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Immunthrombozytopenie

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Immunthrombozytopenie

Morbus Werlhof, idiopathische thrombozytopenische Purpura, Purpura haemorrhagica, Autoimmunthrombozytopenie, idiopathische Thrombozytopenie sind weitere Bezeichnungen für die Immunthrombozytopenie. Die Immunthrombozytopenie ist eine Autoimmunerkrankung. Es handelt sich hierbei um eine essenzielle Thrombozytopenie mit verkürzter Lebensdauer der Thrombozyten. Sie tritt meist akut nach einer Virusinfektion auf. Bei der chronischen Form kommt es bis zu 50% zu einer Antikörperbildung gegen Thrombozyten. Der Beginn der Erkrankung liegt oft in der Kindheit. Durch Antikörper an der Oberfläche der Thrombozyten werden diese als fremd erkannt und dadurch vermehrt in der Milz und Leber abgebaut. Es kommt dadurch zu vermehrten Blutungen in der Haut, den Schleimhäuten und am Urogenitalsystem, die aber nicht flächenhaft sich ausbreiten. Die Behandlung ist abhängig von der Blutungsneigung, der Thrombozytenzahl, dem Krankheitsverlauf und weiteren individuellen Faktoren.

Leitmerkmale: starke Blutungen
Definition Bei der Immunthrombozytopenie handelt es sich um eine erworbene Thrombozytopenie, die durch eine Autoimmunreaktion verursacht wurde

Weitere Bezeichnungen
(Synonyme)
  • Idiopathische thrombozytopenische Purpura
  • Morbus Werlhof
  • Purpura haemorrhagica
  • Autoimmunthrombozytopenie
  • Idiopathische Thrombozytopenie
Vorkommen
(vor allem bei)
  • Frauen: zwischen 50 und 55 Jahre
  • Männer: ab 60 Jahre
Einteilung
  • akute thrombozytopenische Purpura: v.a. bei Kindern
  • chronische thrombozytopenische Purpura: Morbus Werlhof, v.a. Erwachsene
Formen
  • primäre Immunthrombozytopenie: ohne erkennbare Ursachen
  • sekundäre Immunthrombozytopenie: verursacht durch verschiedene Faktoren
Blutungsgrade nach WHO
  • Grad 0: keine Blutungszeichen
  • Grad I: Petechien, kleine Hämatome, Schleimhautblutungen, Epistaxis, vaginale Blutungen
  • Grad II: Hämatome/Ekchymosen (größer 10 cm), Epistaxis, Augenblutungen ohne Virusminderung, größere vaginale Blutungen, Melaena, Hämoptysen, Hämaturie, Hämatochezie, Blutungen in Muskeln/Gelenke
  • Grad III: wie II nur transfusionspflichtig
  • Grad IV: retinale Blutungen mit Visusminderung, ZNS-Blutungen, Organblutungen, letale Blutungen
Pathogenese Es gibt drei Mechanismen:

  1. Antikörper gegen die Thrombozyten: vermehrter Abbau in der Leber und Milz, verminderte Funktion der Thrombozyten
  2. T-Lymphozyten: greifen nicht mehr regulierend ein, es kommt zu einer Schwächung ds Immunsystems, schädigen dazu noch die Thrombozyten
  3. Hemmung der Thrombozytopoese: Schädigung der Megakaryozyten durch Antikörper, verstärkter Abbau von Thrombopoietin, verminderte Thrombopoietinbildung
Ursachen
  • Antikörperreaktion gegen Thrombozyten und Megakaryozyten
Risikofaktoren
  • Virusinfektionen: Windpocken, Röteln, Masern, Mumps, Hepatitis B/C, HIV
  • Autoimmunerkrankungen: Sjögren-Syndrom, Lupus erythematodes, rheumatoide Arthritis, Antiphospholid-Syndrom, Autoimmunthyreoiditis
  • Verdauungstrakt: Morbus Crohn, Colitis ulzerosa
  • Immunsystem: autoimmunes lymphoprolliferatives Syndrom, Wiskott-Aldrich-Syndrom, variables Immundefektsyndrom
  • Tumore: Lymphome, myelodysplastische Syndrome, Bronchialkarzinome, Mammakarzinom
  • Medikamente. Analgetika, Antibiotika
  • Allgemein: Stammzellentransplantation, Impfungen
Symptome
  • Blut: verstärkte Blutungsneigung
  • Blutungen: Spontanblutungen, Petechien (Stamm, Extremitäten), Hämaturie, Magen-Darm-Traktes (Melaena), Nasenbluten, verlängerte Regelblutung
  • Allgemeinsymptome: keine bis geringe Splenomegalie, Immunschwäche, Depression, Erschöpfung, Schlafstörungen
Diagnose Anamnese: Klinik, Infekte, Medikamente, Thrombosen, Berufsanamnese
Körperliche Untersuchung: Haut/Schleimhäute (Blutungen), Leber/Milz (Vergrößerung)
Test: Rumple-Leed-Zeichen positiv
Labor: Thrombozytopenie erniedrigt, keine Anämie/Leukopenie, Blutzucker, Gerinnung (Quick, INR-Wert, Fibrinogen), Serumelektrophorese, CCP-Antikörper, ANA, ANCA, Stuhl (Blutung)
Apparative Diagnostik: Knochenmarkspunktion, Gastroduodenoskopie, Sonografie

Differentialdiagnose
  • Schädigung des Rückenmarks: durch Medikamente/Alkohol/ Chemotherapie
  • Erkrankungen: Myelodysplasie, Evans-Syndrom, Myelofibrose, paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie, Vitaminmangel, massive Blutungen, schwere Infektionen, Verbrauchskoagulopathie, Willebrand-Jürgens-Syndrom, große Hämangiome, Aneurysma, Lungenembolie, HUS, Vaskulitis, Geninnungsstörungen, akute lymphatische Leukämie
Komplikationen
  • akute Blutungen
  • Eisenmangelanämie
  • Embolie
Therapie
  • Medikamentöse Therapie: Absetzen von Medikamenten, Glukokortikoide, Immunglobuline, Thrombopoietin-Rezeptor-Agonisten, Thrombozytenkonzentrate
  • Operative Therapie: evtl. Milzentfernung

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