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Anticholinerges Syndrom

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Anticholinerges Syndrom

Anticholinerges Syndrom bezeichnet einen krankhaften Zustand des vegetativen Nervensystems. Vor allem der Nervus vagus ist davon betroffen. Beim Anticholinergen Syndrom wird also der Nervus vagus ausgeschaltet und kann so nicht mehr seine bremsende und dämpfende Funktion auf den Körper übernehmen. Dabei wird zwischen einem peripheren und einem zentralen anticholinergen Syndrom unterschieden. Die Ursachen hierfür sind meist Medikamentenüberdosierungen oder eine Opiatkonsum. Acetylcholin ist im zentralen wie auch im peripheren Nervensystem ein Botenstoff, der verschiedene Reize weiterleitet. Bei dieser Erkrankung ist somit die Signalübertragung unterbrochen oder gestört. Der Parasympathikus kann seine Tätigkeit nicht mehr gerecht werden und stellt seine Funktion ein. Bei entsprechender Therapie ist die Erkrankung heilbar.

Leitmerkmale:  nach Gebrauch von anticholinerg wirkenden Medikamenten: Bewusstseinseintrübung, Mundtrockenheit, Unruhe, Desorientiertheit
Definition Beim Anticholinergen Syndrom handelt es sich um einen Symptomenkomplex, bei dem der Parasympathikus (v.a. der Nervus vagus) weitgehend ausgeschaltet wurde

Allgemein
  • als Gegenmittel dient das Medikament Physostigmin
Einteilung
  • peripheres anticholinerges Syndrom: verursacht v.a. Überreaktion der Skelettmuskulatur
  • zentrales anticholinerges Syndrom: verursacht v.a. Bewusstseinseintrübungen und Wesensveränderungen
Pathogenese Beim Anticholinergen Syndrom wird durch eine Überdosis an anticholinerg wirksamen Medikamenten die Wirkung des Acetylcholins als Neurotransmitter im peripheren wie auch zentralen Nervensystem ausgeschaltet

Ursachen
  • Überdosis an anticholinerg wirkenden Medikamenten: Neuroleptika, Antiparkisonmittel, Benzodiazepine, Opiate, Hypnotika, trizyklische Antidepressiva, Antihistaminika, Atropin, Propofol
  • giftige Pflanzen: Tollkirsche, Fliegenpilz, Stechapfel
Symptome
  • peripheres anticholinerges Syndrom:
    • Haut: trocken, gerötet, heiß
    • Kreislauf: Hypertonie
    • Herz: Tachykardie, Extrasystolen
    • Mund: Mundtrockenheit, Schluckbeschwerden
    • Bauchorgane: Obstipation, Harnverhalt
    • Augen: Mydriasis, Glaukomanfall, Störung der Akkommodation
    • Drüsen: Produktion von Speichel/Schweiß vermindert

  • zentrales anticholinerges Syndrom:
    • delirante Form: Schwindel, Aggressivität, Angst, Unruhe, Agitiertheit, Desorientiertheit, Halluzinationen, Vigilanz, Dysarthrie, Krampfanfälle
    • somnolente Form: Schläfrigkeit bis Koma, verzögertes Aufwachen aus der Narkose, kann bis zum Atemstillstand gehen
Diagnose Anamnese: Symptome, Medikamenteneinnahme
Labor: CRP, Blutzucker, Elektrolyte, Blutgas, Leberenzyme
Apparative Diagnostik: MRT, CT (Schädel), EEG, Lumbalpunktion

Differentialdiagnose
  • Hydrozephalus
  • Enzephalitis
  • Hirnblutung
  • Status epilepticus
  • Delir
  • Schizophrenie
Komplikationen
  • Aspiration
  • Atemstillstand
  • Schock
  • Krampfanfälle
Therapie
  • Allgemeinmaßnahmen: Absetzen der Medikamente, Vitalfunktionen überprüfen
  • Medikamentöse Therapie: Physostigmin
  • Operative Therapie: Magenspülung mit Aktivkohle

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