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Chronische Gastritis

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Chronische Gastritis

Als chronische Gastritis bezeichnet man eine chronische Entzündung der Magenschleimhaut. Dies geschieht meist unter Mitbeteiligung des Helicobacter pylori (85 % der Fälle). Je nach Ursachen wird die Erkrankung in drei Formen eingeteilt. Man spricht somit von der Typ-A-Gastritis, der Typ-B-Gastritis und der Typ-C-Gastritis. Beim Typ A kommt es zur Zerstörung der Belegzellen im Magenfundus und -körper. Beim Typ B zur Vermehrung des Helicobacter pylori. Beim Ty C reagiert die Magenschleimhaut auf Medikamenten, Gallenreflux oder Noxen, die von außen zugeführt werden (z.B. Alkohol). Durch immer wiederkehrende Entzündungen lagern sich Lymphozyten und Plasmazellen in die Magenschleimhaut ein. Der Drüsenkörper und die Schleimhaut verkleinert sich. Das Epithelgewebe wird durch Gewebe mit Becherzellen ersetzt. Dabei sind gibt es bei den Meisten Fällen keine Krankheitszeichen.

Leitmerkmale: oft asymptomatische, unspezifische Oberbauchbeschwerden
Definition Bei der chronischen Gastritis handelt es sich um eine länger andauernde Entzündung der Magenschleimhaut

Einteilung
  • Oberflächengastritis: Magenschleimhaut oberflächlich entzündet
  • Chronisch-atropische Gastritis: Drüsen geschädigt, Erosionen, Ulzerationen, Karzinom
Ursachen Entwicklung aus einer akuten Gastritis:

  • Typ A:Autoimmune Ursache; Antikörper gegen Belegzellen und Intrinsic factor (Salzsäuremangel, Vitamin- B12-Mangel), Lokalisation v.a. im Korpus-/ Fundus-Bereich, maligne Entartung möglich, gilt als Präkanzerose, manchmal in Verbindung mit Hashimoto-Thyreoiditis, Morbus Addison
  • Typ B (am häufigsten, 85%): Bakterielle Ursache; Infektion der Magenschleimhaut mit dem Helicobacter pylori (=> Reduktion der Belegzellen, Blutungsgefahr, Ulkusbildung), Lokalisation im Antrum-Bereich, meist über Jahre asymptomatisch, sonst wie funktionelle Dyspepsie
  • Typ C:Chemisch/toxische Ursache; Medikamente (NSAR, Kortison, ASS, Antibiotika), zu kalte/ heiße Speisen, Alkohol, ungenügendes Kauen, Reflux von Gallensaft, Rauchen (Ulkusbildung), Lebensmittelvergiftung, Lokalisation im Fundus-Bereich, v.a. nach einer Magen-OP (Billroth)
  • Sonderformen: bei Morbus Crohn, Sarkoidose, Vaskulitiden, Stauungsgastritis (Rechtsherzinsuffizienz), Fremdkörper, Nahrungsmittelallergie
Symptome Asymptomatischer Verlauf über lange Zeit (Aufstoßen, Völlegefühl)

  • Allgemeinsymptome: Druck-/Völlegefühl nach dem Essen, Oberbauchbeschwerden mit Sodbrennen, Aufstoßen, Unverträglichkeit fetter Speisen, Appetit nur selten beeinträchtigt (bis Symptome: akute Gastritis), Blähungen, Nüchternschmerz
  • bei B12- Mangel: Müdigkeit, verminderte Leistungsfähigkeit, Blässe, neurologische Symptome (Lähmungen, Gangunsicherheit)
Diagnose Anamnese: oft sehr schwierig, Medikamenteneinnahme
Körperliche Untersuchung: Druckdolenz im Oberbauch
Labor: Blutbild (Anämie), Antikörper gegenüber Helicobacter pylori und Intrinsic factor, Vitamin B12
Apparative Diagnostik:13C-Atemtest auf Helicobacter pylori, Gastroskopie mit Biopsien, Schilling-Test

Differentialdiagnose
  • enteral: Refluxösophagitis, Magenkarzinom, Ulcus ventriculi/duodeni, Cholelithiasis
  • kardial: Herzinfarkt
Komplikationen
  • erosive Gastritis
  • Magengeschwür
  • Magenkarzinom
  • Perniziöse Anämie bei Typ A-Gastritis
  • Eisenmangelanämie
  • Polyneuropathie
  • Schock
Therapie
  • Allgemeinmaßnahmen: Psyche (Stressabbau), feuchtwarne Bauchwickel
  • Ernährungstherapie: mehrere kleine Mahlzeiten, gutes Kauen (Ruhe!), Rollkur mit Kamille, Tees, keinen Alkohol und schwer verdauliche, scharfe Speisen, leichte Vollwertkost
  • Naturheilkundliche Therapie: Akupunktur, Ohrakupunktur, Bachblüten, Baunscheidtieren, Darmsanierung, Homöopathie, manuelle Therapie, Neuraltherapie, physikalische Therapie (Heilblumenpackungen, feucht-warme Auflagen auf den Oberbauch), Phytotherapie, Schröpfen, Schüssler Salze
  • Medikamentöse Therapie:
    • Typ A: Vitamin B12, Antazida, Entschäumer
    • Typ B: Tripel-Therapie mit Protonenpumpenblockern und Antibiotika zur medikamentösen Entfernung der bakteriellen Besiedlung der Magenschleimhaut, Antiphlogistika
    • Typ C: Noxen ausschalten, gallensäurebindende Medikamente, Protonenpumpenblocker, H2- Blocker, Antazida
Prognose Es können Geschwüre entstehen, da die Schleimhaut atrophiert (=> Entartung).

Bilder
Sonderform:
Morbus Ménétrier
Riesenfaltengastritis; durch Hyperplasie der Magenschleimhaut kommt es zur Verbreiterung des Schleimes bildenden Epithels und zu Riesenfalten.

  • Ursachen: unbekannt
  • Symptome: unspezifische Oberbauchschmerzen, Diarrhoe (eiweißhaltig), Übelkeit, Erbrechen, Anämie, Ödeme
  • Diagnose: Serumeiweiß vermindert, Endoskopie, Röntgen
  • Komplikationen: maligne Entartung
  • Therapie: wie chronische Gastritis, H2- Blocker, Antazida, evtl. Gastrektomie

 

  Typ A Typ B
Typ C
Häufigkeit 5% 85% 10 %
Ursachen Autoimmun (Antikörper) Bakteriell (HP) Chemisch
Lokalisation Korpus, Fundus Atrium Fundus
Therapie Vitamin B12 Protonenpumpenblockern, Antibiotika Noxen ausschalten, gallensäurebindende Medikamente

 

Cave
Jede chronische Gastritis ist auf Karzinom-Verdacht abzuklären (Früherkennung durch Endoskopie oder Histologie).
Merke
Helicobacter pylori: überlebt das saure Milieu des Magens; Aufnahme fäkal-oral, Vorkommen: 20 % bei 30 Jährigen, bis 80 % bei 70 Jährigen, 20-30 % machen keine Beschwerden.

ff