Symptome (Leitbilder)
Bluterbrechen (Hämatemesis)

 Zurück zur alphabetischen Auswahl

Bluterbrechen (Hämatemesis)

Beim Bluterbrechen kommt es zum Auswurf von Blut oder zu Beimischung von Blut zum Erbrochenen. Dieses Erbrechen kann je nach Aussehen des erbrochenen Blutes in verschiedene Arten eingeteilt werden. Ist die Blutungsquelle oberhalb des Magens (Mund, Nase, Speiseröhre) ist das Erbrochene rot, nach Kontakt mit der Magensäure (Blutungsquelle im Magen oder weiter unten im Verdauungstrakt: z.B. Duodenum) wird das Blut dunkel. Dazu wird noch unterschieden ob das Blut frisch (hellrot) oder alt ist (dunkelrot bis braun). Plötzliches Bluterbrechen ist ein Zeichen einer schwerwiegenden Erkrankung. 10% der Blutungen verlaufen letal, deshalb muss möglichst schnell gehandelt werden. Blutungen des Verdauungstraktes, die unterhalb des Zwölffingerdarms liegen, werden meist mit dem Stuhl ausgeschieden.

Leitmerkmale:  Erbrechen von Blut
Definition Wenn Bluterbrechen auftritt handelt es sich um Blutungen vom Mund abwärts des Verdauungstraktes bis zum Duodenum

Weitere Bezeichnungen
(Synonyme)
  • Hämatemesis
  • Kaffeesatzerbrechen
Einteilung
  • hellrotes Blut: Blutungsquelle oberhalb des Magens (Mund, Rachen, Nase, Speisröhre)
  • dunkelrotes/schwarzes Blut: Blutungsquelle ist der Magen oder das Duodenum
  • schaumiges/hellrotes Blut: Blutungsquelle ist die Lunge
  • schwallartiges Bluterbrechen: Blutungsquelle sind Krampfadern innerhalb der Wände der Speiseröhre
Unterscheidung
  • frisches Blut: hellrot, sehr flüssig, von einer nicht langen zurückliegenden Blutung
  • altes Blut: dunkelrot bis braun, zäh da etwas geronnen, von einer länger zurückliegenden Blutung
Ursachen
  • Frische Blutungen im oberen Magen-Darm-Trakt (häufigste Ursache):
    • Mund, Rachen, Nase: Zungenbiss, Verletzungen, starkes Nasenbluten
    • Ösophagus: Varizen (bei Leberzirrhose), Ösophagitis, Refluxösophagitis, Tumoren, Mallory-Weiß-Syndrom (Längseinrisse der Speiseröhrenschleimhaut nach starkem Erbrechen)
    • Magen: Gastritis, Ulcus ventriculi, Magen-Karzinom
    • Zwerchfell: Hiatushernie
    • Duodenum: Ulcus duodeni

  • Hämorrhagische Diathese
  • Medikamente: Eisen, Wismut, Antikoagulanzien, Kortikosteroide, nichtsteroidale Antirheumatika
  • Nahrungsmittel: Blaubeeren, rote Beete
Symptome
  • Erbrechen: meist kaffeesatzartig oder rot
  • Allgemeinsymptome: Übelkeit, Unruhe, Herzrasen, Blutdruckabfall, blasse Haut, kalter Schweiß, Bauchschmerzen, Husten
  • mit nächtlichen Schmerzen: Ulkus
  • schwallartig, plötzlich: Ösophagusvarizen
  • mit Sodbrennen, epigastrische Schmerzen: Ösophagitis
  • mit Oberbauchschmerzen, Alkohol-/Medikamentenanamnese: Gastritis
Diagnose Anamnese: Beschwerdedauer, Beschaffenheit des Stuhles, Trauma, Vorerkrankungen (Ulcus, Magen-Darm-Operationen, Leberzirrhose), Medikamente (ASS, Diclofenac, Kortison), Nikotin-/Alkoholabusus
Körperliche Untersuchung: Schockzeichen, Inspektion des Nasen-Rachenraumes, Erbrochenes (Farbe, Geruch, Menge), Lungenauskultation, Abdomen, rektale Untersuchung
Labor: BSG, Blutbild, Thrombozyten, Quick, Elektrolyte, PTT, GPT, g-GT, Kreatinin, Test auf okkultes Blut im Stuhl
Apparative Diagnostik: Ösophago-/Gastro-/Koloskopie, Sonographie (Abdomen), Rö-Thorax, evtl. Bronchoskopie

Komplikationen
  • lebensbedrohlicher Blutverlust (Kreislaufschock)
  • Ulkusrezidivblutungen
  • Aspirationspneumonie
Therapie Notfall:
  • Allgemeinmaßnahmen: Behandlung der Grunderkrankung, bei großem Blutverlust: NOTFALL!
Sonderfall:
Mallory-Weiss-Syndrom
Ösophagus-/Kardiaschleimhauteinrisse bei langanhaltendem Erbrechen.
  • Pathogenese: Aufgrund von zu hohen Drücken in der Speiseröhre kommt es zu Einrissen der innersten Wandschichten (Beginn vom Magen her).
  • Ursachen: Alkoholismus, heben schwerer Lasten, Refluxerkrankung
  • Symptome: arterielle gastrointestinale Blutung, Hämatemesis, Schmerzen oberhalb des Nabels
  • Diagnose: Kontastmittelbreischluck, CT, Endoskopie
  • Therapie: Antibiotika, Verschluss mittels Laser

 

Notfall

Notfallmaßnahmen beim Bluterbrechen:

  • Anruf: Notarzt
  • Allgemeinmaßnahmen: Patienten beruhigen, beengte Kleidung entfernen, Patient zudecken
  • Lagerung: wie sie der Patient toleriert, bei Bewusstlosigkeit stabile Seitenlage
  • Vitalzeichenkontrolle: engmaschig
  • Reanimation: wenn nötig
  • Zusatzmaßnahmen: Sauerstoffgabe, i.v.- Zugang, evtl. Schocktherapie
Cave
10 % der Blutungen verlaufen letal.
Merke
Bei Hämatemesis kann es sich auch um zuvor verschlucktes Blut aus der Lunge/ den Atemwegen handeln (z.B. Bronchial-Karzinom).
Merke
Eine Milzruptur führt nicht zur Hämatemesis.

ff