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Hypovolämischer Schock

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Hypovolämischer Schock

Volumenmangelschock ist eine weitere Bezeichnung für den hypovolämischen Schock. Ein hypovolämischer Schock wird verursacht durch eine Verminderung der zirkulierenden Blutmenge. Bedingt ist die Krankheit durch einen Blut-, Wasser- und Elektrolytverlust. Dadurch kommt es zu einer unzureichenden Durchblutung lebenswichtiger Organe. Anfangs kann der Körper die Lage noch stabilisieren indem er den Kreislauf über Pressosensoren aufrechterhält (z.B. Abnahme der peripheren Blutmenge). Wird zu dieser Zeit kein Volumen zugeführt, so kommt es zu einer weiteren Zentralisierung der Blutmenge und schließlich zu einem drohenden Schock. Der Körper ist dehydriert und die Elektrolyte entgleisen.  Ziel der Behandlung ist es weitere Komplikationen zu vermeiden und den Schock weiter ausbreiten zu lassen. Dies geschieht indem man die Blutungsquelle stoppt und großzügig Infusionen verabreicht.

Leitmerkmale: Blasse, feuchte Haut, Hypotonie, kollabierte Halsvenen, Oligurie
Definition Beim hypovolämischen Schock handelt es sich um Beschwerden, die nach einer sehr starken Verminderung des intravasalen Volumens auftreten

Weitere Bezeichnungen
(Synonyme)
  • Volumenmangelschock
Einteilungen
  • hämorrhagischer Schock: durch starke innere oder äußere Blutverluste ohne wesentliche Gewebeschädigung
  • hypovolämischer Schock: durch starke Verluste an Blut/ Wasser/Elektrolyte ohne akute Blutung
  • traumatisch-hämorrhagischer Schock: durch akute Blutverluste mit ausgedehnten Gewebeverlusten nach einer Verletzung/Unfall
  • traumatisch-hypovolämischer Schock: durch eine großflächige Verbrennung
Stadien
  • Stadium 1 (kompensiert): feucht-kühle/nasse Haut, Blutdruck noch normal
  • Stadium 2 (dekompensiert): Tachykardie, Rückgang der Diurese (Oligurie), erniedrigter systolische Blutdruck (unter 100 mmHg), im liegen kollabierte Halsvenen
  • Stadium 3 (irreversibel):  sehr niedriger systolischer Blutdruck (unter 60 mmHg), flache/schnelle Atmung, kaum tastbarer Puls, Anurie, Bewusstseinsstörungen
Ursachen
  • Trauma: Frakturen (Oberschenkel, Becken), Milz-/Leberruptur, Hämatothorax, Operationen (Nachblutung)
  • Kreislauf: Blutverlust (Blutungen, Aortenaneurysmaruptur), Plasma- und Flüssigkeitsverluste (Verbrennungen), starkes Schwitzen
  • Verdauungstrakt: Erbrechen, Durchfälle, Peritonitis, Pankreatitis, Aszites, Ileus, gastrointestinale Blutung, Ösophagusvarizen
  • Stoffwechsel: Diabetes mellitus, Diabetes insipidus
  • Erkrankungen: Thyreotoxische Krise, Typhus, Cholera, Hypernatriämie, Hypokaliämie, Leberzirrhose, akutes Nierenversagen
  • Medikamente: Diuretika
Symptome
  • Schocksymptome: Schwindel, Bewusstseinseintrübung
  • Allgemeinsymptome: Unruhe, starker Durst, Kältezittern
  • dermal: blass, feucht, kalter Schweiß, kollabierte Venen, stehende Hautfalten
  • vasal/kardial: niedriger Blutdruck, Tachykardie, kollabierte Halsvenen (DD: kardiogener Schock)
  • renal: Oligurie bis Anurie
  • pulmonal: Tachypnoe, Hyperventilation
Diagnose Anamnese: Klinik, Vorerkrankungen, Verletzungen, Schockindex
Körperliche Untersuchung: Puls, Blutdruck, Haut, Bewusstsein, Temperatur
Labor: Blutbild, Gerinnung, Urinproduktion (Blasenkatheter), Blutgase
Apparative Diagnostik: Pulsoxymetrie, Kapnografie, CT, MRT

Therapie
  • Allgemeinmaßnahmen: Volumenzufuhr (isotonische Salzlösung)
  • Medikamentöse Therapie: Schmerzmittel, Sedierung, Erythrozytenkonzentrate, Frischplasma
  • Apparative Therapie: Intubation, Beatmung

 

Notfall

Notfallmaßnahmen beim hypovolämischen Schock:

  • Anruf: Notarzt
  • Allgemeinmaßnahmen: Patienten beruhigen, beengte Kleidung entfernen, Patient zudecken, rasche Blutstillung
  • Lagerung: Schocklagerung (nicht bei Verletzungen im Bereich des Kopfes, Lunge oder oberer Magen-Darm-Trakt), bei Bewusstlosigkeit: stabile Seitenlage
  • Vitalzeichenkontrolle: engmaschig
  • Reanimation: Wiederbelebung
  • Zusatzmaßnahmen: Sicherung der Atemwege: evtl. Beatmung, Sauerstoff-Zufuhr (4-6l/Min), venöse Zugänge: 2-3 großlumige zur Volumensubstitution
  • Medikamente: Flüssigkeitszufuhr 500-1500ml 0,9% NaCl-Lösung

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