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Bauchspeicheldrüsenentzündung

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Bauchspeicheldrüsenentzündung

Als chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung bezeichnet man eine kontinuierlich oder in Schüben fortschreitende Bauchspeicheldrüsenentzündung. Es treten hierbei immer wieder akute Entzündungen auf. Durch diese kommt es zu einer zunehmenden Zerstörung des Pankreasgewebes.  Die Funktion des Pankreas wird immer mehr eingeschränkt, da das entzündete Gewebe durch Bindegewebe ersetzt wird bis es schließlich zu einer Pankreasinsuffizienz kommen kann. Die Bauchspeicheldrüse ist dafür verantwortlich, dass sie Verdauungsenzyme und Hormone (Insulin) produziert. Kann sie das nicht, weil sie zum Beispiel entzündet ist, kommt es zu Verdauungsstörungen und zur Entgleisung des Blutzuckerspiegels. Das neu gebildete Bindegewebe führt auch zu Abflussbehinderungen der Enzyme und Hormone oder zu Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe (Zysten).

Leitmerkmale: rezidivierende Schmerzen im Oberbauch (Stunden bis Tage, gürtelförmig, nach li oder in den Rücken ausstrahlend), Gewichtsverlust, Nahrungsintoleranz gegenüber Fett, massive Fettstühle
Definition

Bei der chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung kommt es immer wieder zu akuten Entzündungen des Pankreas

Weitere Bezeichnungen
(Synonyme)
  • Pankreatitis
Einteilung
  • exokrine Pankreasinsuffizienz (verminderte Sekretion des Pankreassaftes in den Dünndarm): Fettunverträglichkeit, Durchfälle, Fettstühle, Mangel an Vitamin A, D, E, K, Gewichtsverlust
  • endokrine Pankreasinsuffizienz (verminderte Ausschüttung der Pankreashormone Insulin, Glukagon): Diabetes mellitus
  • hereditäre autosomal-dominate Pankreatitis: im Kindesalter auftretend
  • autoimmune chronische Pankreatitis: tritt mit Autoimmunerkrankungen (Sjögren-Syndrom) auf
Pathogenese Durch chronische/lang andauernde Entzündungen/Autodigestion kommt es zur Fibrosierung und somit zur Pankreasinsuffizienz (Atrophie des Drüsengewebes). Durch den Ausfall/Untergang von Parenchymgewebe vermindern sich die Enzyme im Darm mit der Folge einer Maldigestion, später Zerstörung des Inselapparates

Ursachen
  • immer wiederkehrende Entzündungen des Pankreasgewebes
Risikofaktoren
  • Alkoholmissbrauch (80 %)
  • idiopathisch (ohne erkennbare Ursache: 15%)
  • Hyperkalzämie
  • Rauchen
  • selten: Gallensteine vor der Papilla vaterii, Cholangitis, Anomalien, des Pankreasgangsystems, Hyperparathyreoidismus, Hyperlipidämie, Medikamente (Analgetika), Urämie, Trauma, Mukoviszidose, Tumoren, Morbus Crohn, Virusinfekte
  • kann sich aus einer akuten Form entwickeln
Symptome Über Jahre asymptomatisch:
  • Leitsymptom: wiederholte kolikartige Schmerzattacken über Stunden/Tage (meist durch eine Nahrungsaufnahme verstärkt)
  • Allgemeinsymptome: Übelkeit, Erbrechen, Meteorismus (Kohlenhydratverdauung), Völlegefühl, Verdauungsprobleme, Gewichtsabnahme, Depression
  • Schmerzen: Schmerzen im Oberbauch, bohrend, gürtelförmig, nach links und in den Rücken ausstrahlend, v.a. nach Nahrungsaufnahme (fettreiche Speisen, Alkohol) bis Dauerschmerzen (Ausstrahlung Flanken, Rücken), im Endstadium lassen die Schmerzen nach
  • Ernährung: Überempfindlichkeit gegen bestimmte Speisen (Alkohol, Fett, Milch), Gewichtsverlust
  • Stuhl: Fettstühle (Steatorrhoe) massiv, übelriechend, klebrig, Diarrhoen
  • Mangelerscheinungen (im fortgeschrittenen Stadium):
    • Maldigestion (durch Mangel an Verdauungsenzymen => keine Fettaufnahme)
    • Malabsorptionssyndrom, Gewichtsverlust (Kachexie), Steatorrhoe, Blähungen
    • Vitaminmangel (besonders fettlösliche A, D, E, K): Nachtblindheit, Gerinnungsstörungen
    • Eiweißmangelödem
    • evtl. Insulinmangeldiabetes
Diagnose Anamnese: Schmerzen, Alkohol, Gewicht (Kachexie), Nahrungsmittelunverträglichkeiten
Körperliche Untersuchung: Allgemeinzustand, Palpation des Abdomens (gebläht), Perkussion (abgeschwächte Darmgeräusche), Mallet-Guy-Zeichen (Schmerzzunahme bei Palpation in der Seitenlage), Hautmarmorierung
Labor: (im akuten Schub) Alpha-Amylaseerhöht, Lipaseerhöht, Elastase 1, Stuhluntersuchung (Fett, Chymotrypsin erniedrigt), Blutzucker (bei Insulinmangel erhöht)
Apparative Diagnostik: Oberbauch-/Sonographie (Pankreasverkalkung), Rö-Abdomen (Pankreasverkalkungen) CT, Sekretin-Pankreozymintest, ERCP

Differentialdiagnose
  • Pankreas: akute Pankreatitis, Pankreaskarzinom
  • andere Oberbaucherkrankungen: z.B. Ulcus ventrikuli/duodeni, Magen-Ca, Cholelithiasis, chronische Cholezystitis, Angina intestinalis, Colon irritable, Mukoviszidose, Sprue
Komplikationen
  • Pankreaspseudozystenmit Ikterus/Abszessen
  • Stenosen der Pankreasgänge/Gallenwege
  • entzündliche Pankreaskopfvergrößerung
  • Verengungen des Duodenums (Duodenalstenose)
  • Fistelbildung
  • Abszess
  • Milz- und Pfortadervenenthrombose
  • Aszites
  • Diabetes mellitus
  • Anämie
  • Mangelerscheinungen (Maldigestion)
  • maligne Entartung
Therapie
  • Allgemeinmaßnahmen: Ursachen behandeln (evtl. Schulmedizin), meiden der auslösenden Noxen
  • Ernährungstherapie:kein Alkohol,fettarme, kohlenhydrat-/ proteinreiche Ernährung (fettarm, viele kleine Mahlzeiten), evtl. Pankreasenzyme substituieren, evtl. Substitution fettlösliche Vitamine, Enzymsubstitution
  • Naturheilkundliche Therapie: Akupunktur, Ohrakupunktur, Bachblüten, Baunscheidtieren, Darmsanierung, Fußreflexzonenmassage, Homöopathie, Phytotherapie, Schüssler Salze
  • Medikamentöse Therapie: Analgetika, Antidepressiva, Protonenpumpenhemmer, Neuroleptika, bei Diabetes mellitus: Insulin
  • Operative Therapie: bei lokalen Komplikationen (Pseudozysten, Stenosen); Endoskopie (Stenteinlage, Steinentfernung), Pankreasteilresektion
Prognose Sterblichkeit gering, aber langwieriger Verlauf.

 

Merke
Aufgrund der chronischen Pankreatitis entsteht kein Eisenmangel, auch kein Vitamin B12- Mangel.

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