische Aortenklappeninsuffizienz: bedingt durch eine primäre Klappenerkrankung (rheumatisches Fieber, bakterielle Endokarditis, degenerative Veränderungen der Herzklappe), Erweiterung der Aorta ascendens (arterielle Hypertonie, Aortenaneurysma, Morbus Bechterew, Syphilis)
Pathogenese Pendelblut gelangt während der Diastole in die li. Kammer, durch Hypertrophie und Dilatation dieser (wobei auch die Wand der Herzkammer verdickt) kommt es zu einer Zunahme des Schlagvolumens und einem Rückstau in die Lunge.
Beschwerden treten meist erst ab dem 40/50. Lebensjahr auf, wenn es zu einer Fibrosierung des Myokards kommt (die Dehnbarkeit und die Kontraktionsfähigkeit nehmen ab, es kommt zur pulmonalen Hypertonie, und zur „durchgestauten“ Rechtsherzinsuffizienz)

Ursachen
  • angeboren
  • erworben
Risikofaktoren
  • Rheumatisches Fieber
  • bakterielle Endokarditis
  • Dissektion der Aorta ascendens
  • Arteriosklerose
  • arterielle Hypertonie
  • Lues
  • Marfan-Syndrom
  • Ehlers-Danlos-Syndrom
  • Verletzungen
Symptome Meist zunächst jahrelang beschwerdefrei, dann unangenehmer Herzschlag

  • Allgemeinsymptome: verstärktes Schwitzen, schnelle Ermüdbarkeit, Leistungsknick, Schwindel, Erhöhung des systolischen Blutdrucks + Blutdruckamplitude
  • pulsierendes Klopfen im Kopf (beim Hinlegen), pulsierende Karotiden
  • pulmonal: Belastungsdyspnoe, Orthopnoe
  • kardial: Asthma kardiale-/Angina pectoris-Symptome, Zeichen der Linksinsuffizienz, erniedrigte Myokarddurchblutung (niedriger diastolischer Blutdruck)
  • Stauungszeichen: periphere Ödeme, Leberbelastung, Aszites
Diagnose Inspektion: verstärkte Pulsationen der Karotiden (Musset-Zeichen = pulssynchrones Kopfnicken im Sitzen), Puls celer et altus
Auskultation: diastolisches Geräusch am Erb´schen Punkt oder 2. ICR parasternal re. (über der Aorta subclavia); lauter 1. Herzton (“Pistolenschuss”), abgeschwächter 2. Herzton
Palpation:
  • große Blutdruckamplitude (niedriger diastolischer Blutdruck)
  • verstärkter Herzspitzenstoß verlagert nach lateral kaudal („Schuhform“ des Herzens wie bei Aortenklappenstenose)
  • bei leichtem Druck auf die Fingernägel: pulssynchrones Erröten und Erblassen (pulsierende Uvula)
Apparative Diagnostik: EKG (linksventrikuläre Hypertrophie), Belastungs-EKG, Rö-Thorax (Linksherzvergrößerung, Aorta erweitert), Echokardiogramm, Linksherzkatheter

Komplikationen
  • arterielle Embolien
  • Linksherzinsuffizienz
  • Angina pectoris
  • Lungenödem
Therapie Wie bei der Rechtsherzinsuffizienz

  • Medikamentöse Therapie: Endokarditisprophylaxe, Vasodilatatoren, Diuretika, ACE-Inhibitatioren (Vasodilatatoren), Beta-Rezeptorenblocker, Kalziumantagonisten, Antibiotika (bei bakt. Entzündung)
  • Operative Therapie: Klappenersatz (bei Belastungsdyspnoe)
Prognose Bei frühzeitige Operation Überlebensrate bei 60 %.

Bilder

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