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Anterolateralinfarkt

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Anterolateralinfarkt 

Als Anterolateralinfarkt bezeichnet man eine Form des Herzinfarktes, bei der der vordere und der seitliche Teil des linken Ventrikels davon betroffen sind. Die Ursachen hierfür sind der Verschluss zweier Blutgefäße, die dieses Gebiet versorgen. Es handelt sich dabei um den Ramus interventricularis anterio und dem Ramus circumflexus. Nach 4 bis 6 Stunden treten Nekrosen auf. Darum ist es sehr wichtig die Erkrankung zu erkennen und so früh wie möglich zu handeln. Ziel der Behandlung ist es das Lumen des betroffenen Herzgefäßes so schnell wie möglich wieder zu öffnen und somit den dahinter liegenden Herzmuskel wieder mit Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen.

Leitmerkmale:  heftige Schmerzen im Brustbereich, Todesangst, Übelkeit, Schweißausbrüche
Definition Beim Anterolateralinfarkt handelt es sich um einen Herzinfarkt an der Seitenwand des linken Ventrikels

Ursachen
  • Verschluss des Ramus interventricularis anterior/ Ramus circumflexus
Risikofaktoren
  • Rauchen
  • Hypertonie
  • familiäre Belastung
  • Diabetes mellitus
  • Adipositas
  • Fettstoffwechselstörungen
  • Alter
  • Stress
  • Alkoholismus
  • erhöhter Homocysteinblutspiegel
  • chronische Entzündungen
  • Bewegungsmangel
Auslöser
  • plötzliche untypische körperliche Anstrengung (Schneeschaufeln)
  • emotionaler Stress
  • Aufstehen in der Frühe
  • nach dem Essen: Umverteilung des Blutvolumens zur Essenaufnahme
  • Flüssigkeitsverlust
  • Aufenthalt in großer Kälte
Symptome
  • Allgemeinsymptome
    • Atemnot, Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Blässe, fahl-gelbe Gesichtsfarbe, kalter Schweißausbruch, Schwächegefühl, die Patienten verhalten sich ruhig (Vermeidung jeder Anstrengung)
    • plötzlicher Kreislaufzusammenbruch (ggf. Bewusstlosigkeit, Kollaps), Blutdruck und Puls meist normal (oder Schocksymptome)
    • Psyche: Todesangst, Vernichtungsgefühl
    • kardial: Herzrhythmusstörungen, Herzgeräusche

  • Schmerz
    • plötzlich, heftige Schmerzen, retrosternal, linker Brustbereich, langanhaltend, brennend, drückend, ausstrahlend in die li. Kleinfingerseite, Arme, Bauch, Unterkiefer, Rücken (zwischen den Schulterblättern), aber auch in den Oberbauch (Hinterwandinfarkt)
    • der Patient versucht durch Bewegung seine Schmerzen zu lindern (bei Angina pectoris verhält sich der Patient still)
    • schweres Druckgefühl auf dem Brustkorb (länger andauernd: 15-20 Min, Atemnot, Erstickungsgefühl)
    • Nitrolinqual bringt keine Besserung
Diagnose Anamnese: Symptome, bekannte Angina pectoris, Risikofaktoren, Schmerzcharakter, familiäre Belastung
Auskultation: Galopprhythmus, feuchte Rasselgeräusche (bei Lungenstauung); evtl. Perikardreiben
Labor: für 3-7 Tage Leukozytose mit Linksverschiebung, BSG erhöht, Blutbild (Leukozyten erhöht), Elektrolyte, Gerinnung, Blutzucker erhöht, CRP erhöht
  • herzmuskelspezifisch: Troponin T erhöht, Enzymdiagnostik: CK-MB (Kreatinphosphokinase Untergruppe MB) bei Infarkt erhöht
  • unspezifisch (da auch in anderen Organen: Gesamt-CK, GOT erhöht, LDH erhöht (Werte nach 12 Std. wiederholen), α-HBDH, Serum-Kalium


Enzym Anstieg (Std.) Maximum (Std.) Normalisierung (Tage)
CK-MB 3-12 12-24 2-3
CK-MBC 2-6 12-24 3
Gesamt-CK 4-8 16-36 3-6
GOT 4-8 16-48 3-6
LDH 6-12 24-60 7-15
Alpha-HBDH 6-12 30-72 10-20
Apparative Diagnostik: EKG (ST-Streckenerhöhung), Echokardiographie, Koronarangiographie (Durchgängigkeit der Gefäße), Linksherzkatheter, Farb-Doppler-Echokardiographie (Auswurf), Magnetresonanztomographie

Differentialdiagnose
  • kardial/thorakal: schwerer Angina-Pectoris-Anfall, Herzrhythmusstörungen, Perikarditis, Pleuritis, Herzneurose, Brustwirbelsäulenerkrankungen
  • vasal: Aneurysma der Aorta
  • pulmonal: Lungenembolie, Spontanpneumothorax
  • enteral: akute Pankreatitis, Cholelithiasis, Ulcus ventriculi/duodeni, akutes Abdomen, Roemheld-Syndrom
  • allgemein: Wirbelsäulenerkrankungen, HWS-Osteochondrose
Komplikationen
  • Frühkomplikationen: Hauptgefahr in den ersten Stunden und Tagen nach dem Infarkt (72 Std.)
    • kardial: lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen (Brady-/ Tachykardie, Extrasystolen, Kammerflimmern) , Herzinsuffizienz, kardiogene Embolien (Reinfarkt, Apoplex), kardiogener Schock (mehr als 40 % der Muskelmasse der li. Kammer betroffen), Papillarmuskelabriss (selten, wenn die Hinterwandkoronarien betroffen sind), akuter Herztod, bei älteren Patienten: Septum- oder Herzwandruptur, Herzwandaneurysma (evtl. Perikarditis)
    • pulmonal: Lungenödem (Lungeninsuffizienz)

  • Spätkomplikationen:
    • kardial: Herzwandaneurysma, Herzwandruptur, (Folge: Perikardtamponade), Perikarditis, chronische Herzinsuffizienz, Perimyokarditis, Dressler-Myokarditis
Therapie NOTFALL:
  • Allgemeinmaßnahmen: i.v.-Zugang, keine i.m.-Injektionen (Lyse-Therapie, Enzymbestimmung), absolute Bettruhe (3 Tage Intensivmedizin mit Vitalparameterüberwachung), psychische Abschirmung (Sedierung), Sauerstoffgabe
  • Medikamentöse Therapie: intensive Schmerzbehandlung (Analgetika), Xylocain®-Dauertropf (die ersten 2- 3 Tage), intravenöse Kurzzeitlyse (Alteplase, Reteplase), Antikoagulantientherapie, später: Betablocker, Thrombozytenaggregationshemmer (ASS), ACE-Hemmer, Nitrate (Dilatation der Gefäße)
  • Operative Diagnostik: Rekanalisierung der verschlossenen Koronararterie (innerhalb 6 Std.) über Herzkatheter (PTCA), evtl. Bypass
Bilder

 

Notfall

Notfallmaßnahmen beim Anterolateralinfarkt:

  • Anruf: Notarzt (Tel.112)
  • Allgemeinmaßnahmen: Patienten beruhigen, beengte Kleidung entfernen, Patient zudecken
  • Lagerung: erhöhter Oberkörper, Beine tief, bei Bewusstlosigkeit: stabile Seitenlage
  • Vitalzeichenkontrolle: engmaschig
  • Reanimation: Wiederbelebung
  • Zusatzmaßnahmen: Sauerstoffgabe, i.v.- Zugang
  • Medikamente: 2-3 Hübe Nitrosprayâ (Systole über 120 mmHg) gut bei Angina pectoris, bei Herzinfarkt kann es wirkungslos bleiben
  • Cave: keine i.m.- Injektion

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