Definition |
Als Divertikulitis bezeichnet man eine Erkrankung, die durch Entzündung von v.a. Dickdarmdivertikel gekennzeichnet ist
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Grade nach Hansen und Stock |
- Grad 0: Divertikulose, ohne Symptome
- Grad I: akute unkomplizierte Divertikulitis, Schmerzen im Unterbauch
- Grad II: akute komplizierte Divertikulitis mit Entzündung des umliegenden Gewebes
- Grad IIa: phlegmonöse Divertikulitis; Druckschmerz, Fieber
- Grad IIb: abszedierende Divertikulitis, Darmatonie, Fieber
- Grad IIc: freie Divertikelperforation: akutes Abdomen, Peritonitis
- Grad III: chronisch rezidivierende Divertikulitis, Dauerbauchschmerzen, Verstopfung, Subileus
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Classification of Diverticular Disease |
CDD-Klassifikation:
- Typ 0: asymptomatische Divertikulitis (Zufallsbefund)
- Typ 1: akute unkomplizierte Divertikulitis; ohne Umgebungsreaktion, nur Entzündungszeichen
- Typ 1a: Divertikulitis ohne Umgebungszeichen
- Typ 1b: Divertikulitis mit phlegmonöser Umgebung
- Typ 2: akute komplizierte Divertikulitis, wie Typ 1b und zusätzlich:
- Typ 2a: Mikroabszess
- Typ 2b: Makroabszess
- Typ 2c: freie Perforation
- Typ 2c1: eitrige Peritonitis
- Typ 2c2: fokale Peritonitis
- Typ 3: chronische Divertikelkrankheit
- Typ 3a: symptomatische unkomplizierte Divertikulitis
- Typ 3b: rezidivierende Divertikulitis ohne Komplikationen
- Typ 3c: rezidivierende Divertikulitis mit Komplikationen
- Typ 4: Divertikelblutung
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Einteilung |
- akute Divertikulitis: plötzlich auftretende Divertikulitis, die Schäden können wiederausgeheilt werden
- chronische Divertikulitis: immer wieder vorkommende Entzündungen der Divertikel, es kommt zu Dauerschäden
- unkomplizierte Divertikulitis: Symptome, aber keine Schäden an der Darmwand, keine Komplikationen
- komplizierte Divertikulitis: Schäden an der Darmwand, meist ist einer Operation von Nöten
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Pathogenese |
Durch Eindickung des Kots zwischen den Divertikeln entzünden sich diese. Greift diese Entzündung auf die Umgebung der Divertikel über, kann es zu Nekrosen/ Abszessen und bis zur Fistelbildung kommen, im äußersten Fall aber auch zur Performation
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Ursachen |
- durch Druckläsionen an der verdünnten Divertikelwand kommt es zu bakteriellen Entzündungen
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Risikofaktoren |
- anlagebedingt: Darmwandschwäche (im Alter zunehmend) und erhöhter Darminnendruck (z.B. bei Obstipation)
- Ernährung: ballaststoffarme Kost, Flüssigkeitsmangel
- Allgemein: Alter, Divertikulose, Obstipation, Übergewicht, Bewegungsmangel, entzündliche Prozesse in der Umgebung
- Medikamente: Kortison, Chemotherapie, Immunsuppression
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Symptome |
- Allgemeinsymptome: Völlegefühl, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Tenesmen, Blähungen, Fieber, Meteorismus, Schwierigkeiten beim Wasserlassen (Dysurie)
- Schmerzen: diffus, oft kolikartig, im li. Unterbauch, nehmen nach Essen zu und bei erfolgtem Stuhlgang oft ab, Ausstrahlung in die Leiste oder Rücken
- Stuhl: Unregelmäßigkeiten (Diarrhoe/Obstipation im Wechsel), Beimengungen(Blutungen (aus dem After), Schleim, Eiter)
- evtl. tastbarer Tumor, sogenannte „Walze“
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Diagnose |
Anamnese: Schmerzen, Stuhlunregelmäßigkeiten, Ernährung (ballaststoffarm), Vorerkrankungen Körperliche Untersuchung: lokale Abwehrspannung/tastbare Resistenzen im li. Unterbauch Labor: BSG erhöht, CRP erhöht, Blutbild (Leukozytose), Entzündungsparameter erhöht, Stuhl: schleimig, blutig Apparative Diagnostik: Sonographie (Wandödem, Abszesse?), Röntgen-Abdomen (Ausschluss Perforation/Ileus), CT mit wasserlöslichem Kontrastmittel (Wandverdickung, Abszesse), Darmspiegelung mit Biopsie (Karzinomausschluss)
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Differentialdiagose |
- enteral: chronisch entzündliche Darmerkrankung (Colitis ulzerosa, Morbus Crohn), Ulzera, Hernien, Abszess, Appendizitis, Reizdarm-Syndrom, akutes Abdomen, Kolon-/Rektum-Karzinom, ischämische Colitis
- gynäkologisch: Eierstock-/ Eileiterentzündungen, Extrauteringravidität
- renal: Nieren-/Blasensteine/-entzündungen
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Komplikationen |
- Ileus
- Fistelbildung: Harnblase, Vagina, Dünndarm
- gedeckte Perforation mit Peritonitis oder Abszessbildung
- akutes Abdomen
- untere gastrointestinale Blutung
- Einengungen (mechanischer Ileus)
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Therapie |
- Allgemeinmaßnehmen (akut): Bettruhe, Eisblase, feuchter Bauchwickel, Fuß-/Halbbäder, Stuhlregulierung, danach regelmäßige Bewegung (Ausdauersportarten)
- Naturheilkundliche Therapie: Akupunktur, Ohrakupunktur, Bachblüten, Homöopathie, Neuraltherapie, Phytotherapie (Flohsamen), Schüssler Salze
- Ernährungstherapie: im akuten Stadium: Nahrungskarenz mit parenteraler Ernährung, evtl. schlackenarme Kost, bei Beschwerdefreiheit: ballaststoffreiche Kost, reichlich Flüssigkeit
- Medikamentöse Therapie: Spasmolytika, Breitbandantibiotika, Analgetika, keine Laxantien, keine Einläufe
- Operative Therapie: Sigmaresektion bei Komplikationen (Perforation, Fisteln) und rezidivierender Divertikulitis, vorübergehender Anus praeter
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Bilder |
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