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Kreislaufkollaps

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Kreislaufkollaps

Synkope, Blackout, Kollaps sind weitere Bezeichnungen für den Kreislaufkollaps. Als Kreislaufkollaps bezeichnet man einen plötzlich auftretenden kurzzeitigen Bewusstseinsverlust mit Tonusverlust der Skelettmuskulatur verursacht durch eine Minderversorgung des Gehirns. Durch eine plötzliche Minderdurchblutung des Gehirns bekommt dieses weniger Sauerstoff und Nährstoffe. Man verliert dadurch schnell das Bewusstsein. Liegt man dann am Boden, so strömt wieder mehr Blut ins Gehirn und man erholt schnell wieder. Das Krankheitsbild ist somit spontan reversibel (Erholung nach wenigen Minuten). Für die Erkrankung gibt es zahlreiche Ursachen. Meist sind diese harmlos, aber um keine schwerwiegende Krankheit zu übersehene gehört jede Synkope von einem Arzt abgeklärt. Wichtig bei der Behandlung ist es die Ursache zu bekämpfen, denn ist diese therapiert so verschwindet auch das Krankheitsbild.

Leitmerkmale: Zurückfallen der Finger 3 und 4 bei der Extension
Definition Beim Kreislaufkollaps handelt es sich um eine kurzzeitige Ohnmacht von wenigen Sekunden Dauer

Weitere Bezeichnungen
(Synonyme)
  • Synkope
  • Blackout
  • Kollaps
Einteilung
  • vasovagale Synkopen:
    • Ursachen: periphere Gefäßweitstellung in Folge von einer Überaktivität des Parasympathikus
    • Symptome: Schwächegefühl, Übelkeit, Schwindel, Schweißausbruch, Sehstörungen, Blässe, dann RR/Puls erniedrigt, unregelmäßige Atmung, Bewusstseinsverlust
    • auslösende Faktoren: Stress, Angst, Schmerz, Hysterie, Vagusreiz
    • Personentyp: gesunde Personen, die sich extrem bedroht fühlen, die Situation aber nicht ändern können
    • psychosomatisch: Lösung des Konflikts (kurze Bewusstlosigkeit)

  • orthostatische Synkopen:
    • Ursache: Versagen des gefäßverengenden Reflexes der Beine (periphere Gefäße)
    • auslösende Faktoren: plötzliches Aufstehen, langes Stehen, Hypotonie (v.a. junge Frauen)

  • Karotissinus-Synkopen: durch starke, plötzliche Halsdrehung
  • Anstrengungssynkopen: z.B. bei Aortenstenose
  • Hustensynkopen: erhöhter intrathorakaler Druck führt zu plötzlich ansteigendem intrakraniellem Druck
Einteilung nach
Erkrankungen
  • kreislaufbedingt:
    • vasal: symptomatischer Blutdruckabfall (bei emotionalen Situationen), Hypertonie, Vena-Cava-Syndrom
    • orthostatisch: Versagen des gefäßverengenden Reflexes der Beine (bei schnellen Positionswechseln), Volumenmangel
    • neurovaskulär: Blutdruckabfall (bei TIA, Apoplex), Vagusreflex (kalte Getränke), Karotissinussyndrom
    • medikamentös

  • kardiogen:
    • Herzrhythmusstörungen: Karotissinus-Syndrom, Sick-Sinus-Syndrom, AV-/ SA-Block, Tachykardien (bei KHK, Herzerkrankungen)
    • Herzinfarkt, Aorten-/Pulmonalstenose, pulmonale Hypertonie

  • neurologisch: Epilepsie, hysterischer Anfall, Migräne, Trauma, Gehirnblutungen
  • metabolisch: Hyper-/Hypoglykämie
Pathogenese Durch verschiedene Ursachen kommt es zu einem Absacken von Blut in die Peripherie. Der Körper versucht durch Engstellung von Arterien/Venen das Blut wieder in den zentralen Kreislauf zurückzuholen. Was, wenn es gelingt, die Symptome beendet

Ursachen
  • kurzzeitiger Sauerstoffmangel im Gehirn
Risikofaktoren
  • kardiale Ursachen:
    • Adams-Stokes-Anfall: Zyanose, Apnoe, Krampfanfall
    • Herzrhythmusstörungen: Bradykardie (Sick-Sinus, AV-Block II/III), Tachykardien (Kammertachykardie, Kammerflimmern, subventrikuläre Tachykardien)
    • Karotis-Sinus-Syndrom: Synkope nach Drehung des Kopfes
    • Herzinsuffizienz: Stauungszeichen, 3. Herzton
    • Herzinfarkt/KHK: heftiger retrosternaler Schmerz, Vernichtungsgefühl, Schweißausbruch
    • Lungenembolie: Dyspnoe, Tachypnoe, Tachykardie, atemabhängiger Thoraxschmerz
    • Allgemein: Aortenstenose, hypertrophe Kardiomyopathie, Herzwandentzündungen, Schrittmachersyndrom

  • vaskuläre Ursachen:
    • Karotissinus- Syndrom: Synkope infolge von Kopfbewegungen oder Karotisdruck (Rasur), ohne Vorzeichen
    • orthostatisch: bei Wechsel von liegender in aufrechte Position
    • vasal: Übelkeit, Erbrechen, Schwitzen, Diarrhoe, Gähnen, Hypertonie (durch warme/überfüllte Räume, Stehen, Schreck, Schmerzen, Blutentnahme), Hypotonie, Vena-Cava-Syndrom
    • hypovolämisch: durch mangelnde Flüssigkeitszufuhr, hoher Flüssigkeitsverlust (Schweiß, Blut) =>Tachykardie, Kaltschweißigkeit, Blutdruckabfall
    • vasale Erkrankungen: Aortenstenose, Karotissinussyndrom, Aneurysma, Takayasu-Arteriitis

  • zerebrale Ursachen:
    • Epilepsie: Bewusstseinseintrübung infolge großer/kleiner Anfälle, Krämpfe
    • TIA: neurologische Ausfälle, die sich innerhalb 24 Stunden zurückbilden
    • arterielle Embolie: plötzlich auftretende Synkope, mit neurologischen Ausfällen
    • Eklampsie: tonisch-klonische Krämpfe in der Schwangerschaft
    • neurologische Erkrankungen: Apoplex, Trauma, Raumforderungen, Schmerzen, Polyneuropathie

  • weitere Ursachen:
    • endokrine Ursachen: Diabetes mellitus (Hypoglykämie), Nebenniereninsuffizienz, M. Addison, Hypothyreose
    • Anämie: Blässe, Schwäche, Tachykardie
    • psychische Ursachen: Hysterie (Lachen: Ausschlussdiagnostik), Angstzustand, Panikreaktion, Sucht (Drogen, Alkohol)
    • situationsgebunden: Husten, Schlucken, Miktion, Stuhlgang
    • Intoxikationen: Alkohol, Medikamente (Diuretikum, Sedativa, Digitalis), Gase
    • Medikamente: Antiarrhythmika, Antidepressiva, Antihistaminika, Neuroleptika, Antibiotika, Virostatika, Antihypertensiva
    • infektiös: nach längeren Infekten, Fieber
    • Psyche: Stress, Emotionen, Angst
    • Migräne, Schock
Symptome
  • Allgemeinsymptome: Schwächegefühl, Übelkeit, Schwindel, Schwarzwerden vor den Augen, Sehstörungen
  • nerval: kurzer Bewusstseinsverlust (wenige Sekunden bis Minuten)
  • vasal: Blutdruck erniedrigt, Tachykardie
  • pulmonal: unregelmäßige Atmung
  • dermal: Blässe, Schweißausbruch
Diagnose Anamnese: Häufigkeit/Dauer/Zeitpunkt, Auslöser, Tiefe der Bewusstlosigkeit, Aura, kardiale Vorerkrankungen, kardiochirurgische Eingriffe, Antihypertonika, Verletzungen, Medikamente
Körperliche Untersuchung: Gefäßerkrankungen, Wasserhaushalt, Schockmerkmale, Kardiomyopathie, neurologische Befunde
Auskultation: Arrhythmie, Blutdruck-Differenz an den Armen, Herzgeräusche
Test: Schellong-Test, Kipptisch-Untersuchung, Karotisdruckversuch
Labor: Zucker erniedrigt, Natrium erniedrigt, Kalzium erniedrigt
Apparative Diagnostik: EKG, Langzeit-/Belastungs-EKG, Ergometrie, Schellong-Test, Dopplersonografie (Stenosen der Karotiden), Schädel-CT, MRT, Echokardiographie

Differentialdiagnose
  • Epilepsie
  • TIA
  • Hypoglykämie
  • Hypoxie
  • Hyperventilation
  • Intoxikationen
  • Narkolepsie
  • Schlaganfall
  • Krampfanfall
  • Angina pectoris
  • Lungenembolie
Komplikationen
  • Stürze
  • Aspiration
Therapie
  • Allgemeinmaßnahmen: Behandlung der Risikofaktoren, Tendelenburg-Lagerung, Wasserzufuhr (erst wenn der Patient wieder bei vollem Bewusstsein ist), langes Stehen/Stress/ starkes Pressen/ schweres Heben vermeiden
  • medikamentöse Therapie: Atropin, auslösende Medikamente absetzen (Sedativa, Vasodilatatoren), Sympathikomimetika

 

Notfall

Notfallmaßnahmen beim Kreislaufkollaps:

  • Anruf: Notarzt
  • Allgemeinmaßnahmen: Patienten beruhigen/hinlegen, beengte Kleidung entfernen, Patient zudecken
  • Lagerung: Kopf tief, Beine hoch (45 Grad), evtl. Schocklage, bei Bewusstlosigkeit stabile Seitenlage, bei kardialer Ursache: erhöhter Oberkörper, Beine tief
  • Vitalzeichenkontrolle: engmaschig
  • Reanimation: wenn nötig
  • Zusatzmaßnahmen: Stirn kühlen, Patient auf Verletzungen untersuchen, nicht allein lassen, i.v.- Zugang

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