Symptome (Leitbilder)
Aspiration - Verschlucken

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Aspiration

Aspiration ist eine akute Atemstörung verursacht durch das Eindringen eines Fremdkörpers/Schleimes in die oberen Atemwege mit Verlegung dieser. Dabei wird durch einen negativen Druck bei der Einatmung ein Fremdkörper Richtung Lunge miteingezogen. Der Patient kann plötzlich nicht mehr oder nur schwer atmen, sprechen oder husten. Der Krankheitszustand kann von eigenem Körper durch Husten/Würgen nicht mehr behoben werde. Das Fremdmaterial sitzt fest. Verbleibt der Fremdkörper da wo er gerade ist, so kann er weiter nach unten wandern und die Atemwege komplett verlegen. Meist sitzt dann der Fremdkörper im rechten Hauptbronchus und löst dort durch Reizung der Bronchialschleimhaut eine Entzündung mit Anschwellung der Schleimhaut aus. Dadurch verschließt sich das Atemweglumen noch mehr. Hinter dem Hindernis kommt es zu Bronchiektasen. Je länger der Fremdkörper in den Atemwegen liegen bleibt, desto höher ist die Gefahr von Komplikationen. Somit sollte er so schnell wie möglich mittels Bronchoskopie entfernt werden.

Leitmerkmale: Reizhusten bis Atemnot, Zyanose
Definition Tritt eine Aspiration auf, so ist vorher ein Fremdkörper in die Lunge eingesaugt worden, der dort Atembeschwerden verursacht

Allgemein
  • bei jeder Form der Vollnarkose und bei einem sedierten Patienten besteht die Gefahr der Aspiration
  • es kann auch zur „stillen Aspiration“ kommen, wobei die Anzeichen einer Aspiration zuerst nur verdeckt vorhanden sind
  • man beachte, dass auch ein korrekt geblockter Tubus kein absoluter Aspirationsschutz ist
Pathogenese Durch starkes Erschrecken oder heftiges Einatmen kommt es beim Vorhandensein von Fremdkörpern im Mundbereich zu einem Ansaugen dieser in die oberen Atemwege und zum Verschlucken. Die Fremdkörper können über den Kehlkopf bis in die oberen Bronchialwege gelangen und sich dort festsetzen

Ursachen
  • Verschlucken von z.B. Erdnüssen, Münzen, kleine Spielsachen (Fremdkörperaspiration)
Risikofaktoren
  • neurologische Erkrankungen: Apoplex, Morbus Parkinson
  • Rauschzustände: Alkohol, Medikamente, Drogen
  • Bewusstseinsstörungen: diabetisches Koma, Schädel-Hirn-Trauma, Krampfanfälle, Synkopen, Herzrhythmusstörungen
  • Narkosepatienten: Narkoseeinleitung bei Patienten mit Ileus
  • Notfallpatient: fehlende Nahrungskarenz
  • Schwangerschaft: im fortgeschrittenen Stadium
  • Kinder
  • alte/pflegebedürftige Personen
  • Patient mit reduzierten Schutzreflexen (Bewusstlose, Koma)
  • Patient mit erhöhtem Nüchternsekret (zu lange Nahrungskarenz => mehr als 14 Std.)
  • Patient mit Blutungen im oberen Gastrointestinaltrakt und/ oder Nasen- Rachen- Raum
Symptome
  • Allgemeinsymptome: Heiserkeit, Reizhusten, Atemnot, Angst/Panik, Stridor, Zyanose
  • pulmonal: Bronchospasmus, Rasselgeräusche über der Lunge, Zyanose, höherer Beatmungsdruck, Abfall des exspiratorischen Minutenvolumens, Tachypnoe bei Spontanatmung
Diagnose
  • Blutgasanalyse: Abfall des pO2 / SaO2 sinkt
Differentialdiagnose
  • Epiglottis
  • Pseudokrupp
  • Allergie (Insektenstiche)
Komplikationen
  • Erstickung
  • Kreislaufkollaps
  • Atemwegsentzündungen (Lungenentzündung)
  • Atelektasen bis Lungenversagen (ARDS)
Vorbeugung bei Operationen
  • Nahrungskarenz
  • legen einer Magensonde
  • Ileuseinleitung bei nicht nüchternen Patienten
  • ordnungsgemäßes Blocken des Tubus (Cuff- Druck- Messer)
  • die richtige Tubengröße wählen
  • gelegentliches Absaugen vom Mund- Rachen- Raum während der Operation
  • Aufsteigen des sauren Magensaftes verhindern, evtl. Neutralisierung
Therapie
  • Lagerung: Kopf hoch
  • Intubation: Beatmung mit 100 % Sauerstoff und PEEP
  • endotracheales Absaugen
  • Bronchoskopie mit Absaugen
  • evtl. Bronchodilatatoren (z.B. SOLOSIN®)
  • evtl. Cortison
  • evtl. Antibiotika
  • Lavage: Spülungen des Tracheobronchialsystems sind jedoch umstritten
Bilder

 

Notfall

Notfallmaßnahmen bei einer Aspiration:

  • Anruf: Notarzt
  • Allgemeinmaßnahmen: zum Husten auffordern, bei vorgebeugten Oberkörper Schläge mit der flachen Hand zwischen die Schulterblätter, bei Bewusstlosen manuelle Mund-/ Rachenausräumung
  • Heimlich-Handgriff: von hinten den Oberbauch des Patienten mit verschränkten Armen umfassen und beide Hände ruckartig Richtung Thorax ziehen (ohne den Brustkorb zusammenzudrücken); nur bei ansprechbaren Patienten
  • Vitalzeichenkontrolle: engmaschig
  • Beatmung/Reanimation: wenn nötig
  • Zusatzmaßnahmen: Sauerstoffgabe, i.v.- Zugang

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