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Anaphylaktischer Schock

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Anaphylaktischer Schock

Ein Anaphylaktischer Schock ist eine akute pathologische Reaktion des Immunsystems auf ein Antigen. Er wird verursacht durch eine Überempfindlichkeitsreaktion vom Soforttyp (I). Es kann in kurzer Zeit zum einem Kreislauf-/Atemstilstand kommen und ist damit äußert lebensbedrohlich. Durch in den Körper eingedrungene Antigenekommt es beim ersten Kontakt mit diesen zur Bildung von Antikörpern (Sensibilisierung). Kommt es später nochmals zum Kontakt mit demselben Antigen so reagiert das Immunsystem des Körpers überstürzt und setzt sofort die zuvor gebildeten Antikörper frei. Es kommt zu einer Antigen-Antikörper-Reaktion, die verschiedene Botenstoffe freisetzt (Histamin, Bradykinin, Prostaglandin, Serotonin). Es entsteht nach wenigen Sekunden bis 20 Minuten nach dem Allergenkontakt eine Allergiereaktion, die in einem anaphylaktischen Schock enden kann. Eine Notfalltherapie muss sofort eingeleitet werden.

Leitmerkmale: Juckreiz, Niesen, Fieber, Übelkeit, Dyspnoe, Blutdruckabfall
Definition Beim Anaphylaktischer Schock handelt es sich um die maximale Reaktion bei einer Auslösung einer Allergie

Pathogenese Kurz nach dem Kontakt mit dem Allergen werden vermehrt entzündungshemmende Stoffe (IgE, Histamin, Granulozyten) vom Körper ausgeschüttet (Erweiterung der peripheren Blutgefäße, Ödembildung); der Körper schützt sich vor dem starken Blutdruckabfall  (Minderdurchblutung wichtiger Organe) mit einer Zentralisierung des Kreislaufs, was schließlich zum lebensbedrohlichen Schock mit Herz- und Kreislaufversagen führt

Ursachen
  • Medikamente: Antibiotika, Röntgen-Kontrastmittel, Lokalanästhetika (Procain), Jodid, ASS, Korbblütler
  • Nahrungsmittel: Milch, Nüsse, Fische, Ost
  • Kosmetika
  • Fremdeiweiße, Polysaccharide: Insekten-/Schlangengifte, Organextrakte, bei Hyposensibilisierungen, Impfseren
Symptome
(nach
Schweregrade)
  • Allgemeinsymptome: Niesen, Schwindel, Fieber mit Schüttelfrost, Angstgefühl, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall

0
Lokalreaktion
Auf den Kontaktort beschränkte Hautreaktion (lokal begrenzt)
Allgemeine Beschwerden: kribbeln im Rachen/Handflächen, pelzig werden der Zunge, diffuser Juckreiz, Rötung, Hitzegefühl (Flush)
Therapie: Unterbrechung der Behandlung, lokale Kühlung, Patientenüberwachung, lokal wirksame Antihistaminika (Fenistil®), Vermerk in der Patienten-Datei, Patienten aufklären, Austestung
1
Leichte Allgemeinreaktion
Generalisierte Haut-/ Schleimhautreaktionen
Allgemeine Beschwerden: Urtikaria, Juckreiz, Brennen, Ödeme, Lokalisation Hautfläche/Fußsohle/Mund/After/Einstichstelle); dazu: Unruhe, Angst, Kopfschmerzen, Flush
Therapie: Notarzt, venöse Zugänge, lokale Kühlung, Antihistaminikum, evtl. Infusionsstop, Oberhochlagerung, Vitalparameterkontrolle
2
Ausgeprägte Allgemeinreaktion
Mitbeteiligung von inneren Organen
Allgemeine Beschwerden:Kreislauf- und/oder Lungensymptome (Atemnot, Asthma, Blutdruckabfall, Tachykardie), Übelkeit, Erbrechen, Bauchkrämpfe, Quicke-Ödem, Bewusstseinsstörung
Therapie: sofort Notarzt verständigen, Sauerstoffgabe, venöser Zugang (Volumengabe), hochlagern der Beine, bei Bewusstlosigkeit Seitenlage, Antihistaminika, Betamimetika
3
Bedrohliche Allgemeinreaktion
Lebensbedrohliche Reaktionen
Allgemeine Beschwerden: Schocksymptomen (Bewusstseinseintrübung, Tachykardie, starke Dyspnoe, Bronchospasmus, Blutdruckabfall, Abgang von Stuhl/Urin, evtl. Krämpfe)
Therapie: Notarzt, venöser Zugang (Volumengabe), Schocklage (Bewusstlosen in Seitenlage), Kortison, Adrenalin
4
Organversagen
Herz-/Kreislaufstillstand, Zyanose, kein tastbarer Puls, keine Atembewegung
Therapie: Reanimation, Notarzt
Diagnose Anamnese: Krankheitszeichen, Medikamenteneinnahme, Essen, Insektenstiche (Fremdanamnese)
Nach Erste Hilfe- Maßnahmen:  Allergienachweis 

Differentialdiagnose
  • Schocks anderer Ursache
  • Epilepsie
Komplikationen
  • Tod
Therapie
  • Medikamentöse Therapie: Schmerzmittel, Sedierung, Antihistaminikum, Asthmaspray
  • Operative Therapie: Intubation, Beatmung

 

Notfall

Notfallmaßnahmen beim anaphylaktischen Schock:

  • Anruf: Notarzt
  • Allgemeinmaßnahmen: Allergenzufuhr sofort stoppen (Infusion/Injektion unterbrechen, aber Nadel stecken lassen), Patienten beruhigen, beengte Kleidung entfernen, Patient zudecken,
  • Lagerung: Schocklagerung (bei Bewusstlosigkeit: stabile Seitenlage), sonst Rückenlage mit erhöhten Beinen, besteht Atemnot: erhöhter Oberkörper
  • Vitalzeichenkontrolle: engmaschig
  • Reanimation: Wiederbelebung
  • Zusatzmaßnahmen: Sauerstoffgabe, i.v.- Zugang (mehrere dicklumige venöse Zugänge legen), Volumensubstitution (1000-1500 ml isotonische Kochsalzlösung), evtl. Wärmeentzug (Kühlung wegen Schwellung)

ff