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Zöliakie

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Zöliakie

Coeliakie, Sprue, glutenbedingte Enteropathie, glutensensitive Enteropathie, Gee-Herter-Heubner-Syndrom, Heubner-Infantilismus, idiopathische infantile Steatorrhö, einheimische Sprue sind weitere Bezeichnungen für die Zöliakie. Bei der Zöliakie handelt es sich um eine Erkrankung des Darms. Ursache hierfür sind im Getreide enthaltene Eiweiße, die eine Unverträglichkeit auslösen. Bei Kindern kommt es dadurch zu einer Immunreaktion im Darm und damit zu einer chronischen Entzündung dessen und auch zum Rückbau der Dünndarmzotten. Dadurch ist die Resorption von Nährstoffen (Eiweiß, Kalzium, Eisen, B-Vitamine, Zink, Kupfer) im oberen Dünndarmanteil gestört. Es ergeben sich daraus vielseitige Beschwerden. Es können aber auch noch andere Organe mitbetroffen sein.


Leitmerkmale: chronisch-rezidivierende Durchfälle, Fettstühle, aufgetriebener Bauch, Mangelerscheinungen
Definition Als Zöliakie bezeichnet man durch eine Glutenunverträglichkeit verursachte Autoimmunerkrankung

Weitere Bezeichnungen
(Synonyme)
  • Coeliakie
  • Sprue
  • Glutenbedingte Enteropathie
  • Glutensensitive Enteropathie
  • Gee-Herter-Heubner-Syndrom
  • Heubner-Infantilismus
  • Idiopathische infantile Steatorrhö
  • Einheimische Sprue
Vorkommen
(vor allem bei)
  • Frauen
Einteilung
  • typische, klassische, symptomatische Zöliakie:
    • Beginn: entwickelt sich schon frühzeitig (einige Monate nach dem Abstillen)
    • Symptome: chronischer Durchfall, große Stuhlmenge (fettglänzend/ übelriechend), Wachstumsstörung, Appetitlosigkeit, Übelkeit und aufgeblähter Bauch
  • atypische, symptomatische Zöliakie:
    • Beginn: später
    • Symptome: unspezifische Magen-Darmsymptome, Eisenmangelanämie, Zunahme der hepatischen Transaminasen, wiederkehrende Bauchschmerzen, Hypoplasie des Zahnschmelzes, Wachstumsstörung im Schulalter oder Dermatitis herpetiformis Duhring, granuläre IgA-Ablagerungen in der Haut
  • silente, subklinische Zöliakie:
    • Beginn: asymptomatisch, im Rahmen einer serologischen Untersuchung zufällig entdeckt (Antikörper)
    • Symptome: Symptome meist nur schwer erkennbar, nach Beginn der glutenfreien Ernährung kommt es zu einer Besserung der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit
  • potenzielle/ latente Zöliakie:
    • Beginn: positive serologische Marker, die Darmbiopsie ist jedoch unauffällig
    • Begleiterkrankungen: Diabetes mellitus Typ 1, Thyreoiditis, Down-/, Turner-/ und Williams-Syndrom, IgA-Mangel
  • refraktäre Zöliakie: 
    • Definition: Komplikation der Zöliakietherapie
    • Einteilung:
      • Typ I: verselbstständigte Immunreaktion ohne den benötigten Trigger "Gluten", gutes Ansprechen auf Immunsuppression
      • Typ II: "mutierte" intraepitheliale Lymphozyten, die eine Enteropathie auslösen und in ein Enteropathie-assoziiertes T-Zell-Lymphom mutieren können
Pathogenese Durch eine allergische Reaktion auf Gluten (evtl. angeborene Antigen-Antikörperreaktion) kommt es zu einer Schädigung der Zellverbindungen in der Dünndarmmukosa. Glutenbestandteile können in die Schleimhaut eindringen und dort eine Autoimmunreaktion (IgA-Antikörper) auslösen, wodurch es zu einer chronischen gewebszerstörenden Entzündung derselben kommt. Wird weiter Gluten zugeführt, so reduzieren sich die Zotten der Dünndarmmukosa (der Zottensaum atrophiert) und es verändert sich das Resorptionsepithel (Hyperplasie) des Jejunums, woraus sich ein Malabsorptionssyndrom entwickelt

Ursachen
  • unbekannt
  • evtl. genetisch
Symptome Meist asymptomatisch:
  • Durchfälle: chronisch-rezidivierend (voluminös, breiig, stinkend, sauer, grün-weiß, glänzend [Fett]), häufig (2-3x/Tag), Stuhldrang nach dem Essen
  • Bauchschmerzen: nach Verzehr von glutenhaltiger Nahrung (Brot, Nudeln, Pizza, Kuchen)
  • Verdauungstrakt: Gewichtsverlust, Appetitlosigkeit, dicker/aufgeblähter Bauch, Meteorismus, Gedeihstörung, Unverträglichkeit von Brot/ Getreideprodukte, Zungenbrennen, selten Übelkeit/ Erbrechen
  • Allgemeinsymptome: allgemeine Schwäche, Müdigkeit (v.a. nach dem Essen), Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen, Kopfschmerzen (Migräne), Erschöpfung, Nachtblindheit, Ataxie, Gelenkschmerzen, verspätet einsetzende Pubertät, Gedeihstörungen
  • Vitaminmangelerscheinungen (keine Aufnahme von fettlöslichen Vitaminen E, D, K, A): Blässe (Eisenmangelanämie), Ödeme (Eiweißmangel), vermehrte Blutungsneigung (Vitamin K-Mangel), Wadenkrämpfe (Tetanie), Osteoporose (Kalziummangel), Sehstörungen, Polyneuropathie, Muskelschwäche
  • Haut: Blasen, Knötchen, heftiger Juckreiz, Brennen, Hyperpigmentierung, Aphthen, Mundwinkelrhagaden
Diagnose Anamnese: Klinik (Kachexie), Nahrungsaufnahme, Stuhlgang
Körperliche Untersuchung: Druckdolenz im Bauchraum
Labor: BSG erhöht, AP erhöht, Blutbild (Eisenmangelanämie), CRP erhöht, Eisen erniedrigt, Gesamteiweiß erniedrigt, Albumin erniedrigt, IgG, IgA, Quick erniedrigt, Stuhlgewicht/-fettgehalt, Antikörper (Anti-Gliadin-sIgA: gegen Gliadin, Anti-Transglutaminase-sIgA: gegen Gewebstransglutaminase)
Apparative Diagnostik: Endoskopie (Duodenum), Dünndarmbiopsie (Lymphozyten erhöht, Verlust der Kerckring-Falten), Rö-Kontrastmittel
Tests: D-Xylose, Schilling, Laktosebelastung, Eisenresorptionstest, H2-Atemtest
Differentialdiagnose
  • Verdauungstrakt: Morbus Crohn, Colitis ulzerosa, Morbus Whipple, Laktoseintoleranz, Pankreasinsuffizienz, Nahrungsmittelallergien, chronische Enteritis, Kolitis, Strahlenenteritis, Reizdarmsyndrom
  • Allgemein: Immunmangelzustände (IgA), Mukoviszidose, Enteropathie-assoziiertes T-Zell-Lymphom, Amyloidose, Parasiten (Lamblien/ Cryptosporidien), Medikamente (Zytostatika)
Komplikationen
  • Exsikkose
  • Kachexie
  • hypovolämischer Schock
  • Malabsorptionssyndrom
  • maligne Entartung
Therapie
  • Allgemeinmaßnahmen: Psyche, Behandlung der Ursachen
  • Ernährungstherapie: glutenfreie Kost, Laktosezufuhr beschränken, keine Milch bei Kindern in den ersten Monaten der Behandlung, Vitamine E, D, K, A
    • schlecht: Nudeln, Bier, Malzgetränke, Brot, Backwaren, Weizen, Gerste, Hafer, Roggen, Fertiggerichte
    • gut: Reis, Mais, Johannisbrotkernmehl, Kartoffeln, Hirse, Soja, Obst, Gemüse, Speisefette, Fleischeiweiß, Zucker, Honig
  • Naturheilkundliche Therapie: Bioresonanztherapie, Entspannungstherapie, Darmsanierung, Homöopathie, Phytotherapie
  • Medikamentöse Therapie: in schweren Fällen Kortison, Substitutionstherapie (Vitamine, Spurenelemente)
Prognose Nicht heilbar, sehr gut unter glutenfreier Kost

Begriffe
  • Sprue: chronische Verdauungsinsuffizienz; durch Glutenunverträglichkeit kommt es zur Schädigung der Dünndarmmukosa und zur Atrophie der Zotten.
  • Zöliakie: Manifestation der Sprue im Kindesalter.
  • Gluten: Klebereiweiß, Getreideeiweiß (im Getreide)