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Bleivergiftung

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Bleivergiftung

Bleiintoxikation, Saturnismus, Plumbismus sind weitere Bezeichnungen für die Bleivergiftung. Als Bleivergiftung bezeichnet man eine Intoxikation mittels des Schwermetalls Blei oder deren Verbindungen. Dabei unterscheidet man eine akute und eine chronische Bleiintoxikation. Blei schädigt im menschlichen Körper vor allem das Nervensystem, Knochenmark, Haut, Keimdrüsen, Nieren und den Verdauungstrakt. Vergiftungserscheinungen treten bei einem Wert von 500 µg/l auf. Blei kann sich im Körper anhäufen, da es nur sehr langsam wieder ausgeschieden wird. Blei durchdringt auch die Plazentaschranke und schädigt somit schon das ungeborene Kind im Mutterleib.

Leitmerkmale: blass-grau-gelbe Haut, Darmkolik
Definition Bei der Bleivergiftung handelt es sich um eine akute oder chronische Aufnahme von Blei mit Vergiftungssymptomen

Weitere Bezeichnungen
(Synonyme)
  • Bleiintoxikation
  • Saturnismus
  • Plumbismus
Pathogenese Das Blei wird über verschiedene Aufnahmewege in das Blut des Menschen eingeschleust. Gelangt es in das Blut bindet es sich an die roten Blutkörperchen und die Plasmaproteine und gelangt so in die verschiedenen Organe des Körpers, die es schädigt. Die Halbwertszeit des Bleis im Weichteilgewebe beträgt gut 20 Tage, in Knochen/Zähnen bis zur 20 Jahre. Vorsicht: Blei überwindet die Plazentaschranke und schädigt somit auch das ungeborene Kind

Ursachen
  • vermehrte Aufnahme von Blei über den Verdauungstrakt/ Atemsystem (Inhalation)/ Haut
Risikofaktoren
  • Umgang mit Blei: Rostschutzfarbe
  • Blei in Wasserleitungen
  • Blei in Medikamenten: Salben
Bleidepots
  • Blut: in den Erythrozyten, schnelle Abgabe
  • Herz/Lunge/Leber/Niere/Gehirn/Verdauungstrakt/Muskeln/Haut: im Weichteilgewebe, langsame Abgabe
  • Knochen/Zähne: sehr langsame Abgabe
Geschädigte Organe
  • Knochenmark: Hämatopoese
  • Nervensystem: zentrales und peripheres
  • Verdauungstrakt: Koliken
  • Nieren
  • Haut
  • Keimdrüsen
Symptome
  • akute Bleivergiftung: Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, Abgeschlagenheit, Koma bis Kreislaufversagen
  • chronische Bleivergiftung: Polyneuropathie, Enzephalopathie, Anämie, Müdigkeit, Darmkolik, Nierenschäden, Haut blass-grau-gelb, Appetitlosigkeit
Symptome nach Organen
  • Blut: hemmt die Blutbildung (=> Anämie)
  • Glatte Muskulatur: Muskelkontraktion (=> z.B. Darmkrämpfe)
  • Haut: blass-grau-gelbe Verfärbung
  • Herz/Kreislauf: Hypertonie, Arteriosklerose, Herzrhythmusstörungen, Risiko für Herzinfarkt/ Herzinsuffizienz erhöht
  • Nervensystem: Enzephalopathie, Apathie, Stupor, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Überaktivität, Aggressivität, Krämpfe, Fallhand, Taubheitsgefühle, Sensibilitätsstörungen
  • Nieren: Beeinträchtigung der Nierenfunktion
  • Ohr: Ohrensausen, Schwerhörigkeit
  • Verdauungssystem: Erbrechen, Kolik, Verstopfung, spastischer Ileus
Diagnose Anamnese: Symptome
Labor: Blei (Blut, Urin, Haare, Zähne)

Komplikationen
  • Krebs
  • Tod durch Kreislaufversagen
Therapie
  • Allgemeinmaßnahmen: Erbrechen lassen, weiteren Kontakt mit Blei vermeiden
  • Medikamentöse Therapie: Antidot (Penicillamin, Äthylendiamintetraessigsäure), Aktivkohle, Spasmolytika
  • Operative Therapie: Magenspülung, Blutwäsche

 

Notfall

Notfallmaßnahmen bei einer Bleivergiftung:

  • - Anruf: Notarzt
  • - Allgemeinmaßnahmen: Patienten aus dem Gefahrenbereich bringen, beruhigen, beengte Kleidung entfernen, Patient zudecken
  • - Lagerung: erhöhter Oberkörper, bei Bewusstlosigkeit: stabile Seitenlage
  • - Vitalzeichenkontrolle: engmaschig
  • - Reanimation: Wiederbelebung
  • - Zusatzmaßnahmen: Sauerstoffgabe, i.v.- Zugang
  • - Medikamente: Antidot

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