Krankheiten
Bauchwassersucht

 Zurück zur alphabetischen Auswahl

Bauchwassersucht

Bauchwassersucht bedeutet eine Ansammlung von freier Flüssigkeit in der Bauchhöhle (Peritonealraum), meist ist es eine schwere Komplikation einer anderen Grunderkrankung (z.B. Leberzirrhose). Tritt Flüssigkeit (Plasma) aus den Blutgefäßen in die Bauchhöhle und diese kann von dort nicht mehr abtransportiert werden kommt es zu deren Ansammlung an dieser Stelle. Der Bauch wächst und weitere Krankheitszeichen kommen noch dazu.

Leitmerkmale:  zunehmender Bauchumfang, schmerzlos
Definition Bei einer Bauchwassersucht handelt es sich um eine Flüssigkeitsansammlung innerhalb der Bauchhöhle

Weitere Bezeichnungen
(Synonyme)
  • Aszites
Einteilung
  • nicht-entzündlicher Aszites (mit Transsudat, enthält Blutserum, kaum Zellen und Eiweiß): bei Leberzirrhose, Rechtsherzinsuffizienz, nephrotisches Syndrom, bösartige Tumor im Magen-Darm-Trakt, Budd-Chiari-Syndrom (Verschluss der Venae hepaticae), Pfortaderthrombose, Herzinsuffizienz
  • entzündlicher Aszites (aus Exsudat): bei Peritonitis, Tbc, Bakterien, Pankreatitis, Tumoren
  • chylöser Aszites (aus Lymphflüssigkeit): bei Tumoren, Entzündungen, Trauma
  • hämorrhagischer Aszites (mit Blut): Tumoren oder Tbc des Bauchraumes, Gefäßruptur, Trauma
Pathogenese Es kommt zu einem Austritt von Flüssigkeit aus den Gefäßen in die freie Bauchhöhle, da diese nicht mehr abtransportiert werden kann zu deren Ansammlung dort (Bauchumfang nimmt zu); Die Ursachen sind:
  • ein verminderter kolloidosmotischer Druck:  die Blutgefäße können ihre Flüssigkeit nicht mehr in den Gefäßen halten (der kolloidosmotische Druck sinkt (Albuminverlust), Entzündung der Gefäße)
  • ein erhöhter hydrostatischer Druck in der Pfortader
  • ein Stau des Blutabflusses (Tumoren, Leberzirrhose)
Ursachen
  • Leber: 80% Leberzirrhose (portale Hypertension, Hypalbuminämie, Alkoholabusus), Lebermetastasen
  • Tumoren: 10% Malignome (z.B. hepatozelluläres Karzinom, Ovarial-/ Pankreaskopf-/ Peritoneal-CA, intraabdominale Tumoren), Metastasen
  • Entzündungen im Bauchraum: akute Pankreatitis, Peritonitis, Tbc, Vaskulitis, Gastroenteritis, Sepsis
  • kardial: Rechtsherzinsuffizienz, Pericarditis constrictiva
  • vasal: Pfortaderthrombose, selten: Mesenterialvenenthrombose
  • lymphal: Lymphabflussstörung im Ductus thoracicus durch Tumoren, Entzündungen
  • Eiweißverlust (massiver Eiweißmangel): über Nieren (Niereninsuffizienz) und Darm
  • selten: Morbus Whipple
Symptome Symptome der Grunderkrankungen
  • Blähungen, gehen einem Aszites voraus
  • Bauchumfang/Gewicht nehmen zu (verstrichener Nabel), Spannungsgefühl, epigastrischer Druck, evtl. Atemnot, Refluxösophagitis
  • Aszites + Pleuraerguss: Leberzirrhose, kardiale Störungen
  • Aszites + periphere Ödeme: kardiale Störungen, Eiweißverlust
Diagnose
  • Anamnese: bekannte Lebererkrankung, Tumoren, Herzerkrankungen, Bauchumfang-/Gewichtszunahme, Alkoholkonsum
  • Körperliche Untersuchung:
    • Perkussion des Abdomens: verschiebbare Flankendämpfung
    • verstrichener Bauchnabel, evtl. Nabelhernie, Meteorismus (oft Erstsymptome)
    • Hepatomegalie, Splenomegalie bei Leberzirrhose, Pfortaderthrombose, Lympherkrankung
    • evtl. Pleuraerguss: kardiale Stauung, Leberzirrhose, Metastasierung, Kollagenosen
    • periphere Ödeme: kardiale Stauung, untere Einflussstauung, renaler/enteraler Eiweißverlust

  • Labor: Blutbild, Elektrolyte, Kreatinin, GPT, GOT, Gamma-GT, AP, Bilirubin, Albumin, Gerinnung, evtl. Tumormarker, Aszitespunktion mit chemischer, zytologischer und mikroskopischer Untersuchung
  • Apparative Diagnostik: Abdomen-Sonographie, Rö-Thorax, Aszitespunktion (Transsudat-Exsudat?)
Komplikationen
  • bakterielle Peritonitis
  • respiratorische Insuffizienz
  • hepatorenales Syndrom
  • akutes Nierenversagen
  • hepatische Enzephalopathie
Therapie
  • Allgemeinmaßnahmen: Behandlung der Grunderkrankung, körperliche Schonung und Bettruhe, Gewichtskontrolle
  • Ernährungstherapie: Kochsalzzufuhr einschränken (< 3g/Tag), keine Fertiggerichte, keine Wurst/Käse, Flüssigkeitsmenge auf 1-1,5 l/Tag begrenzen, Albumin, evtl. Kalium, Elektrolytkontrolle
  • Medikamentöse Therapie: Diuretika, Aldosteronantagonisten, Albumingabe, evtl. Breitbandantibiotika
  • Operative Therapie: wenn die medikamentöse Therapie nicht ausreicht: Aszitespunktion (Parazentese; maximal 4 l), TIPS (transjugulärer intrahepatischer portosystemischer Shunt; Verbindung zwischen Pfortader und Lebervene), Lebertransplantation

 

Merke
Bei Entnahme großer Aszitesmengen (über 3 l.) muss Eiweiß parenteral zugeführt werden, um einen Kreislaufzusammenbruch/Niereninsuffizienz zu vermeiden.

ff