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Bauchfellentzündung

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Bauchfellentzündung

Bei der Bauchfellentzündung handelt es sich um eine lebensgefährliche Entzündung des Bauchfells innerhalb des Bauchraums. Sie gehört unter die Rubrik chirurgischer Notfall.  Meist ist die Erkrankung eine Folge/ Komplikation von vorbestehenden Erkrankungen. Damit es zu einer Entzündung kommt müssen Bakterien oder entzündungsfördernde Substanzen in die Bauchhöhle gelangen. Die Behandlung der Bauchfellentzündung richtet sich nach der Lage und Ausbreitung. Die Letalität ist hierbei bei 20-30%. Als diffuse Peritonitiszeichnet man, wenn das gesamte Peritoneum von der Entzündung betroffen ist. Eine Peritonitis teilt man in eine primäre Form (tritt spontan durch Bakterien auf) und in eine sekundäre Form (zuerst müssen andere entzündliche Erkrankungen vorhanden sein) ein. Sie kann örtlich begrenzt vorkommen, sich aber auch auf den ganzen Bauchraum ausdehnen. Je begrenzter die Entzündung ist desto besser sind die Heilungschancen.

Leitmerkmale: plötzliche Schmerzen (brettharter Bauch), hohes Fieber, Schockzeichen
Definition Als Bauchfellentzündung bezeichnet man eine Bauchfellentzündung, die schnell lebensbedrohlich werden kann

Weitere Bezeichnungen
(Synonyme)
  • Peritonitis
Einteilung nach den Ursachen
  • primäre Peritonitis: hämatogener/lymphogener Befall des Bauchfells durch Bakterien (E. coli, Klebsiellen) ohne weitere akute Erkrankung innerhalb des Bauchraums
  • sekundäre Peritonitis: es lag vorher schon eine entzündliche Erkrankung im Bauchraum vor, die die Bauchfellentzündung dann ausgelöst hat
Einteilung nach der Ausdehnung
  • lokale Peritonitis: in der näheren Umgebung der Infektionsquelle, bei Entzündungen im Bauchraum
  • diffuse/generalisierte Peritonitis: gesamte Bauchhöhle betroffen, meist durch Perforation eines Hohlorgans, dekompensierte Leberzirrhose, Stoffwechselentgleisungen
Weitere Formen
  • Pseudoperitonitis: Auftreten der Symptome einer Peritonitis ohne dass eine Bauchfellentzündung nachgewiesen werden kann
  • Ursachen Harnapparat: Niereninfarkt, Ureterstein, Pyelonephritis, akuter Harnverhalt, Hodentorsion
  • Ursachen Stoffwechsel: Addison-Krise, Diabetische Ketoazidose, akute Porphyrie
  • Ursachen allgemein: Bleivergiftung, Myokardinfarkt, hämolytische Krise
  • CAPD-Peritonitis: bei einer CAPD (continuously ambulatory peritoneal dialysis), einer Dialyseform bei der das Dialysat in den Bauchraum eingebracht wird, kann ebenfalls eine Bauchfellentzündung entstehen
Grade
  • Grad I: ohne Organausfall
  • Grad II: mit Funktionseinschränkung von Organen (Insuffizienz eines Organsystems)
  • Grad III: manifeste Insuffizienz von 2 oder mehreren Organen
Ursachen Meist sekundäre Ursachen (es liegt schon durch Erkrankungen und Verletzungen der Bauchorgane ein Erkrankungsherd vor bevor eine Peritonitis entsteht):
  • Perforationsperitonitis: bei Appendizitis, Magen-/Darmperforation, Ulcusleiden, Entzündung oder Perforation von Gallenblase, Pankreas    oder weibliche Genitalorgane, Tumoren, Divertikulitis
  • Penetration: bei Pankreatitis, Ileus-Strangulation
  • Durchwanderungsperitonitis (Keime wandern durch die Darmwand) bei Ileus, Mesenterialgefäßinfarkt
  • intraoperative Infektion, durch Bestrahlung
  • mögliche Primärerkrankungen (hämatogene/lymphatische Streuung einer Infektion), in 95% durch Darmkeime hervorgerufen
Symptome
  • Allgemeinsymptome: Obstipation, Meteorismus, Übelkeit, Erbrechen, Gerinnungsstörungen
  • Schmerzen: plötzlich, heftiger werdend, bewegungsabhängig, Abwehrspannung der Bauchdecke, dann „brettharter Bauch“, gekrümmte Haltung
  • enteral: Darmlähmung („Totenstille“)
  • Fieber: Differenz axillar-rektal über 1 Grad C
  • Schockzeichen: Tachykardie, Blutdruckabfall, kalter Schweiß, Oligurie, Angst, Atemstörungen
Diagnose Anamnese: Operationen, Vorerkrankungen (gynäkologisch, Herz-Kreislauf), Medikamente (NSAR), Beginn der Beschwerden, Stuhlgang, Familienanamnese, Schmerzcharakter
Körperliche Untersuchung: Puls Blutdruck, Temperatur, Palpation des Abdomens, rektale Untersuchung
  • Inspektion: Schonhaltung, angezogene Beine, um die Bauchdecke zu entlasten, rektale Untersuchung
  • Palpation: Lokalisation des Schmerzens
  • Auskultation: Gefäßgeräusche, Darmgeräusche
Labor: Blutbild, BSG, CRP, Blutzucker, Blutgase, Elektrolyte, Kreatinin, Gamma-GT, AP, GOT, Lipase, Amylase, CK, LDH, Gerinnung, Urinstatus
Apparative Diagnostik: EKG, Sonographie, Rö-Thorax, Abdomen-Übersicht, Gastroskopie, Koloskopie, evtl. CT, Laparoskopie

Differentialdiagnose
  • enteral: Appendizitis, Divertikulitis, Cholezystitis, Gallensteine, Pankreatitis
  • renal: Nierensteine
  • Ovarialzysten,
  • Peritoneal-Tbc/-Ca
  • Rheuma
Komplikationen
  • septischer Schock
  • massive Elektrolytentgleisung
  • Herz-Kreislaufversagen
  • Multiorganversagen
  • paralytischer Ileus
  • Nierenversagen
  • Gerinnungsstörungen
  • Azidose
  • Abszesse
Therapie NOTFALL:
  • Allgemeinmaßnahmen: Behandlung der Grunderkrankung, Flüssigkeitszufuhr
  • Medikamentöse Therapie: systemische Antibiotikagabe
  • Operative Therapie: Operation des Grundleidens, Spülung der Bauchhöhle, Sanierung der auslösenden Ursache
Prognose Letalität: 5-30%

 

Notfall

Notfallmaßnahmen bei einer Peritonitis:

  • Anruf: Notarzt
  • Allgemeinmaßnahmen: Patienten beruhigen, beengte Kleidung entfernen, Patient zudecken
  • Lagerung: wie sie der Patient toleriert, evtl. stabile Seitenlage
  • Vitalzeichenkontrolle: engmaschig
  • Zusatzmaßnahmen: Sauerstoffgabe, i.v.- Zugang
  • Cave: PATIENT DARF SICH NICHT MEHR BEWEGEN

ff