Anamnese - Diagnose
Kleinhirnzeichen

 Zurück zur alphabetischen Auswahl

Untersuchung der Koordination (Kleinhirnzeichen)

 Erste Hinweise erhält man durch evtl. auffällige Mitbewegung der Arme, taumelnden Gang, Breite der Schritte.

 

Einteilung
  • Ataxie: zielgerichtete Bewegungen erfolgen nicht gradlinig (Bewegungsabläufe passen nicht mehr zusammen), sondern sind gestört z.B. im Zickzack oder schwankend (Zeichen für Schäden an sensiblen peripheren Nerven, Hinterstrang, Kleinhirn)
  • Dyssynergie: Zusammenspiel der Muskulatur ist gestört (Zeichen für Kleinhirnschädigung)
  • Dysmetrie: aufgewendete Kraft wird falsch „dosiert“ (Zeichen für Kleinhirnschädigung)
  • Muskelhypotonie: verminderte Muskelspannung mit abgeschwächten Muskelreflexen
  • Intentionstremor: unmittelbar vor dem Ziel tritt ein grobschlägiger Tremor auf
Tests
  • Romberg Stehversuch: Stehen mit geschlossenen Augen; positiv, wenn gerades Stehen unmöglich ist, (beim Schließen der Augen beginnt er zu schwanken, Fallneigung zur betroffenen Seite)
  • Unterberger Tretversuch: im Dunkeln mit geschlossenen Augen und nach vorn ausgestreckten Armen ca. 30 sec. auf der Stelle treten; positiv: Drehtendenz zur betroffenen Seite
  • Rumpfataxie: Schwanken im Sitzen oder beim Gehen, der Patient kann nicht ruhig sitzen oder stehen (Kleinhirnzeichen)
  • Gangataxie: Test mit Seiltänzergang (breitbeiniger Gang ist kompensatorisch zu beobachten) Gehen mit geschlossenen Augen (Polyneuropathie: unkoordinierte, ungerichtete Bewegungen)
  • Glied-/Extremitätenataxie: die Bewegung geht über das Ziel hinaus (Hypermetrie), bei Intentionstremor
    • Finger-Nase-Versuch: den Zeigefinger zuerst bei offenen, dann bei geschlossen Augen an Nase führen 
    • Knie-Hacken-Versuch: die Ferse des einen Beines am Knie/ Unterschenkel des anderen Fußes entlang langsam herunterfahren 
  • Dysdiadochokinese: das Zusammenspiel antagonistischerMuskulatur ist gestört; Test: Handbewegung wie beim Einschrauben einer Glühbirne
  • Rebound-Phänomen: nach oben gerichtete Arme sollen gegen Widerstand gedrückt werden, bei plötzlichem Nachlassen schlagen die Arme übermäßig nach oben aus (Zeichen für Hypermetrie (zu lange Willkürbewegungen), Kleinhirnschaden)

 

 

Gangbilder

M. Parkinson

Oberkörper nach vorn gebeugt, kurze, schlürfende schritte, Verminderte Mitbewegung der Arme, Schwierigkeiten beim Überwinden kleiner Hindernisse

Zerebrale Ataxie

Unsicher, schwankend, Fallneigung trotz offener Augen, keine visuelle Kontrolle möglich

Peroneuslähmung

„Steppergang“ aufgrund einer Fußheberschwäche, Anheben des Fußes durch Kniebeugung

Muskeldystrophien

„Watschelgang“ aufgrund einer proximalen Muskelschwäche

Spastische Hemiparese

„Wernicke-Gang“, kreisförmige Außenbewegung des gestreckten Beins, Arm/ Ellbogen/ Hand-/Fingergelenke sind adduziert und flektiert

Beidseitige Spastik

„Scherengang“, beide Beine sind gestreckt, werden langsam nach vorn geführt

Polyneuropathie

Unsicher, schwankend, mit Blick zu Boden, visuelle Kontrolle noch möglich