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ADHS

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ADHS

Hyperaktivität, Zappelphilipp-Syndrom, Aufmerksamkeitsdefizit- Hyperaktivitätsstörung sind weitere Bezeichnungen für die ADHS. Als ADHSbeschreibt eine Erkrankung mit gesteigerter Aktivität und Impulsivität mit Aufmerksamkeitsstörungen. Es die am häufigsten psychiatrisch gestellte Diagnose bei Kindern und Jugendlichen. Die Kinder sind hyperaktiv, äußert impulsiv und haben Aufmerksamkeitsdefizite. Behandelt werden soll nur, wenn die Stärke der auftretenden Symptome zu einer deutlichen Beeinträchtigung des Sozialverhaltens und der Leistung führt. Die Krankheitszeichen können in jedem Alter auftreten, tun dies aber verstärkt bei Kindern vor dem 6. Lebensjahr. Sie sind aber von Kind zu Kind sehr verschieden ausgeprägt. Die Differenzierung zu einem normalen altersgemäß typischen Verhalten ist oft sehr schwierig. Bei der Erkrankung stehen sowohl Eltern als auch die Kinder immer unter Druck, da eine Selbstregulation des Körper versagt.


Leitmerkmale:  beeinträchtigte Aufmerksamkeit, Impulsivität, motorische Überaktivität
Definition Bei der ADHS ist der Antrieb gesteigert, die Aufmerksamkeit aber beeinträchtigt
Weitere Bezeichnungen
(Synonyme)
  • Zappelphilipp-Syndrom
  • Hyperaktivität
  • Aufmerksamkeitsdefizit- Hyperaktivitätsstörung
Vorkommen
(vor allem bei)
  • Kinder: vor dem 6. Lebensjahr
Einteilung
  • hyperaktiver-impulsiver Typ: meist Jungen, überaktiv, Verhalten schwer zu kontrollieren
  • unaufmerksamer Typ: meist Mädchen, Unkonzentriertheit, Unaufmerksamkeit
  • Mischtyp
Pathogenese Dopamin steht im synaptischen Spalt der Nervenverbindungen (Stammganglien, Frontalhirn => Aufmerksamkeit, Konzentration) nicht mehr in ausreichender Menge zur Verfügung, weshalb es zu Störungen in der Informationsweiterleitung kommt (ständige Reizüberflutung des Körpers). Von außen kommenden Eindrücken können nicht mehr richtig verarbeitet werden und dringen unkontrolliert (ungefiltert) zum Gehirn vor

Ursachen Unklar, evtl.:
  • Elternhaus: Probleme (Leistungsdruck, Ängste), Reizüberflutung (Fernsehen, Videospiele, Lärm), Zeitmangel, Stress, familiäre Probleme, Waschmittel, Weichmacher In Kunststoffen, Bodenbeläge, Teppichkleber), vererbbar, Bewegungsmangel, Fehlen von Regeln/Ritualen/Grenzen
  • Ungleichgewicht der Neurotransmitter im Frontalhirn: Dopamin, Serotonin, Noradrenalin
  • Nahrungszusätze: Säuremittel (E 229, E340, E 341), Geschmacksverstärker, Phosphatüberschuss, Salizylate, Zucker, Farbstoffe
  • Umweltgifte: PVC, PCB, Chlorverbindungen, Insektizide
  • Toxine: Alkohol, Rauchen, Drogen
  • Parasiten-/Pilzbefall des Darms
  • Nahrungsmittelunverträglichkeiten: Zucker, Aromastoffe, phosphatreiche Nahrungsmittel  
  • Erkrankungen: Hyperthyreose, Tic, Tourette-Syndrom, Schizophrenie, Restless-legs-Syndrom, Autismus, hormonelle Schwankungen
Risikofaktoren
  • gestörtes Lebensumfeld: fehlende Zuneigung, Störungen des Alltags
  • Alkohol
  • Rauchen
  • Geburtsprobleme
  • Allergien
  • Nahrungsmittelunverträglichkeiten
Symptome Im Säuglingsalter:
  • Ess-/Schlafprobleme
  • motorische Unruhe
  • langanhaltende Schreiphasen
  • Misslaunigkeit, wollen wenig Körperkontakt

Vom 5. Lebensjahr bis zur Pubertät:
  • beeinträchtigte Aufmerksamkeit: Klassenclown, Störenfried, Konzentrationsschwäche, Lern-/Schulschwierigkeiten, stören in der Schule, machen ihre Hausaufgaben unsystematisch, lassen sich leicht ablenken
  • Impulsivität: aggressive Ausbrüche, Überempfindlichkeit, Stimmungsschwankungen
  • motorische Überaktivität: übermäßiger Bewegungsdrang
  • Fettsäuremangel: starker Durst, häufiges Wasserlassen, raue, trockene Haut/Haare, Kopfschuppen, brüchige Nägel
  • Atopiezeichen: Ekzeme
  • Sehstörungen: schlechtes Nachtsehen, Überempfindlichkeit bei hellem Licht, Störungen beim Lesen
  • Aufmerksamkeitsstörungen: Ablenkbarkeit, Gedächtnisstörungen, emotionale Labilität/ Überempfindlichkeit, übertriebene Ängstlichkeit, Stimmungsschwankungen, Wutanfälle
  • Schlafprobleme: Einschlafen, Aufwachen am Morgen
  • Entwicklungsverzögerung

Im Erwachsenenalter:
  • Vergesslichkeit, Unorganisiertheit
Diagnose Anamnese: Symptomatik, Verhaltensbeobachtung, Familie, Suchtmittelmissbrauch
Apparative Diagnostik: EEG
Differentialdiagnose
  • psychisch: Angstzustände, entwicklungsbedingte Unruhe, Über-/ Unterforderung, geistige Behinderung, Aufmerksamkeitsstörung, Schizophrenie, Psychose, Zwangstörung
  • allgemein: Schwermetallbelastung, Nahrungsmittelüberempfindlichkeit
Komplikationen
  • Angststörungen
  • Depression
  • Anfälligkeit für psychische Erkrankungen
  • Sucht: Alkohol, Drogen, Medikamente
Therapie
  • Allgemeinmaßnahmen: Reize vermeiden (Fernsehen, Musik, Spielzeug während des Lernens), klarer Tagesdienstplan, Selbstwertgefühl aufbauen, Entspannungstechniken, Energie ablassen, Psychotherapie, Ergotherapie, Elterntraining, Verhaltenstraining, tägliche Bewegung an der frischen Luft
  • Ernährungstherapie: Diäten; Vollwert, kein Fleisch, Fisch, Leber, Milch, Käse, Dosenmilch, Cola, Fertiggerichte, Kaffee, Pommes, Plätzchen, Schokoladenriegel
  • Naturheilkundliche Therapie: Bachblüten, Homöopathie, Schüssler Salze
  • Medikamentöse Therapie: Ritalin®, Vigil®, Antidepressiva, Beruhigungsmittel
Prognose Heilung meist nicht möglich, Symptome verschwinden aber meist mit der Pubertät.

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Zeichen
Hyperaktivität 1.      zappelt oft mit Händen/Füßen, rutscht auf dem Stuhl herum
2.      steht in der Klasse oder in Situationen, in denen Sitzenbleiben erwartet wird
3.      läuft herum und klettert auf Stühle/Tische
4.      hat häufig Schwierigkeiten ruhig zu spielen oder sich bei Freizeitaktivitäten ruhig zu verhalten
5.      ist viel unterwegs, läuft weg, handelt oft wie „getrieben“
6.      redet häufig übermäßig viel
7.      platzt häufig mit Antworten heraus, bevor die Frage zu Ende gestellt ist
8.      kann nur schwer warten bis er/sie an der Reihe ist
9.      unterbricht und stört andere häufig (platzt in Gespräche anderen herein
Aufmerksamkeitsdefizit 1.      beachtet keine Einzelheiten und macht Flüchtigkeitsfehler bei den Schulaufgaben
2.      hat oft Schwierigkeiten längere Zeit die Aufmerksamkeit bei Aufgaben oder beim Spielen aufrechtzuhalten
3.      scheint häufig nicht zuzuhören nach Ansprache
4.      kann Schulaufgaben nicht vollständig zu Ende bringen (hat keine Verständnisprobleme)
5.      hat Probleme Aufgaben/Aktivitäten zu organisieren (Ablauf und Reihenfolge)
6.      vermeidet oder lehnt Aufgaben ab, die eine längere geistige Konzentration erfordern würden
7.      verliert/vergisst häufig Materialeien, die für Aufgaben/Aktivitäten gebraucht werden
8.      ist extrem ablenkbar durch äußere Reize
9.      ist bei Alltagsverrichtungen sehr vergesslich (Zähneputzen, Licht aus, Schlüssel mitnehmen)
Kind muss 6 von 9 Punkten der Hyperaktivität oder 6 von 9 Punkten des Aufmerksamkeitsdefizites haben um ADHS zu haben.