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Analgetikaniere

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Analgetikanephropathie

Analgetikaniere, Phenacetin-Niere sind weitere Bezeichnungen für die Analgetikanephropathie.  Als Analgetikanephropathie bezeichnet man eine Nierenschädigung durch langjährige Einnahme (über 10 Jahre) von Schmerzmitteln. Durch die jahrelange Einnahme der Mittel wird die Herstellung von Prostaglandin gehemmt. Prostaglandin wird aber benötigt für eine Mehrdurchblutung des Nierenmarks. Durch die Einnahme von Schmerzmitteln kommt es schließlich zu einer dauerhaften verminderten Durchblutung des Nierenmarks, da sich die Nierengefäße zusammenziehen (Vasokonstriktion). Es bilden sich durch die Ischämie dort Nekrosen und Nierenpapillen. Die Niere kann ihrer Funktion nicht mehr nachkommen. Es besteht die Gefahr einer terminalen Niereninsuffizienz. Das Frühstadium verläuft meist ohne Krankheitszeichen, so dass die Erkrankung erst spät erkannt wird.

Leitmerkmale: lang asymptomatisch, später Poly-/Nykturie, Proteinurie
Definition Die Analgetikanephropathie ist bedingt durch die über Jahre andauernde Einnahme von Schmerzmitteln (Analgetika)

Weitere Bezeichnungen
(Synonyme)
  • Analgetikaniere
  • Phenacetin-Niere
  • Schmerzmittelniere
Vorkommen
(vor allem bei)
  • Frauen
Ursachen
  • langjährige Einnahme von Kombinationsanalgetika: v.a. Phenacetin, Paracetamol, Acetylsalicylsäure, Diclofenac
Symptome

Langsam fortschreitend, zuerst asymptomatisch:

  • erstes Symptom: Blut im Urin, Anämie
  • Allgemeinsymptome: Neigung zu bakteriellen Harnwegsinfekten, Fieber, kolikartiger Flankenschmerz, Hypertonie, Müdigkeit, Kopfschmerzen
  • renal: Polyurie, Nykturie, Koliken (abgehende Papillennekrosen)
  • dermal: auffallend blass, schmutzig grau-braun
Diagnose

Anamnese: Klinik, Schmerzmitteleinnahme
Körperliche Untersuchung: Blutdruck
Labor:

  • Blut: Blutbild (Anämie), Natrium erniedrigt, Kalium erhöht
  • Urin: Blut, Leukozyten, Proteinurie, Azidose,

Apparative Diagnostik: Röntgen, Sonographie, Ausscheidungsurogramm

Differentialdiagnose
  • Multiples Myelom
  • Amyloidose
  • Diabetische Nephropathie
  • Urogenital-Tuberkulose
  • Sichelzellanämie
  • Sarkoidose
  • Sjögren-Syndrom
Komplikationen
  • Schrumpfniere
  • Niereninsuffizienz
  • Pyelonephritis
  • Nierenversagen
  • Tumorbildung: Nierenzellkarzinome
Therapie
  • Allgemeinmaßnahmen: Absetzen der Schmerzmittel, Therapie der Anämie, Blutdruckeinstellung, Behandlung der Niereninsuffizienz
  • Medikamentöse Therapie: Antibiotika (Harnwegsinfekt), Erythropoetin
Prognose Geringfügige Niereneinschränkungen sind reversibel, 10% der Patienten entwickeln Karzinome der ableitenden Harnwege.

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