Krankheiten
Schädel-Hirn-Trauma

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Schädel-Hirn-Trauma (SHT)

Sammelbezeichnung für gleichzeitige Verletzungen von Schädel (Weichteile, Knochen) und Gehirn (Hirnhäute, Hirnsubstanz, Gefäße). Betroffen sind in unterschiedlichem Maße immer beide Formationen.

Leitmerkmale: Bewusstseinsstörungen, Verletzungszeichen, evtl. Liquorrhoe
Einteilung
  • SHT 1. Grades; Commotio cerebri (Gehirnerschütterung): Bewusstlosigkeit kürzer als 5 Min., kurze Hirnschädigung ohne neurologische Ausfälle, keine bleibenden Schäden evtl. wochenlange Kopfschmerzen, Schwindel, Sehstörungen
  • SHT 2. Grades; Contusio cerebri (Gehirnprellung): Bewusstlosigkeit zwischen 5 und 30 Min., neurologische Gehirnschäden, kann Dauerschäden hinterlassen
  • SHT 3. Grades; Compressio cerebri (Gehirnquetschung): Bewusstlosigkeit länger als 30 Min. sekundäre Kompression des Gehirns durch Drucksteigerung nach einer Gehirnerschütterung, bleibende neurologische Schäden durch Einblutung
Einteilung nach Glasgow-Koma-
Skala
I GCS 13-15 Bewusstlosigkeit, anterograde Amnesie unter 1 Stunde, keine neurologischen Ausfälle
II GCS 9-12 Bewusstlosigkeit bis 24 Stunden, anterograde Amnesie bis 48 Stunden, vegetative Störungen
III GCS < 9 Bewusstlosigkeit über 24 Stunden, neurologische Ausfälle, vegetative Störungen
Pathogenese Durch eine äußere Gewalteinwirkung auf den Kopf werden die Nervenzellen kurzzeitig in ihrer Funktion beeinträchtigt, wodurch es zu Ausfällen (reversibel bis bleibend) kommt.

Ursachen
  • direktes oder indirektes Trauma
Symptome
  • Bewusstseinsstörung
  • Allgemeinsymptome: Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Erbrechen, Kreislauflabilität, Verwirrtheit
  • Amnesie: Erinnerungslücken vor dem Unfall (retrograd) nach dem Unfall (anterograd)
  • neurologische (fokale) Symptome: Halbseitensymptome, Pupillenstörungen, Krampfanfälle
  • Verletzungszeichen: Prellmarken, Wunden, Hämatome
  • Liquorrhoe: evtl. bei offenen SHT (Austreten von Liquor aus der Nase, Ohren)
  • Störung der Atmungs-/Temperaturregulation
Diagnose Anamnese: Symptome, Bewusstlosigkeit, Unfallhergang, Glasgow-Koma-Skala
Körperliche Untersuchung: Inspektion des Kopfes, neurologische Untersuchung, Verletzungen, Liquorrhoe
Labor: Blutbild, Blutzucker, Elektrolyte, Urin-Status, evtl. Liquoruntersuchung
Apparative Diagnostik: Röntgen (Schädelbruch),CT, MRT, EEG, EKG, Dopplersono

Differentialdiagnose Schädelfraktur, Diabetes mellitus, andere Bewusstseinseintrübungen (Epilepsie, Drogenkonsum, Überdosierung von Medikamenten)

Komplikationen Subdurales/epidurales Hämatom, Hirnödem, Meningitis (bei offenen Verletzungen), Epilepsie, bleibende psychische/neurologische Defekte

Therapie
  • Allgemeinmaßnahmen: stationäre Überwachung (Klinik: 12-24 Std.), strenge Bettruhe, Nahrungskarenz
  • Medikamentöse Therapie: Analgetika, Antiemetika
  • Operative Therapie: Blutung entfernen, Analgetika, evtl. Beatmung
Sonderfall:
Apallisches Syndrom
Wachkoma; durch eine schwere Hirnschädigung (weiße Substanz) ist die Verbindung zwischen Hirnstamm und Großhirn gestört, der Patient ist zwar bei Bewusstsein, kann sich aber nicht bemerkbar machen.

  • Ursachen: zerebrale Durchblutungsstörungen, Vergiftung, nach Wiederbelebung
  • Symptome: Wachheit, keine Reaktion auf äußere Reize (Personen/ Gegenstände), Schluck-/Kaubewegungen, starker Speichelfluss, Gesicht starr, glänzend, Augen offen, Streckkrämpfe, Eigenreflexe erhöht, Blutdruck/Puls/Körpertemperatur unregelmäßig
  • Therapie: Intensivmedizin, evtl. Beatmung
  • Prognose: tödlich bei Komplikationen (Infektionen), je länger und je älter der Patient, desto schlechter die Prognose

 

Notfall

Schädel-Hirn-Trauma:

  • Anruf: Notarzt
  • Allgemeinmaßnahmen: Patienten beruhigen, beengte Kleidung entfernen, Patient zudecken
  • Lagerung: keine Kopftieflage (Hirndruck !); Mittellage, mäßig Kopf-/Oberkörper hoch
  • Vitalzeichenkontrolle: engmaschig
  • Reanimation: wenn nötig
  • Zusatzmaßnahmen: Sauerstoffgabe, i.v.- Zugang, evtl. Schockbehandlung

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