Krankheiten
Syphilis

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Syphilis (Lues, harter Schanker), angeborene Lues

Chronisch verlaufende Infektionskrankheit, durch Geschlechtsverkehr übertragen.
Stadium I und II: Frühsyphilis
Stadium III (IV): Spätsyphilis

Leitmerkmale: zuerst derbes, hartes Knötchen, später Hauterscheinungen, Meningitis, Gummen, neurologische Ausfälle
Erreger Treponema pallidum (gramnegatives Bakterium)

Ausbreitung Weltweit v.a. Osteuropa (2. Geschlechtskrankheit nach Gonorrhö in Deutschland)

Ansteckung
  • Geschlechtsverkehr, Bluttransfusionen, selten: Schmierinfektion (Wäschestücke, Gegenstände), Bluttransfusionen
  • Stadium I und II nur ansteckend
  • Ansteckung des Fötus über Plazenta möglich, medizinisches Personal gefährdet
Inkubationszeit 1-3 Wochen

Symptome
  • Lues I (Primärstadium)
    • an der Eintrittsstelle bildet sich ein Primäraffekt (kleines derbes, entzündliches Knötchen): derber Rand, harter Grund, nicht schmerzhaft
    • Anschwellung der regionalen Lymphknoten (schmerzlos, derb, einseitig)
    • Vorkommen: Penis, Vagina, Vulva, Anus, Rektum, Mundhöhle
    • Primäreffekt verschwindet nach ca. 5 Wochen, nach einer Latenzzeit (bis 10 Wochen) kommt es zum Lues II (bei keiner Behandlung)

  • Lues II (Sekundärstadium)
    • Spirochäten befinden sich im Blut, hochinfektiöse Veränderungen der Haut und Schleimhaut
    • Allgemeinsymptome: Fieberanstieg, allgemeines Krankheitsgefühl, Kopf-/Gliederschmerzen
    • Hauterscheinungen: hellrote bis bräunlich-rote Papeln, schuppen, jucken nicht, Schmerzen auf Druck, symmetrisches Exanthem, stammbetont
    • generalisierte Lymphknotenschwellungen
    • Stadium II kann 2-5 Jahre andauern (Latenzphasen mit mehreren Rückfällen) Haarausfall, Schleimhautveränderungen im Mund, Angina, Iritis, Hepatitis, Meningitis
    • 1/3 spontane Ausheilung

  • Lues III (Tertiärstadium)
    • Organmanifestation
    • durch frühzeitige Antibiotikagabe nur noch selten (35 Jahre nach Infektion)
    • Gummen (Granulationsgeschwülste) an Organen (Herz, ZNS) und Haut: zentrale Verkäsung, gummiartige Knoten, Perforationsneigung (im Gesicht: Sattelnase)
    • Aortenaneurysmen, Aortenklappeninsuffizienz, Arteriitis
    • Hirnnervenausfälle bis Halbseitenlähmungen

  • Lues IV (Quartialstadium) (wird auch oft dem Tertiärstadium zugerechnet (Neurosyphylis)):
    • Progressive Paralyse: Gehirnerweichung (Pupillenstörungen, verwaschene Sprache, zittrige Schrift, Gangstörungen, Demenz)
    • Tabes dorsales: Rückenmarksschwindsucht (Pupillenstörungen, Gangstörungen, Augenmuskelstörungen, sensible Ausfallerscheinungen)
Diagnose Primärstadium: Gewebesaft (Dunkelfeldmikroskop)
Sekundärstadium: Blut
Kann viele Krankheitsbilder imitieren

Differentialdiagnose
  • andere Geschlechtskrankheiten
  • allgemein: Herpes genitalis, bakterielle Infektionen, ZNS-Erkrankungen, M. Hodgkin
Komplikationen Bei akutem Verlauf und Sepsis: Tod

Immunität/Prophylaxe
  • keine Immunität
  • kein ungeschützter Kontakt bei syphilitischen Hauterscheinungen
  • Mitbehandlung infizierter Sexualpartner
  • Benutzung von Kondomen
Therapie
  • Medikamentöse Therapie: Antibiotikagabe (Partner mitbehandeln)
Meldepflicht
  • Namentliche Meldung (§§ 7/8 IfSG) des Erregernachweises
Kurzbeschreibung 4 Stadien:
Stadien  
I Spirochäten dringen in Haut oder Schleimhaut ein: Geschwürbildung
II nach 6-8 Wochen: Erscheinungen an Haut, Schleimhaut, Organen
III Latenzzeit: (Jahre) Bakterien in Lymphknoten, Milz
IV Knötchen: verkäsend, granulomatös, gummiartig (Haut, Organen, Knochen

 

Merke
Bei allen Läsionen im Genitalbereich sollte man an Syphilis denken bis das Gegenteil erwiesen ist.

gg