Anamnese - Diagnose
Herzton

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Herzton

Akustische Signale einer Herzaktion, die durch Auskultation hörbar gemacht werden können; zu achten ist auf die Anzahl der Herztöne, die Lautstärke und die Qualität (gespalten oder rein); man lässt den Patienten ausatmen und kurz die Luft anhalten.

Erster Herzton
(Kammersystole)

Wird durch den Schluss der AV-Klappen und die Anspannung der Kammern verursacht (im 5. ICR hörbar); zum Anfang der Systole, Schwingung der Kammerwand.

Physiologisch (natürlich):

  • dumpf, tief, lang (= Anspannungston), durch Schluss der Segelklappen (Beginn der Systole)
  • fast synchron mit dem Puls der Halsschlagader
  • hörbar über der Herzspitze (dort lauter)
  • der Abstand zwischen dem 1. und dem 2. Herzton ist kürzer als der Abstand zwischen dem 2. und dem 1. Herzton (mehr Zeit für die Füllung der Kammer)

Pathologisch (krankhaft):

  • laut (paukend): bei Mitralklappenstenose, Fieber, Anämie, Hypertonie, Hyperthyreose, Anstrengung, Sepsis
  • leise: bei Mitralklappeninsuffizienz, verminderter Auswurfleistung (in Ruhe), Herzinsuffizienz, AV-Block, Tachykardie, Herzmuskelerkrankung, Herzinfarkt, Perikarderguss, Pleuritis, Lungenemphysem (mit Husten, Dyspnoe), Adipositas
  • hörbar gespalten: bei Schenkelblöcken, Extrasystolen (physiologisch bei Jungendlichen)
  • wechselnde Lautstärke: Vorhofflimmern
  • paukend: Mitralklappenstenose

Zweiter Herzton
(Kammerdiastole)

Wird durch den Schluss der Taschenklappen zu Beginn der Diastole versursacht (im 2. ICR re./li. parasternal hörbar).

Physiologisch (natürlich):

  • kurz, hell (= Klappenschlusston), durch Schluss der Taschenklappen (Ende der Systole)
  • hörbar über der Herzbasis (lauter am 2. ICR li. parasternal)
  • die physiologische Spaltung des 2. Herztones ist zu hören über dem Punkt der Pulmonalklappe (die Aortenklappe schließt vor der Pulmonalklappe)

Pathologisch (krankhaft):

  • laut: bei Aortenklappeninsuffizienz, Hypertonie, Linksherzinsuffizienz
  • leise: bei Aortenklappenstenose, Pulmonalklappenstenose
  • pathologische Spaltung: bei Pulmonalklappenstenose, Vorhofseptumdefekt, Rechtsschenkelblock
  • paradoxe Spaltung (die Pulmonalklappe schließt vor der Aortenklappe): bei Aortenklappenstenose, Linksschenkelblock, Hypertonie, Aortenisthmusstenose
  • fixierte Spaltung: bei Vorhofseptumdefekt, Pulmonalklappenstenose, Rechtsschenkelblock, hypertrophe Kardiomyopathie
  • weitere Spaltung: bei pulmonaler Hypertonie, Rechtsschenkelblock

Dritter Herzton

Durch die Kammerfüllung verursacht (Diastole, 4.-5. li. parasternal hörbar).

Physiologisch (natürlich):

  • hörbar über der Mitralklappe bei Kindern und Jugendlichen (unter Umständen sogar Auftreten eines vierten Herztones)

Pathologisch (krankhaft):

  • dumpf, leise (= Galopprhythmus), Ausdruck eines erhöhten, diastolischen Füllungsdrucks: bei Herzinsuffizienz, nach akutem Herzinfarkt, Mitralklappeninsuffizienz, massiver Lungenembolie

Vierter Herzton

Durch die Vorhofkontraktion verursacht (Ende der Diastole; über Herzspitze- 5. ICR links hörbar).

Physiologisch (natürlich):

  • auch Vorhofton genannt, bei Jugendlichen

Pathologisch (krankhaft):

  • tief, leise, bei Belastung der Vorhöfe durch erhöhtem Kammerdruck: Aortenklappenstenose, Hypertonie, Koronarerkrankungen, Herzmuskelschwäche (Herzinsuffizienz), Hyperthyreose, Schwangerschaft

 

Merke
Herztöne werden durch die Herzarbeit hervorgerufen, Herzgeräusche durch Verwirbelungen im Blutstrom.