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Ösophaguskarzinom

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Ösophaguskarzinom

Bösartiger Speiseröhrentumor, meist ein Plattenepithelkarzinom (Schleimhaut), 1-3% aller Karzinome, Männer bevorzugt (ab 45 Jahren), Vorkommen: meist an physiologischen Engstellen (Ösophaguseingang, Trachealbifurkation, Zwerchfellenge), häufiger im unteren Drittel.

Leitmerkmale: Dysphagie, Globusgefühl, „Kratzen im Hals“, Gewichtsverlust
Pathogenese Durch jahrelange Mikroentzündungen der Ösophagusschleimhaut kommt es zu Epitheldysplasmen, auf deren Grundlage sich ein Karzinom entwickeln kann (Plattenepithel- oder Adenokarzinom). Da der Ösophagus keine Seriosa-Schicht hat, können hier Karzinome schnell in die Umgebung infiltrieren.

Ursachen Meist unklar.

  • Risikofaktoren: männliches Geschlecht, Nikotin, Alkohol, Nitrosamine, Schimmelpilztoxine, zu scharfe/heiße Speisen/Getränke, Verätzungen, wenig gekaute Speisen, Adipositas, Stenosen, Röntgenstrahlen
  • Erkrankungen: Bulimie, Stenosen, Refluxösophagitis, chronische Reizung der Ösophagusschleimhaut, Barrett-Ösophagus, Achalasie, Verätzungen (Säure/Laugen), chronischer Eisenmangel, Sprue, Sklerodermie, evtl. Viren
  • Bevorzugte Stellen: oberes (15%), mittleres (50%), unteres (35%) Drittel des Ösophagus
Symptome Lange beschwerdefrei, erst wenn 2/3 des Ösophagus eingeengt sind:

  • Leitmerkmale: Dysphagie, Globusgefühl, „Kratzen im Hals“, Gewichtsverlust (10-20 kg)
  • Allgemeinsymptome: Druckgefühl/Brennen hinterm Sternum, Schmerzen/Missempfindungen beim Schlucken (in den Rücken ausstrahlend), Schlingstörungen, Sodbrennen, Aufstoßen, Regurgitation von Speisen, Mundgeruch (faulig), vermehrte Schleimbildung, Appetitlosigkeit
  • Gewichtsverlust und andere Tumorzeichen: abnehmende Leistungsfähigkeit, subfrebrile Temperatur, Nachtschweiß, Lymphknotenschwelung am Hals 
  • Spätsymptome: Erbrechen von blutigem Speiseröhreninhalt, Husten, Pleuraerguss, inspiratorischer Stridor, Teerstuhl (verschlucktes Blut gelangt über den Magen in den Darm)
  • Befall der Nachbarorgane: Heiserkeit, Horner-Syndrom, unstillbarer Hustenreiz, Sekundärinfektionen (Bakterien, Pilze)
Diagnose Anamnese: Schluckbeschwerden, Vorerkrankungen, chronische Schädigungen, Ernährungs-/Essgewohnheiten, Gewichtsverlauf, Anämie
Körperliche Untersuchung: Ernährungszustand, Palpation: Lymphknoten
Labor: Blutbild (Anämie), BSG, CRP, Eisen, Tumorparameter (evtl. CEA), Hämoccult-Test
Apparative Diagnostik: Ösophago-/Gastroskopie mit Biopsie, Röntgen-Abdomen (Kontrastmittel, Tumordarstellung), Röntgen-Thorax (Lungenmetastasen?), CT (Metastasen), Bronchoskopie, Sonographie (Oberbauch, Lebermetastasen?)

Differentialdiagose
  • enteral: alle Erkrankungen mit Dysphagie (Achalasie, Ösophagusdivertikel, Refluxösophagitis usw.)
  • Tumoren: gutartige (Zysten, Polypen, Fibrome)
Komplikationen
  • Infiltration der Nachbarorgane, metastasiert früh über die Lymphe in die Lymphknoten (Brust, Hals), hämatogen in Leber, Lunge, Knochen
  • Fisteln in Trachea oder Bronchien, Aspirationspneumonie: Hustenreiz beim Schlucken, Dyspnoe, Fieber
  • Stenose, Strikturen
Therapie
  • Allgemeinmaßnahmen: Atemübungen, Psyche, Kneipgüsse, Bewegung an frischer Luft
  • Ernährungstherapie: Regelmäßigkeit, ausreichend Eiweiß, Vitamine (E, C.A,B6), Selen, reichliche Flüssigkeitszufuhr, Gemüse (Grünkohl, Spinat, Rosenkohl, Rote Beete, Tomaten),  Sicherstellung einer ausreichenden Ernährung (hoch kalorisch, eiweiß-/vitaminreich, evtl. flüssig
  • Naturheilkundliche Therapie: Darmsanierung, Enzymtherapie, Mistelpräparate, Phytotherapie, Thymustherapie
  • Medikamentöse Therapie: Chemotherapie
  • Operative Therapie: Ösophagusersatz (Magenhochzug, Darminterponat), Strahlentherapie, Stents (bei Tumorfisteln), PEG (percutane endoskopische Gastrotomie; zur Ernährung)
  • Palliative Therapie: Erhaltung der Nahrungspassage durch Laserkoagulation/-therapie, Bougierung, Endotubusimplantation, Einlegen eines Kunststofftubus oder Stents, evtl. Ernährungsfistel
Prognose Überlebenszeit nach der Diagnose. 4-5 Monate; je höher die Tumorlokalisation, desto schlechter die Prognose.

 

Cave
Bei Schlingstörungen immer zuerst abklären ob ein Karzinom vorliegt.

gg