Anästhesie
Transfusion

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Bluttransfusion - Transfusion

Blutübertragung; Übertragung von Blut/Blutprodukten von einem Menschen (Spender) auf einen anderen Menschen (Empfänger) mittels Infusion.

Allgemein
  • geschieht mittels intravenöser Infusion
  • die Transfusion ist durch das Transfusionsgesetz (1998) geregelt
  • Transfusionen sind Arzneimittel und somit verschreibungspflichtig
  • jede Transfusion benötigt der Aufklärung (Risiken) und Einwilligung des Patienten (nur in Notfallsituationen kann davon abgewichen werden)
  • die Blutgruppe des Spenders und des Empfängers müssen miteinander verträglich sein (AB0-System, Rhesusfaktor)
  • es wird nur noch selten Vollblut gegeben, weist wird das Blut in seine Komponente zerlegt (Zentrifuge) und diese einzeln und gezielt transfundiert
  • die Kühlkette  (nicht über 80C) darf nie unterbrochen werden
  • das „Anhängen“ einer Transfusion muss immer von einem Arzt vorgenommen  werden, die weitere Überwachung kann delegiert werden, wenn ein Arzt jederzeit erreichbar ist
  • bei Transfusionszwischenfällen muss die Blutübertragung sofort gestoppt werden
  • Erythrozytenkonzentrate und FFP sollten möglichst getrennt voneinander gegeben werden
Einteilungen
  • Fremdbluttransfusion (Fremdblutspende): Übertragung von Blut eines Spenders auf einen Empfänger
  • Eigenbluttransfusion (Eigenblutspende, Autotransfusion): Entnahme von Blut eines Patienten und spätere Rückgabe desselben Blutes an den Patienten, dem es auch entnommen wurde.
  • Erythrozytentransfusion: Gabe von Erythrozytenkonzentrate
  • Thrombozytentransfusion: Gabe von Blutplättchen
Produkte
  • Erythrozytenkonzentrate: enthalten rote Blutkörperchen (Gabe z.B. bei Anämie, Blutverlusten)
  • Granulozytenkonzentrate: enthalten weiße Blutkörperchen (Gabe z.B. bei Granulozytose, schweren Infekten)
  • Thrombozytenkonzentrate: enthalten Thrombozyten (Gabe z.B. bei Thrombozytopenie, Blutungsneigung)
  • Plasma (Fresh frozen plasma, FFP, Gefrierfrischplasma): enthält Blutplasma(bei großen Blutverlusten, Blutungsneigung)
  • Blutstammzell-Präparate: enthält Blutstammzellen (Gabe bei der Stammzelltransplantation)
  • Gerinnungsfaktor-Konzentrate: enthalten einzelne Gerinnungsfaktoren (Gabe bei Mangel an speziellen Gerinnungsfaktoren
Indikationen
  • akuter/chronischer Blutverlust
  • hämorrhagischer Schock
  • Anämie
  • Agranulozytose
  • Blutgerinnungsstörungen
  • Thrombozytopenie
Instrumentarium
  • großlumige Venenverweilkanüle
  • Stauschlauch
  • Desinfektionsmittel
  • Tupfer, Viggopflaster
  • Transfusionsbesteck
Durchführung
  • Anordnung und Durchführung darf nur über einen Arzt geschehen (ärztliche Tätigkeit)
  • spätestens am Vortag einer Operation sollten, falls benötigt, Blutkonserven für den Patienten gekreuzt (Kreuzprobe) und im Blutkonservenlabor bereit gestellt werden (die Menge richtet sich nach dem zu erwartenden Blutverlust)
  • gelagert werden müssen die Blutkonserven in dafür vorgesehene spezielle Kühlschränke mit möglicher Überwachungseinheit
  • eine Blutkonserve darf nur kurz vor ihrer Gabe aus diesem Kühlschrank entnommen werden
  • vor jeder Transfusion muss ein Bedside-Test durchgeführt werden
  • Transfusionen dürfen nur mittels spezieller Transfusionsbestecke gegeben werden
  • vor dem Herrichten der Konserve ist sie zu Überprüfen
  • stimmt alles überein, kann die Blutkonserve mittels Blutwärme auf Körpertemperatur aufgewärmt werden
  • die Konserve wird mit den Anschlüssen nach oben gehalten
  • die Schutzkappe eines der beiden Auslasse abziehen
  • den Dorn des Transfusionsbesteckes  steril in diesen Auslass der Blutkonserve hineindrehen
  • die Rollklemme vom Schlauch öffnen und mit Druck auf die Konserve die Tropfkammer ¾ füllen
  • jetzt wird die Konserve um 180o gedreht und das gesamte Transfusionsbesteck mit Blut gefüllt
  • danach wird das Transfusionsbesteck mit der Venenverweilkanüle verbunden
  • die Konserve muss danach 24 Stunden gekühlt aufbewahrt werden (falls ein verspäteter Transfusionszwischenfall auftritt)
  • der Patient muss mindestens 30 Minuten nach Beenden  der Transfusion weiter streng  überwacht werden
Kreuzprobe
  • das Blut des Spenders wird mit dem Blut des Empfängers vermischt
  • kommt es zu Verklumpungen darf diese Blut den Empfänger nicht gegeben werden (Unverträglichkeit)
Beside-Test Es wird mittels Testkarte patientennah  auf Anti A oder Anti B getestet:
  • Blutgruppe A      =             Koagulation Anti A
  • Blutgruppe B      =             Koagulation Anti B
  • Blutgruppe AB    =             Koagulation Anti A und Anti B
  • Blutgruppe O      =             Keine Koagulation
Überprüfung der Blutkonserve vor der Gabe
  • Identität des Patienten
  • Blutgruppe des Patienten
  • Blutgruppe der Konserve
  • Konservennummer
  • Kreuzprobenzettel (Patient/ Blutgruppe/ Konservennummer)
  • Gültigkeit der Kreuzprobe
  • Verfallsdatum der Konserve
  • Unversehrtheit der Konserve
  • Hämolysezeichen innerhalb der Konserve
Konservierung von Blut
  • alle Blutbestandteile altern, auch ausserhalb des Körpers in der Konserve
  • diesen Prozess kann man aber verlangsamen durch 
    • Zugabe von Stabilisatoren (machen das Blut ungerinnbar, ernähren die Erythrozyten)
    • Kühlung bei 2- 6 Grad im erschütterungsfreien Kühlschrank

  • dadurch können die Konserven bis zu mehreren Wochen gelagert werden (die Kühlkette darf aber nicht unterbrochen werden; sie ist unterbrochen wenn die Temperatur des Bluts 8 Grad übersteigt: Lagerung von 15 Minuten bei Raumtemperatur)
  • die Lagerungstemperaturen müssen dokumentiert werden
Komplikationen
  • hämolytische Transfusionsreaktion (Transfusionszwischenfall)
  • allergische Reaktionen
  • Übertragung von Infektionserkrankungen: Hepatitis, AIDS, Malaria
  • Hämosiderose (Eisenüberlastung)
  • Hypothermie
  • Infektion
  • Lungenödem
  • Immunisierung (Bildung von Antikörpern gegenüber den übertragenen  Blutbestandteilen)
Hämolytische Transfusionsreaktion
  • Pulsanstieg
  • Blutdruckabfall
  • Bronchospasmus
  • Schüttelfrost/ Fieber
  • Rötung des Gesichts
  • Kopfschmerzen, Kreuzschmerzen
  • Gerinnungsstörungen
  • Übelkeit/ Erbrechen
  • später Hämoglobinurie (Gefahr des Nierenversagens)
  • evtl. anaphylaktischer Schock

  • Therapie:
    • Transfusion sofort stoppen
    • Sauerstoffgabe (ggf. Intubation / Beatmung mit 100 % Sauerstoff)
    • engmaschige RR- /Pulskontrolle (ggf. Schocktherapie)
    • Kortisongabe
    • Urinausscheidung fördern (RINGER- LACTAT®- Zufuhr, LASIX®, DOPAMIN® )
    • Labor ( Überprüfung der Blutgruppe, Konserve)
    • intensivmedizinische Überwachung
    • Konserve aufheben
Notfall
  • Blutgruppe 0 negativ
  • FFP der Blutgruppe  AB gegeben werden
Massentransfusionen
  • Abfall der Körpertemperatur
  • Störung der Blutgerinnung
  • Hyperkaliämie
  • Hypokalzämie
  • metabolische Azidose
Dokumentation
  • Aufklärung/Einwilligung des Patienten
  • Blutgruppenbestimmung (Labor)
  • Bedside-Test
  • Konservennummer
  • Beginn/Ende der Transfusion
  • evtl. Zwischenfälle
Die leeren Konserven müssen mindestens 24 Stunden dort aufbewahrt werden, wo sie verabreicht worden sind. (gekühlt !)

Bilder

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