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Latexallergie

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Latexallergie

Bei der Latexallergie handelt es sich um eine Allergie vom Soforttyp (Typ I-Allergie) auf Naturkautschuk. Die Latexallergie ist mittlerweile zur 2. häufigsten Ursache intraoperativer anaphylaktischer Reaktionen geworden. Aber nicht nur bei den Patienten, auch beim medizinischen Personal zeichnet sich ein zunehmendes Maß an Sensibilisierung gegenüber Naturlatexprodukte ab. Man schätzt, dass allein in Deutschland 17 % des medizinischen Personals und bis zu 2 % der Bevölkerung davon betroffen sind, Das Risiko einer Sensibilisierung steigt mit zunehmender Allergenkonzentration und ist abhängig von der Dauer und der Häufigkeit des Allergenkontakte. Gepuderte Latex-Handschuhe sollten überhaupt nicht mehr verwendet werden, der Verbrauch von Latex-Produkten sollte so gering wie möglich gehalten werden.

Leitmerkmale:  lokale Hautauschläge bei Benutzung von Latexprodukten
Definition Als Latexallergie bezeichnet man eine allergische Reaktion, die durch den Kontakt mit Naturkautschuk hervorgerufen wird

Was ist Latex
  • Naturlatex wird aus dem Milchsaft zahlreicher Pflanzen gewonnen
  • Hauptlieferant ist ein Baum mit dem Namen „Hevea brasiliensis“
  • Naturlatex wird in zahlreichen Produkten des alltäglichen Lebens und aber auch im medizinischen Gebrauch häufig verwendet
  • es sind bis zu 50 allergieauslösende Proteine bekannt
  • in folgenden alltäglichen Produkten (nur eine kleine Auswahl) ist Latex enthalten: Elektrokabeln, Schuhsohlen, elastische Textilien, Radiergummi, Teppichbodengummierungen, Tür- Fensterdichtungen, verschiedene Kleber, Briefumschläge, Luftballons, Dispersionsfarben, Computer usw.
Allergiearten
  • Latexallergie vom Typ I (60 %): innerhalb von Sekunden bis Stunden treten Urtikaria, Rhinitis, Asthma bis zum anaphylaktischen Schock auf.
  • Latexallergie vom Typ II (40 %): hier tritt hauptsächlich ein Kontaktekzem auf (Rötung, Juckreiz, Bildung von Knötchen und Bläschen an der Hand), diese Reaktion manifestiert sich nach 12- 48 Stunden.
Kreuzallergie
  • Früchte: Bananen, Kiwi, Ananas, Papaya, Mango, Pfirsich
  • Allgemein: Esskastanie, Kartoffel, Sellerie
  • Pflanzen: Gummibaum, Oleander, Kaktus, Weihnachtsstern
Pathogenese Durch im Latex enthaltende Eiweiße kommt es zu einer Überreaktion des Immunsystems mit Bildung von Antikörpern

Stadien
  • Stadium I: Rötung und Quaddelbildung im Kontaktbereich
  • Stadium II: Rötung und Quaddelbildung am ganzen Körper und Schwellung des Lids
  • Stadium III: generalisierte Urtikaria und/oder Schwellung der Schleimhäute (Nase, Rachen), Atemnot
  • Stadium IV: Anaphylaktischer Schock
Ursachen
  • Naturlatex: Allergieauslösung durch Berührung oder Einatmen
    • Hautkontakt: z. B. Tragen von Handschuhen, direkter Kontakt mit Latex
    • Schleimhautkontakt:  z. B. im Krankenhaus durch Katheter
    • Inhalation: z. B. allergenhaltiger Puderstaub
    • direkter Blutkontakt: z.B. Infusionen

  • Kreuzallergie: Banane, Kiwis, Avocado, Walnuss, Ananas, Pfirsich, Birkenfeige (Fiscus benjamini), Tomaten, Gummibaum, Oleander, Weihnachtsstern
Risikogruppen
  • Menschen, die Latexhandschuhe tragen: Ärzte, Pflegepersonal, Zahnärzte, medizinisches Hilfspersonal, Arbeiter in der gummiverarbeitenden Industrie, Reinigungspersonal
  • Erkrankungen: Neurodermitis, Asthma bronchiale, Spina bifida
  • Operationen
  • Kinder mit Spina bifida (angeborener Spaltung der Wirbelsäule) und anderen Missbildungen durch häufige Operationen
Vorkommen
  • Handschuhe
  • Gummiprodukte: Radiergummi, Schnuller, Gummigriffe, Kondome, Pflaster, elastische Binden, Bademützen/-sandalen, Gummiunterlagen, Matratzen
  • Briefmarken, verschiedene Kleber
  • Reifen
  • Luftballons
  • Kaugummi
Symptome
  • dermal:  Juckreiz, Hautrötungen, Quaddeln
  • pulmonal: Fließschnupfen, Aphonie, Asthma, Niesattacken, Kratzen im Hals
  • kardial: Herzrhythmusstörung, Tachykardie, Arrhythmie
  • Augen: tränende Augen, Bindehautentzündung, Augenlidschwellung
  • Gesicht: Ödeme
  • enteral: Durchfälle, Übelkeit, Erbrechen, Koliken
  • Allgemeinsymptome: Schwäche, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Schüttelfrost, Zentralisation, Schweißausbruch, Blutdruckabfall, Schock, Fieber, Kopfschmerzen
Diagnose Anamnese: Klinik, Arbeit
Test: Hauttests (Prick-Test)
Labor: IgE-Antikörper

Komplikationen
  • anaphylaktischer Schock
  • chronische Asthma bronchiale
Latexallergie im
Operationssaal
Bei Aufnahme und Versorgung von Latexpatienten gilt ein absolutes Verbot für die Verwendung von latexhaltigen Produkten:

  • wenn die Latexallergie nicht bekannt ist:
    • bei allen unklaren, schweren anaphylaktischen Reaktionen im Verlauf einer Operation muss immer an eine Latexallergie gedacht werden
    • alle Personen, die Latexhandschuhe tragen, müssen den Saal verlassen: die Handschuhe müssen draußen,auf dem Gang gewechselt werden
    • falls nicht alle den Saal verlassen können (Blutungen), müssen latexfrei Handschuhe über die Latexhandschuhe gezogen werden
    • alle latexhaltigen Produkte müssen durch latexfreie Produkte ersetzt werden
    • ggf. Schockbehandlung
    • nach der Operation sollten Latexpatienten in ein latexfreies Zimmer verlegt werden

  • wenn die Latexallergie bekannt ist:
    • Kennzeichen der Patienten auf dem Op-Plan (Besonderheiten)
    • Latexallergiker sollten, wenn möglich als 1. im Saal operiert werden
    • Latexprodukte über Nacht aus dem OP-Saal entfernen
    • Saal über Nacht gut durchlüften
Therapie
  • Allgemeinmaßnahmen:  Vermeidung von Naturkautschuk (Arbeitsplatzwechsel?), bei ärztlicher Behandlung auf Latexallergie hinweisen
  • Naturheilkundliche Therapie: Desensibilisierung, Eigenbluttherapie, Homöopathie, Phytotherapie, Schüssler Salze
  • Medikamentöse Therapie: Antihistaminika, abschwellende Augen-/ Nasentropfen, Glucokortikoide

ff