Definition |
Beim Asthma bronchiale erkranken die Bronchien durch Anschwellung und vermehrter Schleimbildung
|
Einteilung |
- allergisches Asthma (exogen-allergisch): v.a. Kinder/Jugendliche; nach Heuschupfen, Neurodermitis, Milchschorf
- infektbedingtes Asthma (endogen, idiopathisch): v.a. mittlere Erwachsene, ohne Allergiebezug
- anstrengungsbedingtes Asthma: nach Anstrengung/Belastung, trockener/ kühler Luft,
- medikamentenbedingtes Asthma: Analgetika (NSAR), Betarezeptorenblocker
- berufsbedingtes Asthma
- Mischformen
|
Stadien |
- Stadium I: entzündliche Schwellung der Bronchialschleimhaut (Verengung des Lumens)
- Stadium II: Bildung von zähem Schleim (Dyskrinie)
- Stadium III: Spasmus der glatten Bronchialschleimhaut
- Stadium IV: IgE-Soforttyp (Typ I), atopische Erkrankung
|
Pathogenese |
Durch Überempfindlichkeit der Atemwegsschleimhäute/chronischer Entzündung der Bronchialwand kommt es zu einer Hyperaktivität mit Überempfindlichkeit gegenüber Reizstoffen der Bronchialwände mit den Zeichen der Bronchialobstruktion und damit zu einer vermehrten Sekretion von Schleim (erhöhte Viskosität), Verkrampfung/ Schwellung der Bronchialmuskulatur und Bildung von Ödemen. Um eine adäquate Atmung aufrechtzuerhalten muss der Patient die Atemhilfsmuskulatur miteinsetzen, die Ausatmung verlängert sich
|
Ursachen |
- exogen-allergische Ursachen/Auslöser (extrinsic): Allergie-Sofort-Typ I gehört zum atopischer Formenkreis (vererbbar), tritt meist vor 40. Lebensjahr auf
- durch Inhalation: Hausstaubmilben, Schimmel, Pollen, Tierhaare, Pilzsporen
- durch Nahrungsmittel: Kuhmilch, Eier, Nüsse, Schokolade, Tomaten, Erdbeeren
- nicht allergische Ursachen/Auslöser (intrinsic):
- Infekte der Atemwege: Viren, Bakterien, Pilze
- körperliche Anstrengung, Psyche (Stress, Angst, akute Hyperventilation)
- Reizungen: kalte Luft, Temperaturabfälle, atemreizende Substanzen (Rauchen, Nebel, Gase, Stäube), Dämpfe, Nebel, berufsbedingt (Bäcker, Chemiearbeiter), Kosmetika, Farbstoffe, gastroösophagialer Reflux (Reizung durch aufsteigende Magensäure)
- Medikamente: ASS, Analgetika, Beta-Blocker, Penicillin, Impfstoffe, Metalle, Echinacea, ätherische Öle
- Toxine: Lösungsmittel, Weichmacher, Raumsprays, Reinigungsmittel
- genetische Faktoren: Eltern mit Allergien/Heuschnupfen/Asthma
- Mischformen
|
Symptome |
- in leichten Fällen:
- isolierter Husten (v.a. nachts, am frühen Morgen) mit und ohne Atembeklemmung (plötzlich einsetzend, Beschwerdefreiheit zwischen 2 Anfällen)
- in schweren Fällen:
- vorwiegend nachts/frühe Morgenstunden: Atemnot mit quälenden Hustenanfällen, wiederkehrend
- Atemsystem: Giemen, Pfeifen, exspiratorischer Stridor, Orthopnoe, Tachypnoe, zunehmende Atemnot, erschwerte Ausatmung (Überblähung der Lungen)
- Gefäße: Tachykardie, Zyanose (Lippen), Blutdruckerhöhung
- Auswurf: zäher, weißlich- glasiger Schleim (gering)
- „Asthmatikerhaltung“ (aufrechter Sitz mit vornüber geneigtem Oberkörper, „Kutschersitz“ mit Einsatz der Atemhilfsmuskulatur)
- Allgemeinsymptome: Erstickungs-/Todesangst, Engegefühl im Thorax
|
Psychosomatik |
- auslösende Situationen:
- enttäuschte Erwartung zusammen mit Hilfs-/Hoffnungslosigkeit
- Angst
- Hemmung von aggressiven Verhalten/Ausdruck der Gefühle
- Erdrückende, dominierende Mutter
- Menschentyp:
- große emotionale Empfindlichkeit
- starke Bedürfnisse nach Liebe/Zuneigung
- Geruchsempfindlichkeit
- Aggressionen werden oft nicht ausgelebt (vermieden)
- Misstrauisch, argwöhnisch
- Zu keinen tieferen emotionalen Kontakten fähig
- egozentrisch
- Auswirkungen:
- Gefühl des Verlassens/Verstoßen seins
- Unterdrücken/verdrängen von Wut und Zärtlichkeit
|
Diagnose |
Anamnese: Allergien in Familie, Auslöser (Jahreszeit), häusliche Umgebung (Federbetten, Tiere), Beruf, Infekt, soziale Situation (Psyche), Medikamente (ASS, Betablocker, NSAR, Metamizol, Diclofenac können Asthma auslösen)
- Inspektion: ängstlicher Gesichtsausdruck, erschwerte Atmung, überblähter Thorax, Atemhilfsmuskulatur angespannt bis hypertrophiert, Zyanose, Sputum (zäh, glasig)
- Perkussion: hypersonorer Klopfschall, trockene Atemgeräusche auf Distanz hörbar, verminderte Verschiebbarkeit der Lunge, Zwerchfellhochstand
- Auskultation: verlängerte Ausatmung, Tachykardie, Giemen, trockene Atemgeräusche, exspiratorischer Stridor
- Stimmfremitus: abgeschwächt
- Alarmzeichen: vermindertes Atemgeräusch, Bradykardie
Labor: Eosinophile erhöht, IgE erhöht (Allergie), BSG erhöht, CRP erhöht, Leukozytose erhöht (Bakterien), Sputum, Allergietests, Blutgasanalyse (Hypoxämie) Apparative Diagnostik: Lungenfunktionsdiagnose (Tiffeneau niedrig), EKG (Rechtsherzbelastung), Rö-Thorax (Zwerchfelltiefstand, Herz schmal), Echokardiografie, Spirometrie, Bronchospasmolysetest |
Differentialdiagnose |
- Atemsystem: akute/chronische obstruktive Bronchitis, Bronchiektasen, Pneumonie, Lungenembolie, Lungenödem, Fremdkörperaspiration, Hyperventilationssyndrom, Lungenemphysem
- Herzl/Gefäße: Herzinsuffizienz, akutes Linksherzversagen, Asthma cardiale, Pneumothorax, Spannungspneumothorax, rezidivierende Lungenembolien
- allgemein: Tumoren (Larynx, Thoraxbereich), Kehlkopfanomalien/-ödem, Panikattacken
|
Komplikationen |
- Status asthmaticus (Notfall!!)
- respiratorische Insuffizienz
- chronische Bronchitis
- Rechtsherzinsuffizienz
- Cor pulmonale
- Lungenemphysem
- Sekundärinfektion
- Pneumothorax
- Atelektasenbildung
|
Therapie |
Ein Asthmaanfall ist ein Notfall!
- Allgemeinmaßnahmen: Meidung der auslösenden Stoffe (Reizabschirmung), Inhalationstherapie (NaCl), geregelter Schlaf-Wach-Rhythmus, Ausdauersportarten (Walken, Radfahren, Schwimmen: mind. 2x10 Min/Woche), Psyche, psychotherapeutische Behandlungsmaßnahmen, Atemgymnastik, warme Anwendungen (Brustwickel, Halbbäder), kalte Waschungen, Entspannungsübungen, Psychotherapie, Infektionsprophylaxe, Immuntherapie, Hyposensibilisierung
- „Dosierte Lippenbremse“: der Atemkanal wird aktiv verengt, Druck bei der Ausatmung erhöht: der Patient atmet bei geschlossenen Mund durch die Nase ein, bei der Ausatmung lässt der Patient die Luft durch die locker aufeinander liegenden Lippen strömen => durch gleichmäßiges Ausatmen steigt der Druck in der Lunge an, die Alveolen kollabieren nicht),
- Ernährungstherapie: ausreichende Flüssigkeitszufuhr, achten auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten, regelmäßiges Heilfasten, Magnesium, Omega-3- Fettsäuren, Vitamin A/C, Selen
- Naturheilkundliche Therapie: Aderlass, Akupunktur, Ohrakupunktur, Bachblüten (Rescue), Baunscheidtieren, Desensibilisierung, Eigenbluttherapie, Fußreflexzonenmassage, Homöopathie, Neuraltherapie, Phytotherapie, Schröpfen, Schüssler Salze
- Medikamentöse Therapie:
- Asthmaanfall: Bronchodilatatoren, Beta-2-Sympathomimetika, Theophyllin, evtl. Glucokortikoide, Beatmung, Angst mildern, bei Infektionen: Antibiotika
- Langzeitbehandlung: Dosieraerosole (Glukokortikoide, Beta-2-Sympathomimetika), Bronchospasmolytika, in schweren Fällen: Immunsuppressiva, Anti-IgE-Therapie
|
Prognose |
Bei mäßigen Asthmaanfällen gut, bei Schweren kann es auch tödlich sein. Langzeitprognose abhängig von Folgeerkrankungen (Lungenemphysem).
|