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Varizen (Varikosis)

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Varizen (Varikosis)

Varizen (Krampfadern): oberflächig gelegene, geschlängelte und erweiterte Venen (tiefe Venen sind nicht betroffen!; häufiger bei Frauen), befallen sind fast immer die unteren Extremitäten.
Varikosis: Krampfaderleiden.

Leitmerkmale: Müdigkeit und Schmerzen in den Beinen (nehmen bei Hochlagerung ab), sichtbare Venen
Arten
  • primäre Krampfadern (verminderte Funktion der Venenklappen durch Venenerweiterung): bei angeborener Bindegewebsschwäche/ Venenklappeninsuffizienz, hormonelle Einflüsse, Übergewicht, Schwangerschaft
  • sekundäre Krampfadern (Verschluss der tiefen Venen und dadurch vermehrte Durchblutung der Oberflächigen): als Begleiterscheinung von Venenerkrankungen (Abflussstörung, Thrombosen, Tumoren, Trauma)
Einteilung
  • retikuläre Varikosis (65%): erweiterte Venen im subcutanen Gewebe, Perforansvenen noch intakt (netzartig, feines Netz bläulich erweiterter Gefäße; v.a. in Kniekehlen, Außenseite Ober-/Unterschenkel)
  • Besenreiser-Varizen(Teleangiektasen): die kleinen Hautvenen (oberste Hautschichten) sind erweitert (parallele, feine netzartige Anordnung)
  • Stamm-/ Nebenastvarikosis: große, tiefe Venen betroffen (erweiterte/ geschlängelte Venen; V. saphena magna et parva, v.a. Ober-/Unterschenkel, Perforansvenen funktionsuntüchtig)
Pathogenese Durch eine Entzündung der Intima kommt es zu einem Abbau der elastischen Fasergerüste und zur zunehmenden Fibrinosierung der Venenwände. Zuerst erweitern sich die oberflächlichen, danach die Perforansvenen und später das tiefe Venensystem mit zunehmender Klappeninsuffizienz (Klappen werden zerstört). Am Ende kommt es zu chronischen Stauungen und einer Zunahme des Gefäßdurchmessers (Umkehrung der Blutströmung bis Stillstand). Da dadurch das Gewebe nicht versorgt wird (Blut kann nicht mehr nachströmen) kommt es zu Geschwüren und Gewebsuntergängen (Nekrosen)
Blut gelangt aus dem tiefen Venensystem in die oberflächlichen Venen, fließt dort soweit abwärts bis es auf ein intaktes Venen-/Klappensystem trifft. Von dort gelangt dann das Blut wieder in das tiefe Venensystem, wodurch es an dieser Stelle zu einer venösen Hypertonie kommt.

Stadien
I Sichtbare Varikosis, keine Beschwerden, keine Komplikationen
II Varizen, Dyästhesien (Missempfindungen), Juckreiz, Schwere-/Spannungsgefühl, Ödeme, nächtliche Wadenkrämpfe, (stechende) Schmerzen, keine Komplikationen
III Beschwerden wie im Stadium II, aber mit Komplikationen (Hautveränderungen, Thrombophlebitis)
IV Zu III noch Ulcus cruris
Ursachen
  • primäre Varizen:
    • Bindegewebsschwäche (angeboren; erhöhte Dehnbarkeit der Gefäßwand)
    • Venenklappeninsuffizienz
    • verstärkt durch: stehende Arbeitsweise, Übergewicht, hormonelle Einflüsse (Schwangerschaft, Pubertät)

  • sekundäre Varizen: Folge einer venösen Abflussstauung durch andere Venenerkrankungen (z.B. tiefe Beinvenenthrombose), Tumoren, Trauma
Symptome V.a. bei Wärme, in der warmen Jahreszeit, lange symptomlos:

  • Schmerzen:
    • Schweregefühl/Spannungsgefühl in den Beinen (besser im Liegen, bei Bewegung)
    • Missempfindungen, nächtliche Wadenkrämpfe, Parästhesien
    • evtl. stechende Schmerzen im Wadenbereich, Brennen
  • später: abendliche Knöchelödeme, Pigmentierung, Juckreiz, Ulcus cruris
Psychosomatik Menschentyp:
  • leben konventionell, ausgleichend, verbindlich
  • für sie ist wichtiger, was Andere denken, als sie selbst
  • Eigeninteressen bleiben auf der Strecke
Auswirkungen:
  • Vitalität sinkt in die untere Körperhälfte
  • Mangel an Spannkraft und Elastizität
Diagnose Inspektion, Palpation im Stehen: netz- oder kranzförmige Mikrovarizen („Besenreiser“) bis große erweiterte Venen (am stehenden Patienten)
Tests: Trendelenburg, Perthes
Apparative Diagnostik: Phlebographie, Doppler-Sonographie, Szintigraphie

Differentialdiagnose
  • vasal: Phlebothrombose
  • allgemein: Tumorkompression im Beckenbereich
Komplikationen Tiefe Venenthrombose, Thrombophlebitis, Ruptur der Varizen (Blutung, Hypovolämie), Ekzeme, Ulcus cruris, postthrombotisches Syndrom, chronische Stauungssyndrom, Becken-/Beinvenenthrombosen

Therapie
  • Allgemeinmaßnahmen: Verbesserung der venösen Strömungsverhältnisse (Gehen, Schwimmen, Hochlagern der Beine), Beine nicht überschlagen, Kompression (Strümpfe, Verband), Wechselduschen, keine Sauna/warme Vollbäder/Kraftsport, Vermeiden von abschnürender Kleidung, längerem Sitzen und Stehen, regelmäßige Bewegung/Sport
  • Ernährungstherapie: Übergewicht reduzieren, ballaststoffreich, kein Nikotin
  • Naturheilkundliche Therapie: Hydrotherapie (Wassertreten, Wechselbäder, kühle Packungen), keine Wasserstrahlmassagen (Emboliegefahr), Akupunktur, Bachblüten, Fußreflexzonenmassage, Homöopathie, Kneipp-Güsse, Phytotherapie (Rosskastanie, Steinklee, Mäusedorn, Hamamelis, Ginkgo), Schüssler Salze
  • Medikamentöse Therapie: Heparin, Diuretika
  • Operative Therapie: Laser, Verödung der kleinen Venen (Sklerotherapie), Stripping (tiefe Beinvenen müssen durchgängig sein), Crossektomie (Unterbinden aller Venenäste)
Prognose Rezidive von 5-50% je nach Operationstechnik.

 

Merke
SL- Faustregel: Stehen und Sitzen ist schlecht, Laufen und Liegen lobenswert.

Merke
Massage und Wärmeanwendungen sind bei Varikose verboten.

Merke
Schmerzhafte Varizen dürfen nicht palpiert werden, da eine erhöhte Emboliegefahr besteht.

gg