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Chronische Bronchitis

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Chronische Bronchitis

Bei einer chronischen Bronchitis entzündet sich die Schleimhaut der Bronchien und das über einen langen Zeitraum hinweg. Die WHO-Definition orientiert sich am Auswurf: wenn Husten und Auswurfan den meisten Tagen von mindestens 3 Monaten zweier aufeinander folgender Jahre bestehen, spricht man von einer chronischen Bronchitis. Auslöser ist dabei meist eine langjährige Reizung der Atemwege. Schadstoffe, die in der Einatemluft vorhanden sind, gelangen in die unteren Atemwege (Bronchien) und siedeln sich in der Bronchialschleimhaut an. Dort schädigen sie die Zellen und zerstörten die Funktion der Flimmerhärchen. Somit kann der Bronchialschleim in den Lungen nicht mehr abtransportiert werden, er sammelt sich in den Bronchien an. Der Körper versucht ihn mittels Hustens wieder von dort zu entfernen. Da der Schleim aber nicht vollständig entfernt werden kann tritt der Husten über einen längeren Zeitraum auf und es kommt somit zur Chronifizierung der Erkrankung. Mit der Behandlung sollte möglichst früh begonnen werden um keine Langzeitschäden hervorzurufen.

Leitmerkmale: chronischer Husten und Auswurf, Dyspnoe (anfangs nur unter Belastung), Leistungsabfall, Infektanfälligkeit
Definition Bei einer chronischen Bronchitis handelt es sich um eine länger bestehende Entzündung des Lungengewebes

Einteilung
  • einfache chronische Bronchitis: schleimig-weißer Auswurf (morgens), besonders aufgrund von Inhalation starker Noxen (Raucher) ohne bronchiale Verlegung
  • chronisch-obstruktive Bronchitis (zugehörig zum Formenkreis der „COPD“ =chronisch obstruktive Lungenerkrankungen): Auswurf mit Obstruktion der Atemwege durch Bronchospasmus, zähes Sputum, Ödem der Bronchialschleimhaut (Belastungsdyspnoe, Leistungsabfall)
  • obstruktives Emphysem: wie chronisch-obstruktive Bronchitis, zusätzlich dazu ein vergrößertes Residualvolumen, eine verminderte Gasaustauschfläche (Emphysem, respiratorische Insuffizienz, Cor pulmonale)
Phasen
I Lähmung/Zerstörung des Flimmerepithels
II Hypertrophie der Schleimdrüsen (vermehrte Schleimsekretion)
III Narbige Atrophie der Bronchialschleimhaut (Ventilationsstörung)
IV Obstruktives Emphysem
V Pulmonale Hypertonie, Cor pulmonale
Pathogenese Durch chronische Entzündungen der Bronchialschleimhaut (Noxeneinwirkung) kommt es zu einer Schädigung dieser mit vermehrter Schleimbildung. Das Flimmerepithel der Bronchien verkümmert, wodurch der Abtransport des Bronchialschleims verzögert wird (verminderte Reinigungsfunktion). Um den Schleim nach außen befördern zu können kommt der Husten dazu. Später hypertrophieren die Schleimdrüsen und die Becherzellen (die Schleimhaut schwillt an, die Muskulatur verdickt durch häufiges Husten), die Atemwege werden eingeengt, wodurch sich der Abfluss nochmals verlangsamt (Dyspnoe, verminderte O2-Sättigung). Jetzt können sich Bakterien ansiedeln und es kommt zur chronischen Entzündung, die noch weiter den Bronchialbaum einengt

Ursachen
  • primäre Ursachen: langjähriges Rauchen (jeder 2. über 40 Jahre), Luftverunreinigungen, Dämpfe, Gase, Staub, trockenes Innenraumklima (Luftfeuchtigkeit <50%) => Abnahme der Flimmerhärchenanzahl/-beweglichkeit
  • sekundäre Ursachen: nach akuter Bronchitis, andere Grunderkrankungen (Lungenfibrose, Immunschwäche, chronische Nebenhöhlenentzündungen, häufige Infekte)
Symptome Jahrelang kaum Beschwerden (meist nur Husten mit morgendlichem Auswurf)

  • Auswurf: schleimig-weiß zäh (v.a. am Tag, bei Witterungswechsel), der sich in späteren Stadien nicht abhusten lässt
  • pulmonal: Atemnot, Husten (morgendlich), Tachypnoe, Dyspnoe anfangs als Belastungsdyspnoe, zentrale Zyanose, Einsatz der Atemhilfsmuskulatur
  • Allgemeinsymptome: rezidivierende bronchiale Infekte
  • bei respiratorischer Insuffizienz (Emphysem): Tachypnoe, Dyspnoe, Zyanose
  • Zeichen der Hyperkapnie: Tremor, venöse Dilatation, Unruhe, später Somnolenz
Diagnose Anamnese: Rauchen, Art/Dauer der Beschwerden, berufliche Belastung (Noxen), vorbestehende Lungenerkrankungen, Gewichtsverlust
Körperliche Untersuchung:
  • Auskultation: Kontinuierliche Atemgeräusche (trockene Rasselgeräusche: Giemen, Brummen, Pfeifen), verlängerte Exspiration, leise Herztöne
  • Perkussion: hyposonorer Klopfschall
  • Stimmfremitus: verstärkt
Labor: Blutbild (Polyglobulie: Zeichen einer chronischen Hypoxämie), Leukozytose erhöht (Infekt), BSG erhöht, arterielle Blutgasanalyse, Sputum: Bakteriologie
Apparative Diagnostik: Rö-Thorax (Ausschluss Karzinom), Lungenfunktionsprüfung (Obstruktion), EKG (Rechtsherzbelastung), Belastungs-EKG, Lungenfunktionstest(Tiffeneau erniedrigt)

Differentialdiagnose
  • pulmonal: Bronchial-Karzinom (muss immer abgeklärt werden), Asthma bronchiale/ cardiale, Lungenemphysem, Tuberkulose, Bronchiektasen
  • kardial: Linksherzinsuffizienz
  • allgemein: Mukoviszidose
Komplikationen
  • Lungenemphysem
  • pulmonaler Hochdruck
  • Bronchopneumonie
  • Bronchiektasen
  • respiratorische Insuffizienz
Therapie
  • Allgemeinmaßnahmen: Ausschaltung des schädigenden Reizes (Rauchen, feuchte Luft, Nebel, Kälte), inhalieren (Menthol), heiße Brust-/Rumpfwickel (Senf, Kartoffelbrei, Heublumen), reichlich Flüssigkeitszufuhr (CAVE! Herzinsuffizienz), Seeklima, Atemgymnastik, dosiertes körperliches Training, Abwehrverbesserung, Stresstherapie, Luftbefeuchtung (feuchte Tücher auf Heizung)
  • Naturheilkundliche Therapie: Aderlass, Akupunktur, Aromatherapie, Atemgymnastik, Baunscheidtieren, Bachblüten, Fuß-/Teilbäder, Herdsanierung (chronische Entzündungen im HNO-Bereich), Homöopathie, Neuraltherapie, Klopfmassage, Phytotherapie, Schröpfen, Schüssler Salze
  • Medikamentöse Therapie: Sekretolytika, Beta-2-Sympathomimetika, evtl. Antibiotika (nach Antibiogramm), keine hustenstillenden Mittel (Abhusten!), Glucokortikoide
Prognose Abhängig von der Grunderkrankung und Mitarbeit des Patienten.

 

Cave
Ausschlussdiagnose: die Diagnose „chronische Bronchitis“ darf nur erstellt werden, wenn ein Bronchialkrebs ausgeschlossen wurde.
Merke
Jede zusätzliche Infektion der Atemwege kann lebensbedrohlich sein.

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