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Eisenmangelanämie

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Eisenmangelanämie

Anaemia oligosideraemica, sideropenische Anämie sind weitere Bezeichnungen für die Eisenmangelanämie. Die Eisenmangelanämie ist eine hypochrome, mikrozytäre Blutarmut, Das heißt es sind zu kleine Erythrozyten mit zu wenig Hämoglobin vorhanden. Es ist die häufigste Anämieform. Durch einen Eisenmangel kommt es zu einer verminderten Produktion des Hämoglobins, dies wird wieder für die Herstellung der roten Blutkörperchen gebraucht. Die im Blut vorhanden Erythrozyten sind klein und enthalten nur wenig Hämoglobin. Somit können sie Ihrer Funktion der Aufnahme und des Transportes von Sauerstoff nicht mehr voll nachkommen. Die einzelnen Zellen werden mit Sauerstoff unterversorgt und liefern damit nicht mehr genügend Energie. Da die Hauptursache in einer chronischen oder akuten Blutung besteht, muss zuerst diese behandelt werden. Gleichzeitig sollte Eisen oral zugeführt werden, da meist dazu auch Mangelernährungen durch eine gestörte Aufnahme des Eisens aus dem Verdauungstrakt auftreten. Es kann aber auch sein, dass ein erhöhter Bedarf vorliegt (Schwangerschaft). All dies muss bei der Therapie berücksichtig werden.

Leitmerkmale: Blässe von Haut/Schleimhäuten, Mundwinkelrhagaden, Zungenbrennen, Müdigkeit
Definition Bei der Eisenmangelanämie handelt es sich um die häufigste Form der Blutarmut

Weitere Bezeichnungen
(Synonyme)
  • Anaemia oligosideraemica
  • sideropenische Anämie
Vorkommen
(vor allem bei)
  • Frauen: Menstruation, Schwangerschaft
Stadien
  • I. Stadium (Frühstadium): Mangel an Speichereisen
  • II. Stadium (Übergangsstadium): eisendefizitäre Erythropoese
  • III. Stadium (Endstadium): Eisenmangelanämie
Pathogenese Durch unzureichende Eisenzufuhr oder vermehrten Verlust kommt es zur Leerung der Eisenspeicher). Da Eisen für das Häm-Molekül notwendig ist, wird durch einen chronischen Eisenmangel zu wenig Hämoglobin aufgebaut (verminderte Produktion von Erythrozyten => Anämie), wodurch der Hb-Gehalt in den Erythrozyten und auch deren Anzahl sinkt

Ursachen
  • chronischer Blutverlust:
    • Menstruationsblutungen: Hypermenorrhoe, Menorrhagie, normale Menstruation
    • Magen-Darm-Trakt (50% der Fälle): Ösophagusvarizen, Gastritis, Ulzera (Magen/Duodenum), Colitis ulzerosa, Hämorrhoiden, Karzinome
    • Harnwege: Nierensteine, Tumoren der Harnwege, Hämodialyse
    • sonstige Blutungen: Genitale (Frauen), Nase, Zahnfleisch
    • Tumoren
    • Operationen
    • Blutspende
    • Verletzungen/Unfälle

  • erhöhter Bedarf: Schwangere, Stillende, in der Menstruation, Kinder/ Jugendliche (Wachstum), Sportler, bei chronischen Infekten/Entzündungen und Tumorerkrankungen, Therapie mit Vitamin B12/Folsäure
  • verminderte Eisenaufnahme (Resorption): Zustand nach Magen- (teil-) Entfernung (Billroth-OP), Mangel an Salzsäure, Darmerkrankungen (u.a. Sprue), Kortisonbehandlung, Resorptionsstörungen, Zöliakie, Morbus Whipple, Helicobacter, Antazida
  • mangelnde Zufuhr: einseitige Ernährung (Vegetarier, Vitamin C-/ kalziumarme Ernährung), Säuglinge, Kleinkinder, Alkoholiker, Essstörungen
  • Eisenverwertungsstörung: chronische Infekte, Entzündungen, Tumoren
  • gestörter Transport: Mangel an Transferrin
  • Therapie: Erythropoetin, Vitamin B12
Symptome
  • Allgemeinsymptome einer Anämie: rasche Ermüdbarkeit, Kopfschmerzen, Heißhunger, Atemnot (Belastungsdyspnoe), orthostatische Beschwerden (Schwindel), systolisches Herzgeräusch, Tachykardie, Konzentrationsschwäche, Leistungsknick, Schlaflosigkeit, leichte Erregbarkeit 
  • neurologisch/psychisch: evtl. Übererregbarkeit, „restless legs“, Pica-Syndrom
  • dermal: Blässe (v.a. Schleimhautblässe), häufig Mundwinkelrhagaden, trockene/rissige Haut, Hautjucken
  • selten erst bei starkem Eisenmangel: spröde/brüchige Nägel (Rillenbildung), Koilonychie, Haarausfall (Alopezie, spröde Haare)
  • Zunge/Schleimhaut (Plummer-Vinson-Syndrom): Zungenbrennen, Atrophie der Mund-/Schlund-/Ösophagusschleimhaut (Schluckbeschwerden) mit schmerzhafter Dysphagie, Lackzunge
Diagnose Anamnese: Menstruationsblutung, Bluterbrechen, Teerstuhl, Blutauflagerungen (Stuhl), Makrohämaturie, weitere Blutungsquellen, Medikamente, unzureichende Ernährung, eingeschränkte Blutbildung?
Inspektion: Blässe, Haut (trocken, spröde), Fingernägel (brüchig), Mundwinkelrhagaden, Lackzunge
Körperliche Untersuchung: Magen-Darm-Trakt, rektale Untersuchung, Urogenitalbereich, Nasen-Rachen-Raum, gynäkologisches/ urologisches Konzil
Auskultation: systolische Herzgeräusche, Tachykardie
Labor: BSG erhöht, Blutbild (Erythrozyten (mikrozytär, hypochrom) erniedrigt, Hämoglobin erniedrigt, Hämatokrit erniedrigt), Thrombozytose, Serum-Ferritin erniedrigt, MCH erniedrigt, Retikolozytenzahl erniedrigt, Eisen erniedrigt, Transferrin erniedrigt, Urinstatus, Haemocult
Apparative Diagnostik: Gastros-/Koloskopie, rektale Untersuchung, Fokus-Suche

Differentialdiagnose
  • hypochrome Anämien anderer Ursache: Entzündungs-/Tumoranämie/ Thalassämie
  • Kupfermangel
  • Bleiintoxikation
Komplikationen
  • Schock
  • Kreislaufstillstand
  • Sauerstoffmangel
Therapie Therapie nach Ursache:

  • Allgemeinmaßnahmen: Behandlung der Grunderkrankung, normalisieren der Magensäureproduktion
  • Ernährungstherapie: genügend Vitamin C (Vitamin C-Mangel vermindert Eisenresorption) B12,, Folsäure,, tierisches Eiweiß (Eier, Leber, Fleisch) wird besser resorbiert als pflanzliches (Kartoffeln, Gemüse, Getreide, Hülsenfrüchte, Schwarzwurzeln, Spinat, Rote Beete, Zucchini), Gewürze (Brunnenkresse, Petersilie), alle schwarzen Beeren (Johannisbeeren, Holunderbeeren, Heidelbeeren); meiden von schwarzen Tee, Kaffee, Kakao, Rotwein
  • Naturheilkundliche Therapie: Homöopathie, Phytotherapie, Schüssler Salze
  • Medikamentöse Therapie: zweiwertiges Eisen oral (zwischen den Mahlzeiten, nicht mit Milch: Kalzium verhindert die Eisenresorption), dreiwertiges i. v. nur bei Malabsorption (Nebenwirkungen: Kopfschmerzen, Übelkeit, Hitzegefühl bis anaphylaktischen Schock), Gabe über mindestens 3 Monate
Sonderform:
Entzündungs-/
Tumoranämie
Bei jeder Entzündung/Tumorbildung, die länger als 1 Monat anhält kann die Bildung der Erythrozyten gehemmt werden und das Eisen nicht mehr richtig verwertet werden. Normo- bis mikrozytär, normo- bis hypochrom

  • Ursachen: Endokarditis lenta, Osteomyelitis, Lungenabszess, Pyelonephritis, Tbc, Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises, Morbus Crohn, Tumoren
  • Symptome: Allgemeinsymptome der Anämie/entzündeten Organe/ Tumoren
  • Diagnose: Serumeisen erniedrigt, Transferrin erniedrigt, Ferritin erhöht, Rückenmarkspunktion
  • Therapie: Behandlung der Grunderkrankung
Bilder

 

Cave
Kindern Vergiftungsgefahr durch Eisenkapseln.
Merke
Bei einer Eisenmangelanämie auch an Blutungsursachen, Infektionen und Tumoren denken.
Merke
Täglicher Eisenbedarf:  Männer 1 mg, Frauen 2 mg, Schwangere 3 mg.

ff