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Chronisch venöse Insuffizienz

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Chronisch venöse Insuffizienz (CVI)

Chronische Veneninsuffizienz, chronisch-venöses Stauungssyndrom sind weitere Bezeichnungen für die chronisch venöse Insuffizienz. Als Chronisch venöse Insuffizienz bezeichnet man venöse Abflussstörungen kombiniert mit trophischen Hautveränderungen meist aufgrund eines postthrombotischen Syndroms oder einer Veneninsuffizienz. Die Erkrankung kommt vor allem an den Unterschenkelbeinvenen vor. Sie wird bei der Beurteilung nach Stärke der Erkrankung in verschiedene Stadien eingeteilt, dabei wird vor allem auf die Hautveränderungen geachtet. Das Spektrum reicht von lokalen Gefäßerweiterungen (Besenreiser) bis zum nicht mehr abheilenden Hautdefekt (Ulcus cruris). Bei der Behandlung der Erkrankung muss dafür gesorgt werden, dass die Durchblutung des Beines sich verbessert und der Blutstau beendet wird. Eine Heilung im engeren Sinne gibt es nicht. Es können nur die Symptome verbessert werden und eine Weiterentwicklung der Erkrankung verhindert werden. Bewegung und gesunde Ernährung tragen dazu wesentlich bei.

Leitmerkmale: Schweregefühl, Müdigkeit, Schmerzen nach längerem Gehen/Stehen, Knöchelödem oft mit Ulcus
Definition Bei einer chronischen venösen Insuffizienz handelt es sich um Störungen des Venösen Rückflusses über die Beinvenen

Weitere Bezeichnungen
(Synonyme)
  • Chronische Veneninsuffizienz
  • chronisch-venöses Stauungssyndrom
Vorkommen
(vor allem bei)
  • Männer: zwischen dem 70. und 80. Lebensjahr
  • Frauen: zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr
Einteilung (Stadien)
I Stauungszeichen im Fußknöchelbereich ohne Ernährungsstörungen des Gewebes (Stauung des Blutes in der Vene führt zu einer Störung der Mikrozirkulation: Ödeme, Besenreiservarizen)
II Verhärtungen der Haut und des Subkutangewebes (durch vermehrten Austritt von Flüssigkeit und Eiweiß aus den Gefäßen: Ödembildung, Verhärtung der Haut; Pigmente lagern sich ein, es entsteht ein Geschwür, die Haut wird anfällig gegenüber Keimen; Verletzungen heilen schlecht aus)
III Sklerotische Veränderungen der Haut, Pigmentverschiebungen (gelb-bräunlich), abgeheiltes Unterschenkelgeschwür
IV mit akutem Unterschenkelgeschwür
Pathogenese Schwache Venenwände können, bedingt durch eine Bindegewebsschwäche, den Druck (meist Bluthochdruck) des vorbeiströmenden Blutes nicht mehr standhalten. Es kommt zu Erweiterungen, Knoten und schlangenförmigen Gebilden (Varizen), in denen sich das Blut staut.
Aus den Zellen der überdehnten Venenwände werden Lysosome (enzymgefüllte Bläschen) freigesetzt, die das Kollagenstützgewebe der Venenwände langsam abbauen. Die Venenwände werden dadurch durchlässiger, so dass Proteine und Flüssigkeit in das die Venen umgebende Gewebe eindringen können (Ödeme), die von der Lymphe nicht mehr abtransportiert werden können. In den Ödemen können sich Ekzeme bilden, die sich schließlich zum Ulcus cruris entwickeln (v.a. am medialen Knöchel)

Ursachen
  • Obstruktion oder Klappeninsuffizienz der tiefen Venen nach Phlebothrombose
  • Perforansinsuffizienz
  • Varikose
  • postthrombotische Syndrom
Risikofaktoren
  • Fettleibigkeit
  • Vererbung
  • Venenentzündungen
  • Venenthrombose
  • Alter
  • schwache Unterschenkelmuskulatur
  • stehende/sitzende Tätigkeiten
  • Bewegungsarmut
  • Schwangerschaft
  • Pille
Symptome
  • Druck:  im Waden-/Knöchelbereich (Verschlechterung durch längeres Stehen, Sitzen, am Abend), Schweregefühl der betroffenen Extremität
  • Schmerzen: ziehend, anfangs im Stehen, später Ruheschmerz,
  • Ödeme: anfangs weich, verschwinden über Nacht (später auch nachts)
  • dermal: Varizen, Besenreiser, Atrophie, braune Pigmentierung, Ekzeme, Entzündungen, Ulcus cruris (Innenseite Unterschenkel)
  • Allgemeinsymptome: Wadenkrämpfe, Parästhesien
Diagnose Anamnese: tiefe Becken-/Beinvenenthrombose, Krampfadern, Symptome
Inspektion: Beinumfangdifferenz, trophische Störungen (Zyanose, Hyperpigmentierung), Temperatur
Apparative Diagnostik: Duplexsonographie (verdickte Venenwände), Venendruckmessung, Phlebographie

Differentialdiagnose
  • vasal: arterielles Ulkus
  • lymphal: Lymphödem
Komplikationen
  • Superinfektion: Erysipel
  • Ekzem
  • Einschränkung der Beweglichkeit des Sprunggelenks
  • Elephantiasis
Therapie
  • Stadium I: Kompressionsstrümpfe, kein Nikotin, Übergewicht abbauen, Beine hoch lagern, viel Gehen (körperliche Bewegung)
  • Stadium II: Operation, Gefäßtraining, Kompressionsstrumpf, Thromboseprophylaxe
  • Stadium III: Ulkuspflege, Kompression
  • Naturheilkundliche Therapie: Akupunktur, Blutegel, Eigenbluttherapie, Enzymtherapie, Homöopathie, Neuraltherapie, Phytotherapie (Rosskastanie, Steinklee, Hamamelis, Mäusedorn, Arnika), Schüssler Salze
  • medikamentöse Therapie: Cumarin, Flavonoide
  • operative Therapie: operative Varizenentfernung
Prognose Abhängig von arterieller Durchblutung: ggf. Therapie einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit

Bilder

 

Cave
Kein langes Stehen oder sitzen, keine Wärmeanwendungen bei der chronischen venösen Insuffizienz!

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