Krankheiten
Morbus Hodgkin

 Zurück zur alphabetischen Auswahl

Morbus Hodgkin

Hodgkin-Lymphom, Lymphogranulomatose: maligne, chronisch fortschreitende Erkrankung des lymphatischen Gewebes (v.a. in Lymphknoten, B- Lymphozyten) mit unterschiedlichen Ursachen, die meist unbekannt sind.

Leitmerkmale: Lymphknotenvergrößerung (Kopf/Hals), Gewichtsverlust, Fieber, Nachtschweiß
Einteilung
  • noduläres Lymphozyten-prädominantes Hodgkin-Lymphom: große Zellen mit gefaltetem Kern
  • klassische Hodgkin-Lyphom: Sternberg-Reed-Zellen
  • nodulär-sklerosierend (80%): Narben, knotige Infiltrate, v.a. junge Frauen
  • gemischtzellig (15%): viele verschiedene Zellen (Granulozyten, Plasmazellen), v.a. im Alter über 50 Jahre
  • lymphozytenreich (4%): vielekleine Lymphozyten (B- Lymphozyten dominieren), v.a. junge Männer
  • lymphozytenarm: wenige Lymphozyten, v.a. im Bauchraum, im Alter
Stadien
I Befall einer Lymphknoten-Region
II Befall von zwei oder mehreren Lymphknoten-Regionen auf der gleichen Zwerchfellseite
III Befall von zwei oder mehreren Lymphknotenregionen auf beiden Seiten des Zwerchfells
IV Befall eines oder mehrerer extralymphatischer Organe
Pathogenese Durch eine unbekannte Ursache (meist) kommt es zu einer Bildung von malignen Zellen (v.a. B-Lymphozyten), die sich zuerst auf einen Lymphknoten beschränken und später über die Lymphe (viel später auch über das Blut) streuen. Zuerst werden die Lymphknoten im Hals-/Kopfbereich befallen, dann breitet sich die Erkrankung über die Lymphe und das Blut im ganzen Körper aus und befällt schließlich die Organe.

Ursachen
  • unbekannt, evtl. immunologisch, evtl. viral (Epstein-Barr, HIV), genetisch, Chemikalien
  • v.a. junge bis mittlere Männer (30-40)
Symptome
  • B-Symptomatik: Fieber (Pel-Ebstein-Fieber: wellenförmiger Verlauf mit fieberfreien Intervallen (über 380C), Fieberanstieg v.a. am Abend; Gewichtsverlust, Nachtschweiß, schnelle Müdigkeit, Leistungsabfall
  • Lymphknoten: schmerzlose Vergrößerungen (v.a. Halsbereich, Achsel, Leistenregion), gummiartig, gut verschiebbar,  zu Paketen verwachsen, Lymphknotenschmerzen nach Alkoholkonsum (20%)
  • Allgemeinsymptome: Infektanfälligkeit (Pilze, Herpes Zoster)
  • Einflussstauung mit Halsschwellung (Stokes-Kragen), evtl. Dyspnoe
  • dermal: Bronzefärbung, Juckreiz, Erythem, Urtikaria
  • bei Rückenmarksbefall: Rückenschmerzen, Beinschwäche
  • Leber-/Milzvergrößerung
  • Spätsymptome bei Befall der:
    • mediastinale Lymphknoten: Horner-Syndrom, Dyspnoe, Stridor
    • inguinale Lymphknoten: periphere Ödeme
    • mesenteriale Lymphknoten: Malabsorption
Diagnose Körperliche Untersuchung: Palpation aller tastbaren Lymphknoten, evtl. gestaute Halsvenen, Leber-/Milzgröße, Auskultation: Tachykardie
Labor: Blutbild (Granulozytose), Differentialblutbild (Lymphozytopenie), Erythrozyten ↓ (Tumoranämie), geringe Leukozytose, BSG ↑, LDH↑, AP↑,γ- GT↑, Serumeisen ↓, Ferritin↑, Leber-/ Nierenwerte↑, Schilddrüsenwerte
Apparative Diagnostik: Sonographie (Abdomen, Lymphknoten), Lymphknotenpunktionen (Sternberg-Reed-Riesenzellen, Hodgkin-Zellen), Rö-Thorax, CT-Thorax und -Abdomen, Knochenmarkbiopsie, Tumorstaging (Ausbreitung), Lungenfunktionsprüfung, evtl. Knochenmarksszintigrafie, evtl. Leberbiopsie

Differentialdiagnose
  • Tumoren: Non-Hodgkin-Lymphome, Metastasen
  • Viruserkrankungen: Röteln, Toxoplasmose, Mononukleose
  • pulmonal: Sarkoidose, Tbc, Bronchialkarzinom
  • Autoimmunerkrankungen: Lupus erythematodes, rheumatoide Arthritis, Sjögren-Syndrom
  • lokale Infektionen
Komplikationen Gefäßkompressionen, Infektneigung, Rezidive, Metastasenbildung (Leber, Lunge, Knochenmark)

Therapie
  • Allgemeinmaßnahmen: nach den Symptomen, Psyche, Sport, Bewegung
  • Ernährungstherapie: Vitamin C, E, Selen, Zink, Magnesium
  • Naturheilkundliche Therapie: Thymus-/Mistelpräparate, Stärkung des Immunsystems, Entgiftungstherapie
  • Medikamentöse Therapie: Chemotherapie nach speziellen Therapieprotokollen, Antiemetika, Histaminrezeptoren-Blocker, Transfusionen (Erythrozyten, Thrombozyten)
  • Operative Therapie: Strahlenbehandlung, Resektion der befallenen Lymphknoten, Knochenmark- oder Stammzelltransplantation, Knochenmarkstransplantation
Prognose Unbehandelt tödlich, unter Therapie Heilung in 50% bis 90%, abhängig vom Stadium.

 

Cave
Jede schmerzlose Lymphknotenvergrößerung ohne eindeutige Ursache muss zum Arzt überwiesen werden.

gg