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Asthma bronchiale

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Asthma bronchiale

Als Asthma bronchiale bezeichnet man eine chronisch entzündliche Erkrankung der Atemwege (vor allem der Bronchien). Es kommt zu einer anfallsweise auftretenden Atemnot durch eine meist voll reversible Atemwegsobstruktion infolge einer Entzündung/Hyperreagibilität der Atemwege. Die entzündliche Schwellung der Bronchialschleimhaut geht einher mit der Bildung von zähem Schleim (Dyskrinie) und einem Spasmus der glatten Bronchialschleimhaut (Bronchospasmus). Die extremste Form ist der Status asthmaticus: eine akuter, länger anhaltender Asthmaanfall (über 6-12 Std. Notfall!!). Er ist die schwerste Ausprägung eines Asthmas und kann schnell zum Tod führen. Das Asthma bronchiale ist eine lebenslang bestehende Erkrankung. Es kann aber so behandelt werden, dass die Beschwerden gelindert werden können und es zu langen anfallsfreien Zeiträumen kommen kann.

Leitmerkmale: plötzliche Atemnot mit erschwerter, verlängerter Ausatmung (exspiratorischer Stridor), Hustenanfälle, Unruhe
Definition Beim Asthma bronchiale erkranken die Bronchien durch Anschwellung und vermehrter Schleimbildung

Einteilung
  • allergisches Asthma (exogen-allergisch): v.a. Kinder/Jugendliche; nach Heuschupfen, Neurodermitis, Milchschorf
  • infektbedingtes Asthma (endogen, idiopathisch): v.a. mittlere Erwachsene, ohne Allergiebezug
  • anstrengungsbedingtes Asthma: nach Anstrengung/Belastung, trockener/ kühler Luft,
  • medikamentenbedingtes Asthma: Analgetika (NSAR), Betarezeptorenblocker
  • berufsbedingtes Asthma
  • Mischformen
Stadien
I entzündliche Schwellung der Bronchialschleimhaut (Verengung des Lumens)
II Bildung von zähem Schleim (Dyskrinie)
III Spasmus der glatten Bronchialschleimhaut
IV IgE-Soforttyp (Typ I), atopische Erkrankung
Pathogenese Durch Überempfindlichkeit der Atemwegsschleimhäute/chronischer Entzündung der Bronchialwand kommt es zu einer Hyperaktivität mit Überempfindlichkeit gegenüber Reizstoffen der Bronchialwände mit den Zeichen der Bronchialobstruktion und damit zu einer vermehrten Sekretion von Schleim (erhöhte Viskosität), Verkrampfung/ Schwellung der Bronchialmuskulatur und Bildung von Ödemen. Um eine adäquate Atmung aufrechtzuerhalten muss der Patient die Atemhilfsmuskulatur miteinsetzen, die Ausatmung verlängert sich

Ursachen
  • exogen-allergische Ursachen/Auslöser (extrinsic): Allergie-Sofort-Typ I gehört zum atopischer Formenkreis (vererbbar), tritt meist vor 40. Lebensjahr auf
    • durch Inhalation: Hausstaubmilben, Schimmel, Pollen, Tierhaare, Pilzsporen
    • durch Nahrungsmittel: Kuhmilch, Eier, Nüsse, Schokolade, Tomaten, Erdbeeren

  • nicht allergische Ursachen/Auslöser (intrinsic):
    • Infekte der Atemwege: Viren, Bakterien, Pilze
    • körperliche Anstrengung, Psyche (Stress, Angst, akute Hyperventilation)
    • Reizungen: kalte Luft, Temperaturabfälle, atemreizende Substanzen (Rauchen, Nebel, Gase, Stäube), Dämpfe, Nebel, berufsbedingt (Bäcker, Chemiearbeiter), Kosmetika, Farbstoffe, gastroösophagialer Reflux (Reizung durch aufsteigende Magensäure)
    • Medikamente: ASS, Analgetika, Beta-Blocker, Penicillin, Impfstoffe, Metalle, Echinacea, ätherische Öle
    • Toxine: Lösungsmittel, Weichmacher, Raumsprays, Reinigungsmittel
    • genetische Faktoren: Eltern mit Allergien/Heuschnupfen/Asthma

  • Mischformen
Symptome
  • in leichten Fällen:
    • isolierter Husten (v.a. nachts, am frühen Morgen) mit und ohne Atembeklemmung (plötzlich einsetzend, Beschwerdefreiheit zwischen 2 Anfällen)

  • in schweren Fällen:
    • vorwiegend nachts/frühe Morgenstunden: Atemnot mit quälenden Hustenanfällen, wiederkehrend
    • pulmonal: Giemen, Pfeifen, exspiratorischer Stridor, Orthopnoe, Tachypnoe, zunehmende Atemnot, erschwerte Ausatmung (Überblähung der Lungen)
    • vasal: Tachykardie, Zyanose (Lippen), Blutdruckerhöhung
    • Auswurf: zäher, weißlich- glasiger Schleim (gering)
    • „Asthmatikerhaltung“ (aufrechter Sitz mit vornüber geneigtem Oberkörper, „Kutschersitz“ mit Einsatz der Atemhilfsmuskulatur)
    • Allgemeinsymptome: Erstickungs-/Todesangst, Engegefühl im Thorax
Psychosomatik
  • auslösende Situationen:
    • enttäuschte Erwartung zusammen mit Hilfs-/Hoffnungslosigkeit
    • Angst
    • Hemmung von aggressiven Verhalten/Ausdruck der Gefühle
    • Erdrückende, dominierende Mutter

  • Menschentyp:
    • große emotionale Empfindlichkeit
    • starke Bedürfnisse nach Liebe/Zuneigung
    • Geruchsempfindlichkeit
    • Aggressionen werden oft nicht ausgelebt (vermieden)
    • Misstrauisch, argwöhnisch
    • Zu keinen tieferen emotionalen Kontakten fähig
    • egozentrisch

  • Auswirkungen:
    • Gefühl des Verlassens/Verstoßen seins
    • Unterdrücken/verdrängen von Wut und Zärtlichkeit
Diagnose Anamnese: Allergien in Familie, Auslöser (Jahreszeit), häusliche Umgebung (Federbetten, Tiere), Beruf, Infekt, soziale Situation (Psyche)
Medikamente: ASS, Betablocker, NSAR, Metamizol, Diclofenac können Asthma auslösen
Inspektion: ängstlicher Gesichtsausdruck, erschwerte Atmung, überblähter Thorax, Atemhilfsmuskulatur angespannt bis hypertrophiert, Zyanose, Sputum (zäh, glasig)
Perkussion: hypersonorer Klopfschall, trockene Atemgeräusche auf Distanz hörbar, verminderte Verschiebbarkeit der Lunge, Zwerchfellhochstand
Auskultation: verlängerte Ausatmung, Tachykardie, Giemen, trockene   Atemgeräusche, exspiratorischer Stridor
Stimmfremitus: abgeschwächt
Alarmzeichen: vermindertes Atemgeräusch, Bradykardie
Labor: Eosinophile erhöht, IgE erhöht (Allergie), BSG erhöht, CRP erhöht, Leukozytose erhöht (Bakterien), Sputum, Allergietests, Blutgasanalyse (Hypoxämie)
Apparative Diagnostik: Lungenfunktionsdiagnose (Tiffeneau niedrig), EKG (Rechtsherzbelastung), Rö-Thorax (Zwerchfelltiefstand, Herz schmal), Echokardiographie, Spirometrie, Bronchospasmolysetest

Differentialdiagnose
  • pulmonal: akute/chronische obstruktive Bronchitis, Bronchiektasen, Pneumonie, Lungenembolie, Lungenödem, Fremdkörperaspiration, Hyperventilationssyndrom, Lungenemphysem
  • kardial/thorakal: Herzinsuffizienz, akutes Linksherzversagen, Asthma cardiale, Pneumothorax, Spannungspneumothorax, rezidivierende Lungenembolien
  • allgemein: Tumoren (Larynx, Thoraxbereich), Kehlkopfanomalien/-ödem, Panikattacken
Komplikationen
  • Status asthmaticus (Notfall!!)
  • respiratorische Insuffizienz
  • chronische Bronchitis
  • Rechtsherzinsuffizienz
  • Cor pulmonale
  • Lungenemphysem
  • Sekundärinfektion
  • Pneumothorax
  • Atelektasenbildung
Therapie Ein Asthmaanfall ist ein Notfall!

  • Allgemeinmaßnahmen: Meidung der auslösenden Stoffe (Reizabschirmung), Inhalationstherapie (NaCl), geregelter Schlaf-Wach-Rhythmus, Ausdauersportarten (Walken, Radfahren, Schwimmen: mind. 2x10 Min/Woche), Psyche, psychotherapeutische Behandlungsmaßnahmen, Atemgymnastik, warme Anwendungen (Brustwickel, Halbbäder), kalte Waschungen, Entspannungsübungen, Psychotherapie, Infektionsprophylaxe, Immuntherapie, Hyposensibilisierung
  • „Dosierte Lippenbremse“: der Atemkanal wird aktiv verengt, Druck bei der Ausatmung erhöht: der Patient atmet bei geschlossenen Mund durch die Nase ein, bei der Ausatmung lässt der Patient die Luft durch die locker aufeinander liegenden Lippen strömen => durch gleichmäßiges Ausatmen steigt der Druck in der Lunge an, die Alveolen kollabieren nicht),
  • Ernährungstherapie: ausreichende Flüssigkeitszufuhr, achten auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten, regelmäßiges Heilfasten, Magnesium, Omega-3- Fettsäuren, Vitamin A/C, Selen
  • Naturheilkundliche Therapie: Aderlass, Akupunktur, Ohrakupunktur, Bachblüten (Rescue), Baunscheidtieren, Desensibilisierung, Eigenbluttherapie, Fußreflexzonenmassage, Homöopathie, Neuraltherapie, Phytotherapie, Schröpfen, Schüssler Salze
  • Medikamentöse Therapie:
    • Asthmaanfall: Bronchodilatatoren, Beta-2-Sympathomimetika, Theophyllin, evtl. Glucokortikoide, Beatmung, Angst mildern, bei Infektionen: Antibiotika
    • Langzeitbehandlung: Dosieraerosole (Glukokortikoide, Beta-2-Sympathomimetika), Bronchospasmolytika, in schweren Fällen: Immunsuppressiva, Anti-IgE-Therapie
Prognose Bei mäßigen Asthmaanfällen gut, bei Schweren kann es auch tödlich sein.
Langzeitprognose abhängig von Folgeerkrankungen (Lungenemphysem).

 

Symptome mild
mäßig schwer drohender Atemstillstand
Dyspnoe Beim Gehen Beim Gehen In Ruhe In Ruhe
Körperhaltung Kann liegen Bevorzugt Sitzen Sitzt aufrecht (Orthopnoe) Orthopnoe
Spricht in Sätzen Kurze Sätze Worte Evtl. Stöhnen
Bewusstseinslage Evtl. agitiert Agitiert Agitiert Benommen, verwirrt
Atemfrequenz Hoch Hoch ³ 30 /Min Evtl. verlangsamt
Einsatz der Atemhilfsmuskulatur Nein Häufig Meist Paradoxe Brustbewegungen (inspiratorisch Vorwölben des Bauchs)
Giemen Oft nur endexspiratorisch Laut, Während der gesamten Ausatmung Laut fehlend
Puls kleiner/gleich 100/Min 100- 200/ Min größer/gleich129/Min Bradykard

 

Notfall

Notfallmaßnahmen beim Status asthmaticus:

  • Anruf: Notarzt
  • Allgemeinmaßnahmen: Patienten beruhigen, beengte Kleidung entfernen, Patient zudecken
  • Lagerung: sitzend, Oberkörper hoch
  • Vitalzeichenkontrolle: engmaschig
  • Reanimation: wenn nötig
  • Zusatzmaßnahmen: dosierte „Lippenbremse“, Kutschersitz, Sauerstoffgabe, i.v.- Zugang, evtl. wenn vorhanden: Notfallspray
Cave
Alarmsymptome (Asthmaanfall):
Gebrauch der Atemhilfsmuskulatur, verlangsamte, unregelmäßige Atmung, vermindertes Atemgeräusch, Zyanose, Somnolenz, paradoxer Puls: systolischer Blutdruck bei Einatmung mehr als 10 mmHg niedriger als bei der Ausatmung
Cave
Ein akuter Asthmaanfall ist immer ein Fall für den Notarzt, da er im Status asthmaticus gipfeln, also tödlich enden kann.
Cave
Wenn die Atemnot nicht nach 3-4 Sprühstößen (Medikament trägt der Patient meistens bei sich) verschwindet => Arzt.
Merke
Bei Asthma tritt kein Schmerz auf (sondern Atemnot).
Merke
Asthma cardiale (Herzasthma):
Atemnot, die bedingt ist durch eine Linksherzinsuffizienz und damit Rückstau von Blut in die Lungen (Atemnot meist nachts)

ff