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Cholera

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Cholera

Unter Cholera versteht man eine schwere Lokalinfektion des Dünndarmes mit heftigem Brechdurchfall(reiswasserartige Durchfälle) und erheblichen Wasser- und Elektrolytverlust. Betroffen davon sind vor allem unterernährte und geschwächte Personen in Gebieten in den eine schlechte Hygiene vorherrscht. Die Erreger leben im Küstengewässer und lieben eine Temperatur über 10 Grad Celsius. Die Symptome setzen plötzlich ein und gleichen am Anfang anderen Durchfallerkrankungen. In Ländern mit schlechter Hygiene sollte man deshalb nur abgekochtes Wasser oder Mineralwasser zu sich nehmen und auch zum Zähneputzen. Rohe Speisen (Salate) sollten nicht gegessen werden. Bei Ausbruch der Krankheit muss die davon betroffende Person so lange in Quarantäne gehalten werden bis sie nicht mehr ansteckend ist. Meldepflichtig ist dabei schon der Verdacht, dass jemand an dieser Krankheit erkrankt ist. Eine lebenslange Immunität gibt es nicht, man kann nach durchlebter Erkrankung sie wiederbekommen.

Leitmerkmale: Reiswasserstühle, Choleragesicht, Entleerungen schmerzhaft, kein Fieber, heisere Stimme
Definition Bei der Cholera handelt es sich um eine bakterielle Infektionskrankheit, die bei starken Durchfällen zum Tod führen kann

Vorkommen
(vor allem bei)
  • unterernährte/geschwächte Personen
Erreger
  • Vibrio cholerae (grammnegative Stäbchen: Vibrionen), vermehren sich gut im Dünndarm
Ausbreitung
  • weltweit: v.a. Indien, Südostasien, Osteuropa, Südamerika, Afrika
  • endemisch (geographisch begrenzt) und epidemisch (örtlich und zeitlich begrenzt)
Ansteckung
  • fäkal-oral: verschmutztes Wasser (oft nicht getrennte Leitungen für Wasser und Abwasser), infizierte Lebensmittel, Stuhl, Erbrochenes, rohe Fisch/Meeresfrüchte (Fäkalieneinleitung ins Meer)
  • Ausscheider
  • einziger Wirt ist der Mensch (Dünndarm: im Stuhl ausgeschieden)
Kurzbeschreibung
  • Cholera ist eine Lokalinfektion des Dünndarms
  • die Erreger sind sehr empfindlich gegenüber Austrocknung und einem sauren pH-Wert
  • der Erreger gelangt über die Nahrungsaufnahme in den Dünndarm und produziert dort das Gift Enterotoxin (Exotoxin)
  • dieses häuft sich im Dünndarm an und bewirkt eine Ansammlung von Adenosinmonophosphat in der Mukosa (= enzymatische Katalyse: Enzyme werden in der Schleimhaut aufgelöst)
  • über die nachfolgende Osmose wird Wasser aus den Darmkapillaren ins Darmlumen gezogen, dies kann durch den Dickdarm nicht mehr rückresorbiert werden, wodurch es zu starken Durchfällen kommt
Inkubationszeit Wenige Stunden bis max. 5 Tage

Symptome Meist symptomlos, sonst:

  • 1. Stadium: Brechdurchfall, selten Schmerzen
    • plötzliche, heftige Brechdurchfälle mit Leibschmerzen (90%)
    • breiige dünnflüssige Diarrhoe (20-30 Stühle/Tag), später: wässerig, häufiger
    • Schleimflocken mit im Stuhl (Reiswasserstühle)
    • Entleerungen sind nicht schmerzhaft(Differentialdiagnose: Ruhr)
    • keine Blutbeimengungen (Differentialdiagnose: Shigellenruhr)

  • 2. Stadium: Exsikkose bis Tod (oft schon nach Stunden):
    • Oligurie, Tachykardie, Durst, Hypotonie, Erbrechen (blutig-gallig)
    • Choleragesicht: eingefallene Wangen, tief liegende Augen, spitze Nase
    • trockene, faltige Haut (Waschfrauenhände), Hauttugor stark erniedrigt
    • kein Fieber (eher Untertemperatur)
    • heisere Stimme

  • 3. Stadium:Verwirrtheit, Koma
    • bei schweren Wasser-/Elektrolytverlust: Tachykardie, niedriger Blutdruck, fadenförmiger Puls, Oligurie/Anurie => Schock
    • bei Kaliummangel: Muskelkrämpfe, evtl. Arrhythmien, paralytischer Ileus
    • bei Azidose: rasche, tiefe Atmung => Koma
Krankheitsdauer
  • zwischen 2 bis 5 Tagen, nur 10% der Infizierten erkranken
Diagnose Anamnese: Symptomatik (Reiswasserstühle, Choleragesicht), Auslandaufenthalt
Labor: Erregernachweis im Erbrochenen, Stuhl und Blut (mikroskopisch, Kultur), Antikörper nach 4-6 Tagen im Blut

Differentialdiagnose
  • andere Durchfallerkrankungen: Darminfektionen, Lebensmittelvergiftungen, Salmonellen, Staphylokokken, Clostridium botulinum, Shigellen, Pilz(-gifte), Escherichia coli, Viren
Komplikationen Letalität 20-60 %
  • Cholera sicca (akutes Kreislaufversagen ohne Symptome)
  • Erreger können in der Gallenblase bleiben => Dauerausscheider
  • hypovolämischer Schock (Nierenversagen), Lungenentzündung
  • Sepsis
Immunität/Prophylaxe
  • Hygienemaßnahmen (Trinkwasser, Lebensmittel, Abwasserbeseitigung, persönliche Hygiene)
  • aktive Immunisierung (3-6 Monate)
  • die überstandene Erkrankung hinterlässt eine lange anhaltende Immunität
  • es kommt zu Dauerausscheider
  • Quarantänepflicht Verdächtiger
Therapie
  • Allgemeinmaßnahmen: Flüssigkeitssubstitution (sofort), Elektrolytsubstitution (Zucker-/Salz-Lösung), Azidoseausgleich, stationäre Behandlung: Wärmezufuhr, Kreislaufstabilisierung
  • Medikamentöse Therapie: Antibiotika
Meldepflicht
  • Verdacht, Erkrankung, Tod (§§ 6/8 IfSG)
  • Namentliche Meldung (§§ 7/8 IfSG) des Erregernachweises
  • Behandlungsverbot für Heilpraktiker (§ 24 IfSG)
  • Tätigkeits-/Beschäftigungsverbote (§§ 34/42 IfSG)

 

Notfall

Notfallmaßnahmen bei Cholera:

  • Anruf: Notarzt
  • Allgemeinmaßnahmen:sofortiger Flüssigkeits-/Elektrolytersatz, Patienten beruhigen, beengte Kleidung entfernen, Patient zudecken
  • Lagerung: wie sie der Patient toleriert
  • Vitalzeichenkontrolle: engmaschig
  • Reanimation: wenn nötig
  • Zusatzmaßnahmen: Sauerstoffgabe, i.v.- Zugang

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