Krankheiten
Myasthenia gravis

 Zurück zur alphabetischen Auswahl

Myasthenia gravis

Erb-Goldflam-Krankheit; schwere Muskelschwäche (Autoimmunerkrankung), die unter Belastung (am Tag) sich verschlechtert, in Ruhe aber bessert. V.a. betroffen ist die Gesichts- und Rachenmuskulatur, 90% entwickeln sich zur generalisierten Form.

Leitmerkmale: zunehmende Muskelschwäche/Müdigkeit bei Belastung, Doppelbilder, Schluck-/ Sprechstörungen
Einteilung
  • einfache Form (10%): nur die Augenmuskeln sind betroffen
  • generalisierte Form: Kau-/Sprech-/Schluck-/Atemstörungen
Stadien
I nur Augenmuskeln betroffen
IIa leichte Generalisierung (Extremitäten)
IIb mittelschwere Generalisierung
III ganzer Körper mit Atemmuskeln
IV chronische Form
Pathogenese Fehlgesteuerte Antikörper blockieren/stören die Übertragung der Nervenimpulse vom Nerv zum Muskeln an den Synapsen (Acetylcholinrezeptoren). Somit wird der elektrische Impuls vom ZNS nicht mehr vollständig auf die Muskeln weitergeleitet und es kommt zu einer gestörten Signalübertragung zwischen Nerven und Muskeln.

Ursachen
  • unbekannt, v.a. Frauen
  • evtl. Thymusbeteiligung, Antikörper
Auslöser
  • Stress
  • Infekte
  • Wetterwechsel
  • seelische Belastung
  • Alkohol
  • Fieber
  • Schlafmangel
  • Medikamente: Analgetika, Antibiotika, Antidepressiva, Antirheumatika, Diuretika, Lokalanästhetika, Magnesium
Symptome
  • Anfangsstadium: abends große Müdigkeit (bessern sich nach Ruhepausen), kleine Muskelgruppen sind zuerst betroffen (Erschlaffung)
    • Augen: ein-/beidseitig, schwere, herab hängende Augenlider, Probleme beim Schließen der Augen, Doppelbilder
    • Gesicht: ausdruckslos, verzerrte Mimik, undeutliche Sprechweise
    • muskulär: oft stolpern/Stürze, Dinge werden fallen gelassen, schnelle Ermüdung bei wiederholten Bewegungen, Schluck-/Kaubeschwerden
    • pulmonal: Atemnot bei Belastung, zunehmende Schwäche bei Anstrengungen (Treppensteigen)
    • in schwerer Fällen: ganze Skelettmuskulatur betroffen
Diagnose Anamnese: Doppelbilder, Kau-/Schluckbeschwerden, Gewichtsabnahme, abnorme Ermüdung
Körperliche Untersuchung: neurologischer Status, Ermüdungstests
Labor: Blutzucker, Nierenwerte, Schilddrüsenparameter, Antikörper
Apparative Diagnostik: Thorax-CT (+ Kontrastmittel), Sonographie, MRT, Muskelbiopsie, Simpson-Test, Elektromyographie

Differentialdiagnose
  • nerval: Nephropathien, funktionelle Paresen, Multiple Sklerose, amyotrophe Lateralsklerose
  • endokrin: Schilddrüsenerkrankungen
  • Infektionen: Botulismus, Poliomyelitis
  • allgemein: Augenmuskelerkrankungen, Hirntumoren, Diabetes mellitus, Durchblutungs-/Stoffwechselstörungen, Vergiftungen
Komplikationen Myasthene Krise (lebensbedrohliche Atem-/Schluckbeschwerden), cholinerge Krise (Muskelkrämpfe), Infektionen

Therapie
  • Allgemeinmaßnahmen: regelmäßige Krankengymnastik, Gangschulung, Logopädie, psychosoziale Betreuung, warme Bäder, wechselwarme Waschungen, Stress vermeiden, Nikotin/Alkohol vermeiden
  • Ernährungstherapie: eiweißarme Kost
  • Naturheilkundliche Therapie: Akupunktur, Bachblüten, Homöopathie, Schüssler Salze
  • Medikamentöse Therapie: Acetylcholinesterasehemmer, Kortison, Immunsuppressiva, Immunglobuline
  • Operative Therapie: Thymektomie
Prognose Sehr individuell, nicht heilbar, Symptome können sich verbessern oder verschlechtern. Größte Veränderungen in den ersten 5-7 Jahren. Meistens gut mit Medikamenten beherrschbar.

gg