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Diphtherie

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Diphtherie

Als Diphterie bezeichnet man eine Lokalinfektion der Schleimhäute (vor allem des Nasen-Rachenraums) mit einer Fernwirkung der Toxine auf die Organe: Herz, Nerven, Leber und Nieren. Nach der Ansteckung kommt es zu einer akuten lokalen Infektion der Schleimhäute des Nasen-/Rachenraumes, die sich sowohl zu den Lungen hin wie auch über den Blutweg ausbreiten kann. Die in den Körper eingedrungenen Bakterien bilden Ektotoxine (Diphtherietoxin), die über eine Blockierung der Eiweißsynthese zum Zelltod der von den Bakterien befallenen Zellen führen. Wenn die Toxine über das Blut verteilt werden kommt es dazu zu Schäden am Herzen, Nieren, Nerven und den Gefäßen. Der wichtigste Hinweis für eine Diphterie bilden Pseudomembranen, süßlicher Mundgeruch, Fieber (38 Grad C) und ein beschleunigter Puls. Wichtig ist die Behandlung frühzeitig zu beginnen und das Bakterientoxin schnell möglich aus dem Körper zu entfernen, da die Erkrankung einen hohen Grad an Letalität aufweist.

Leitmerkmale: Pseudomembranbildung (Tonsillen, Rachen, Kehlkopf), süßlicher Mundgeruch, Fieber (38 Grad), beschleunigter Puls
Definition Bei der Diphterie handelt es sich um eine Infektionskrankheit, die sich auf den ganzen Körper ausdehnen kann

Vorkommen
(vor allem bei)
  • Kinder: im Vorschulalter
Erreger
  • Corynebacterium diphtheriae (Bakterium, grammpositives Stäbchen)
Ausbreitung
  • weltweit
  • alle 30 Jahre kommt es zu einer Häufung im Frühjahr/Winter
  • v.a. Sowjetunion, tropischen Länder, Deutschland
Ansteckung
  • Tröpfcheninfektion (Rachensekret): Mensch zu Mensch (Husten, Niesen), Eintrittsort Nase/ Rachen
  • Kontaktinfektion: bei Hautdiphtherie
  • Schmierinfektion: selten, überSpielzeug, Berührung
  • 10-20 % erkranken manifest
  • Patienten sind ansteckend solange ein Erreger nachgewiesen werden kann (bis 2 Wochen)
Kurzbeschreibung
  • bei Ansteckung kommt es zu einer akuten lokalen Infektion der Schleimhäute des Nasen-/Rachenraumes, die sich sowohl zu den Lungen hin wie auch über den Blutweg ausbreiten kann
  • es werden Ektotoxine (Diphtherietoxin) gebildet, die über eine Blockierung der Eiweißsynthese zum Zelltod führen
  • wichtigste Hinweise: Pseudomembranen, süßlicher Mundgeruch, Fieber (38  Grad C), beschleunigter Puls
  • durch die Fernwirkung der Toxine (Blut): Schäden an Herz, Nieren, Nerven, Gefäße
Inkubationszeit 2-5 Tage

Symptome Erregereintrittsstelle: Nasen-/Rachen-Raum => Bildung von Pseudomembranen => Fernwirkung am Herz, Nieren, Nerven, Gefäßen
  • Rachendiphtherie (50%)
    • Prodromalstadium: Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit, starkes Krankheitsgefühl, Schluckschmerzen, Halsschmerzen, Tachykardie, Fieber (38-39 Grad C), Übelkeit, Gliederschmerzen
    • toxische Verlaufsform: gesamter Rachen gerötet, flächenhafte grau-weißliche Pseudomembrane(bluten beim Berühren), süßlicher Mundgeruch (vergärte Äpfel), Schwellung lokaler Halslymphknoten (Cäsarenhals), bellender Husten (Krupp)

  • Nasendiphtherie (Säuglinge, Kleinkinder)
    • blutig-eitriger Schnupfen, erschwerte Nasenatmung, subfebrile Temperaturen, Appetitlosigkeit, Müdigkeit, fibrinöse Beläge (Nase, Naseneingang), Unruhe

  • Kehlkopfdiphtherie (Kinder 2.-5. Lebensjahr)
    • Ausbreitung vom Rachen auf den Kehlkopf (kann auch die Luftröhre und die Bronchien befallen => Bronchopneumonie)
    • trockener, bellender Husten (Krupp-Husten), zunehmende Heiserkeit, Einengung der Luftwege (erschwerte Atmung), Entzündung des Kehlkopfes (Schwellung) => lebensbedrohliche Erstickungsanfälle, Zyanose, inspiratorischer Stridor

  • Haut-/Wunddiphtherie (selten)
    • an Haut, Ohren, Augenbindehäute, Vulva, Nabelschnur befinden sich grauweiße Beläge

  • Progrediente Form (4- 5 Tage nach der Lokalinfektion)
    • Ausbreiten der Diphtherie vom Nasen-Rachenraum auf den Kehlkopf bis zu den Bronchien (Gefahr des Erstickungstodes): hohes Fieber, erbrechen

  • Toxische Form
    • gesamter Organismus ist voller Diphtherietoxine: Herzschädigungen mit tödlichem Ausgang (Myokarditis), unstillbares Erbrechen, Durchfall => Kreislaufschock, Nierenversagen, Lähmungen, Blutungen, hohem Fieber, unstillbares Erbrechen
Diagnose Anamnese: Symptome, Auslandsaufenthalt
Labor: Nasen-/Rachen-/Kehlkopfabstrich (Erregernachweis), Leukozytose mit Linksverschiebung, Lymphopenie

Differentialdiagnose
  • Infektionen: Rhinitis, Angina (Plaut-Vincenti, Streptokokken-Tonsillitis), Mumps, Pfeiffersches Drüsenfieber, Pseudokrupp
  • allgemein: Fremdkörper, Agranulozytose
Komplikationen
  • Herz/Kreislauf: Myokarditis (Herzrhythmusstörungen, Herzinsuffizienz), plötzlicher Herztod (3.-7. Woche), Kreislaufschäden (Gefäßschäden)
  • Nieren: Nephritis, akutes Nierenversagen
  • Lunge: Bronchopneumonie, Atelektasen
  • Nerven: Polyneuritis (Schluckmuskulatur, Nervus facialis, Nervus recurrens, Parese untere Extremitäten) => Ersticken bei Kehlkopfdiphtherie
  • Gehirn: Enzephalitis, Hirninfarkt
Immunität/Prophylaxe
  • Isolierung der Erkrankten (7 Tage)
  • aktive Impfung: 1. Lebensjahr, dann alle 10 Jahre
  • passive Impfung: bei abwehrgeschwächten Kindern
  • es kann zu Dauerausscheider kommen
Therapie
  • Allgemeinmaßnahmen: strikte Bettruhe (Herz-/Kreislauf-Überwachung über 4-8 Wochen), Isolation
  • Medikamentöse Therapie: Diphtherie- Antitoxine (Immunglobuline) schon bei Verdacht, Antibiotika
Meldepflicht
  • Verdacht, Erkrankung, Tod (§§ 6/ 8 IfSG)
  • namentliche Meldung (§§ 7/8 IfSG) des Erregernachweises
  • Behandlungsverbot für Heilpraktiker (§ 24 IfSG)
  • Vorschriften für Gemeinschaftseinrichtungen (§ 34 IfSG)
Bilder

 

Merke
  • Cäsarenhals = hochgradige, ödematöse Schwellung von Hals und Nacken
  • Pseudomembran = die Erreger zerstören das Schleimhautepithel (Nekrose) und bilden mit dem austretenden Fibrin Pseudomembrane (Nährböden für die Erreger). Typisch: die Beläge haften fest, beim Versuch sie abzulösen kommt es zu Blutungen (Differentialdiagnose: bei Angina sind sie abwischbar)

ff