Krankheiten
Angststörung

 Zurück zur alphabetischen Auswahl

Angststörung

Angststörungen sind die häufigsten psychischen Störungen bei denen spezifische oder unspezifische Ängste im Vordergrund stehen. Ausgelöst werden sie im Mandelkern (Amygdala) des limbischen Systems. Kernmerkmal ist eine übertrieben Angstreaktion obwohl keine große äußere Bedrohung vorhanden ist. Normalerweise hat die Angst eine Schutzfunktion für den Körper, sie kann aber grundlos überhandnehmen. Es gibt diffuse, unspezifische Ängste, die als Auslöser keine Situation oder Objekte haben und spontan stattfinden. Es gibt aber auch Phobien. Hier ist die Angst gegen bestimmte Objekte, Situationen oder Räumlichkeiten gerichtet. 10-15 % der Bevölkerung sind davon betroffen. Oft werden sie chronisch, wenn sie nicht behandelt werden. Darum je früher behandelt wird umso besser ist die Prognose einer Heilung.

Leitmerkmale: plötzliche Angstattacken
Definition Als Angststörungen bezeichnet man verschiedene psychische Störungen, durch die es bei den Betroffenen zu Ängsten kommt

Angst Angst ist eine normale/notweniger Reaktion des menschlichen Körpers. Es ist schwer die „normale“ Angst von Angststörungen abzugrenzen, dabei müssen aber 2 Kriterien vorhanden sein:

  • Unangemessenheit der Angstreaktion gegenüber Bedrohungsquellen
  • Unangemessenheit der Verarbeitung der Angstreaktion (Intensität, Beeinträchtigungsgrad)
Pathogenese Über visuelle/akustische Sinnesorgane werden Signale zum Thalamus und von dort zum Mandelkern weitergeleitet, dies geschieht relativ schnell, eine Bewertung der Angst wird aber nicht vorgenommen (ungenaue Angstreaktion).
Gleichzeitig werden die Signale noch über den Thalamus zur Großhirnrinde weitergeleitet. Hier wird die Gefahrensituation genauer analysiert, es wird mehr Zeit für eine Reaktion benötigt (langsamere Verarbeitung). Es wird v.a. die aktuelle Situation mit im Gedächtnis abgespeicherten früheren Erlebnissen verglichen (genaue Angstreaktion + Regulation des Ausmaßes der Furchtreaktion)

Angstauslösung Verbinden sich Angstreize mit Reizen, die normalerweise keine Angst auslösen, so können diese ebenfalls später Ängste auslösen (z.B. wird jemand bedroht und im Hintergrund läuft eine bestimmte Musik (braucht nicht unbedingt wahrgenommen werden), so kann diese später selbst beim Ertönen Angstreaktionen bewirken)
Wird Angst vom Körper ausgelöst, so kommt es zur Stimulation des Sympathikus (RR↑, Puls↑, Atmung↑), dazu wird vermehrt CRH ausgeschüttet (=> Stress), durch CRH wird in der Nebennierenrinde ACTH ausgeschieden (die Furchtstimulation wird erhöht), es kommt zur Angsterkrankung

Arten Generalisierte Angststörung:
Die Angst bezieht sich nicht auf ein bestimmtes Objekt oder eine bestimmte Situation, sie ist ständig da, durch Vielzahl an täglichen Problemen/Konflikten (über 6 Monate).
  • Befürchtungen: Erwartungsangst (es könnte passieren)
  • gesteigerte Anspannung: Muskelverspannungen, körperliche Unruhe, Spannungskopfschmerz, Zittern
  • vegetative Störungen: Oberbauchschmerzen, Atemnot, Schwitzen, Mundtrockenheit, Herzrasen, Schwindel, Konzentrationsstörungen, Reizbarkeit, Überempfindlichkeit, Schlafstörungen
Angstpsychose:
Vorübergehende psychotische Störung mit Halluzinationen, Wahn und Wahrnehmungsstörungen, das Gehirn kann nicht mehr zwischen Realität und Phantasie unterscheiden.
  • Ursachen: entwickelt sich plötzlich durch Ängste, Stress, Ärger, Leistungsdruck
  • Symptome: Unaufmerksamkeit, gesteigerter Antrieb, Wahnvorstellungen, Halluzinationen, Wahrnehmungsstörungen, schneller Wechsel zwischen Angst und Freude
Panikstörung:
Wiederkehrende, schwere, plötzliche Angstattacken, die ohne Grund (spezifisches Objekt/Situation) ausbrechen (Dauer: meist nur wenige Minuten).
  • psychische und körperliche Symptome sind eng miteinander verbunden: Herzklopfen/-enge, Dyspnoe, Thoraxschmerzen, Schwindel, Schweißausbrüche, Taubheitsgefühle, Übelkeit, Zittern
  • Angst vor dem nächsten Angstanfall/verrückt zu werden/zu sterben
  • isoliert sich, nimmt viele Medikamente
Phobien:
Unangemessene Angst angesichts einer bestimmten Situation/Objektes.
der Patient ist der Kontrolle des Willens entzogen, hat Erwartungsangst
  • Agoraphobie: vor weiten Plätzen, Haus zu verlassen, Reisen, Menschenmengen
  • soziale Phobien: Angst im Mittelpunkt zu stehen, vor Kontakten mit dem anderen Geschlecht, Furcht sich peinlich/ungeschickt zu verhalten
  • spezifische Phobie: vor bestimmten Objekten/Situationen (Tiere, Flug, Tunnel, Donner, Wasser, Blut, Spritzen)
  • Klaustrophobie: vor geschlossenen Räumen
  • Akrophobie: vor der Höhe
  • Infektangst: vor Ansteckung
Zwangsstörungen:
Ständig wiederholte Zwangsgedanken oder Zwangshandlungen.
  • ständig wiederkehrende lästige Gedanken oder unsinnige Handlungen (Waschzwang)
Posttraumatische Belastungsreaktionen:
Trauma durch ein belastendes/lebensbedrohliches Ereignis (Gewalttat, Unfall) oder eine besondere Lebensveränderung (Todesfall).
  • Depressionen, Suizidgedanken, Überaktivität, Rückzug
Ursachen
  • erhöhte Angstbereitschaf, traumatische Kindheitserfahrungen, Erziehungsstile, belastende Lebensereignisse (z.B. Ehescheidungen), ungelöste Konflikte
  • Hypo-/Hyperthyreose
Symptome
  • plötzliche Angstattacken (abrupt auftretend, dauern einige Minuten) mit evtl. Todesangst
  • körperlich: motorische Unruhe, Todesangst, Schwindel, Zittern, Atemnot, Harndrang, Tinnitus, erweiterte Pupillen
  • Allgemeinsymptome: rasche Erschöpfbarkeit, Reizbarkeit, Schlafstörungen, Schlafstörungen, Benommenheit, chronische Muskelverspannungen, Konzentrationsstörungen
  • gastrointestinal: Mundtrockenheit, Übelkeit, Erbrechen, Magen-/ Bauchschmerzen, Engegefühl im Hals/Brust, Durchfall
  • kardial: Herzrasen/-klopfen, Brustschmerzen, Beklemmungsgefühl, Herzrhythmusstörungen
  • neurovegetativ: Erröten (Blutandrang zum Kopf), Schweißausbrüche, Kälteschauer, Spannungskopfschmerz
  • vasal: Schwindel, Ohnmachtsanfälle, Kribbelgefühle, Hypertonie
  • Schmerzen: Bauch, Brust, Muskeln
  • später: Erwartungsangst (Angst vor der Angst), Vermeidungs-/ Rückzugsverhalten (man geht der Angstsituation aus dem Wege), Drogengebrauch (Alkohol, Nikotin, Kaffee, Medikamente, harte Drogen), Kompensationsverfahren (übermäßiger Sport)
Differentialdiagnose
  • Hypochonder
  • Depression
  • Morbus Parkinson
  • Demenz
  • Hyperthyreose
  • Herz-/ Lungenerkrankungen
  • Hormonstörungen
  • Drogen-/ Medikamentenmissbrauch
  • Zwangs-/Persönlichkeitsstörungen
Therapie
  • Allgemeinmaßnahmen: Desensibilisierung (schrittweise an Befürchtungen herangehen), Verhaltenstherapie, Reizüberflutung (Reiz, z.B. Katzen werden vermehrt angeboten), Entspannungsübungen, Ausdauersport
  • Naturheilkundliche Therapie: Schüssler Salze, Homöopathie, Hypnose, Phytotherapie
  • Medikamentöse Therapie: Psychopharmaka, Neuroleptika, Antidepressiva, Beta-Blocker

ff