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Schlafapnoe-Syndrom

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Schlafapnoe-Syndrom

Störung der Atemregulation, die durch Atempausen (> 10 Sec.) im Schlaf gekennzeichnet sind (mehr als 10 Apnoephasen je Stunde Schlafzeit).Meist nach dem 40. Lebensjahr (Männer), bei vorbestehender Adipositas und arterieller Hypertonie.

Leitmerkmale: Tagesmüdigkeit, lautes und unregelmäßiges Schnarchen, Atempausen nachts
Einteilung
  • obstruktive Form (90%): anatomisch bedingt, mechanische Atembehinderung, erhöhte Kollapsneigung der extrathorakalen Atemwege: Schlund, Pharynx (=>Verminderung/Unterbrechung des Luftstromes mit Unterversorgung des Sauerstoff im Gewebe), dadurch heftige Atembewegungen durch welche der Patient aufwacht
  • zentrale Form: periodischer Ausfall des Atemantriebs durch verminderte Stimulation der Chemorezeptoren (keine thorakalen/abdominellen Atembewegungen, da keine Aktivierung der Atemmuskulatur); es kommt zu einem Atemstillstand, da auch die Atemmuskulatur mitbetroffen ist
  • Mischformen
Pathogenese Während des Schlafs entspannt die Muskulatur der oberen Atemwege. Beim Einatmen kann die Luft durch die zusammengefallen Luftröhre nicht vollständig in die Lungen gelangen, Es kommt zum Sauerstoffmangel im Gewebe durch den der sympathikus angeregt wird und den Schläfer weckt.
Durch immer wiederkehrendes Aufwachen (meist unbemerkt) wird der Tiefschlaf unterbrochen, es kommt zu einer erhöhten Kohlendioxidkonzentration im Blut, wodurch vermehrt Katecholamine ausgeschüttet werden. Diese bewirken einen arteriellen Blutdruckanstieg, Herzrhythmusstörungen und Tagesmüdigkeit.
Durch die nächtliche Hypoxie/Hyperkapnie (Atempausen von > 10 Sekunden) kommt es zu pulmonal-arteriellen Vasokonstriktionen (Hypertonus, Rechtsherzinsuffizienz).

Ursachen
  • unklar
    • obstruktive Form: unbekannt, Rachenanatomie, chronische Sinusitis, Rauchen, Alkohol, Drogen, Medikamente (Schlafmittel, Sedativa, Betarezeptorenblocker)
    • zentrale Form: Herzinsuffizienz, angeboren
    • begünstigend: Adipositas, HNO-Erkrankungen
Risikofaktoren
  • große Tonsillen
  • Nasenseptumdeviation
  • Nasenpolypen
  • vergrößerte Zunge
  • Allergien
Symptome
  • Allgemeinsymptome: Leistungsknick, Konzentrationsstörungen, Unausgeschlafenheit, Tagesmüdigkeit, morgendliche Kopfschmerzen/ Mundtrockenheit, Hypertonie, Zyanose, Polyglobulie
  • nachts: unregelmäßiges, lautes  Schnarchen, Atemstillstände, Nachtschweiß, nächtliches Aufwachen
  • kardial: Sinusarrhythmie, Tachykardie, Herzrhythmusstörungen
  • zentral: Gehirnstörungen, Kopfschmerzen (morgens), Depression
  • später: Zeichen der Rechtsherzinsuffizienz, Hypertonie, Herzinfarkt
  • Verstärkung: Alkohol, Zigaretten, Sedativa, Beta-Blocker, Adipositas
Diagnose Anamnese (Fremdanamnese): Hypertonie, Adipositas, Stoffwechselstörung (Risikofaktoren), Familienanamnese (lautes Schnarchen, Atempausen), Tagesmüdigkeit
Körperliche Untersuchung: Herzrhythmusstörungen, Tachykardie
Labor: Polyglobulie, Schilddrüsenwerte
Apparative Diagnostik: Rö-Thorax, EKG (Rechtsherzinsuffizienz, Rhythmusstörungen), Lungenfunktionsdiagnostik (Obstruktion?), HNO-Untersuchung, neurologische/kieferchirurgische Untersuchungen
Schlaflabor: ambulantes Schlafmonitoring
HNO-Arzt: Tonsillenhypertrophie , Nasenscheidewand gekrümmt

Differentialdiagnose Schnarchen ohne Apnoen, zerebrale Erkrankungen, Restless-legs-Syndrom, Periodic-leg-movement- Syndrom,  Linksherzinsuffizienz

Komplikationen Patient ist gefährdet durch Herzrhythmusstörungen, Blutdruckerhöhung (=> Herzinfarkt, Schlaganfall), Cor pulmonale, respiratorische Globalinsuffizienz, Unfallrisiko (Sekundenschlaf)

Therapie
  • Allgemeinmaßnahmen: Rauchen/ Alkohol/Schlaf-/Beruhigungsmittel vermeiden, veränderte Schlafposition (Schlafen mit erhöhtem Oberkörper), Übergewicht reduzieren, Blutdruck einstellen, tagsüber ausreichend Bewegung, Sauerstofftherapie
  • Schlafhygiene:  keine schweren Mahlzeiten/Koffein vor dem Schlafen, regelmäßiger Schlafrhythmus, dunkler/ruhiger Schlafraum, kein Mittagschlaf
  • Naturheilkundliche Therapie: Aderlass, Akupunktur, Ohrakupunktur, Bachblüten, Eigenbluttherapie, Homöopathie, Manuelle Therapie, Neuraltherapie, Phytotherapie (Baldrian, Melisse, Johanniskraut), Schüssler Salze
  • Medikamentöse Therapie: Theophyllin, Betarezeptorenblocker
  • Operative Therapie: Korrekturen durch HNO-Arzt (Nasenseptum, Nasenmuscheln, Pharynx)
  • in schweren Fällen:
    • bei obstruktiver Erkrankung: nächtliche kontinuierliche Überdruckbeatmung (CPAP-Atemmaske; Continuous positiv airway pressure)
    • bei zentraler Erkrankung: nächtliche Sauerstoffgabe, Bilevel-PAP- Geräte (Bilevel postitiv airway pressure; Beatmung mit Überdruck)
Prognose Unbehandelt: erhöhte Mortalität durch Hypertonie

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