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Colitis ulcerosa

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Colitis ulcerosa

Ulzerative Kolitis ist eine weitere Bezeichnung für die Colitis ulcerosa. Die Colitis ulcerosa ist eine chronisch rezidivierende Entzündung des Dickdarms mit Folge von geschwürigen Darmwandschädigungen. Es sind nur die oberflächliche Schleimhautschichten sind davon betroffen. Die Entzündung breitet sich meist vom Rektum nach proximal aus. Sie gilt als häufigere Präkanzerose als der Morbus Crohn. Der Befall ist kontinuierlich (nicht segmental) und es ist nur die Schleimhautschicht und die Submukosa davon betroffen. Typisch ist die Abwechslung von beschwerdereichen und dann wieder beschwerdefreien Phasen. Es kommt zu einer Aktivierung der T-Lymphozyten und zur Bildung von Entzündungsmediatoren. Durch diese wird das Gewebe des Dickdarms geschädigt und es kommt schließlich zu Ulzerationen. Das Hauptmerkmal sind blutig-schleimige Durchfälle, wobei die Ursachen bisher noch nicht bekannt sind. Die Behandlung richtet sich nach den Krankheitsbildern, der Ausdehnung und der Intensität der Erkrankung.

Leitmerkmale: blutig-schleimige, eitrige Diarrhoen (20x/Tag), abdominelle Schmerzen (Tenesmen), Fieber
Definition Bei der Colitis ulcerosa handelt es sich um eine chronische Entzündung des Dickdarms

Weitere Bezeichnungen
(Synonyme)
  • Ulzerative Kolitis
Vorkommen
(vor allem bei)
  • zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr
Einteilung nach
Verlauf
  • chronisch-rezidivierender Verlauf (85 %): nach kompletter Remission können Krankheitsschübe auftreten (Blutungen, Diarrhoe), kommen immer wieder (v.a. bei körperlichen/psychischen Belastungen).
  • chronisch-kontinuierlicher Verlauf (10 %): Beschwerden mit unterschiedlicher Intensität, es kommt aber zu keiner vollständigen Remission (erhöhter Stuhldrang, leichte Krämpfe im Unterbauch, blutig-schleimige Stühle)
  • akute fulminanter Verlauf (5%): plötzlicher Beginn mit heftigen Tenesmen, hohes Fieber, schwere Durchfälle, Dehydratation mit Schock; Letalität bei 30%
Einteilung nach Stadium
  • frisches Stadium: entzündete, gerötete Schleimhaut mit Kontaktblutungen
  • chronisch-fortgeschrittenes Stadium: mit Schleimhautzerstörung, Ulzerationen
Pathogenese Durch unbekannte Ursachen kommt es zu einem kontinuierlichen Befall der Dickdarmschleimhaut (Beginn im Rektum, dann Ausbreitung nach proximal (ganzer Dickdarm), jedoch nie weiter als bis zum Dünndarm). Dabei ist die Mukosa diffus gerötet, es kommt zu spontanen Blutungen. Später treten Abflachungen des Schleimhautreliefs und oberflächlichen Ulzerationen (Kryptenabzesse) hinzu.
Zu 30 % ist das ganze Kolon befallen

Ursachen
  • unbekannt
  • evtl. genetische, immunologische und psychosomatische Faktoren
  • evtl. bakterielle Infektionen, Viren eher selten
  • evtl. ernährungsbedingte Ursachen
Symptome Die Krankheit verläuft in Schüben, die innerhalb von kurzer Zeit zu starker Kachexie führen können:

  • Allgemeinsymptome: Appetitlosigkeit, Übelkeit, Abgeschlagenheit, Gewichtsabnahme (Kachexie), leichtes Fieber, Leistungsabfall, Malabsorptionszeichen
  • Lokalisation (meistens, der ganze Dickdarm kann befallen sein): Rektum, linke Flexur, Colon transversum

  • Enterale Symptome:
    • schleimig, blutige, eitrige Durchfälle (ca. 20-30x täglich)
    • Schmerzen: Tenesmen, Abdominalkrämpfe (mittlerer Unterbauch, Kreuzbeinbereich, Kolonrahmen), nach Stuhlgang nachlassend)
    • Darm: Geschwürbildung, Vernarbungen, Stenosen
    • selten: akut mit hohem Fieber + massiven Durchfällen

  • Extraenterale Symptome (seltener als beim M. Crohn):
    • Haut: Eiterungen, Erythema nodosum, Aphthen
    • Gelenke: Spondylitis, Arthritis
    • Augen: Uveitis, Konjunktivitis
    • Leber, Pankreas: Cholangitis, Hepatitis, Fettleber, Pankreatitis
    • Herz: Beschwerden durch Meteorismus, Perikarditis
    • Lunge: chronische Bronchitis, interstitielle Lungenerkrankungen
Psychosomatisch
  • auslösende Faktoren:
    • schmerzhafte Verlusterlebnisse (Tod, Zurückweisung)
    • keine Trennungs-/Trauerarbeit
    • labiles Selbstwertgefühl

  • Menschentyp:
    • Infantilität, depressive Reaktionsbereitschaft
    • Aggressionshemmung
    • zwanghaft depressiv
    • starkes Bedürfnis nach Zuwendung/Geborgenheit
    • Störung des Selbstwertgefühls
    • leicht beleidigt, wehrt Gefühle ab
    • Konfliktvermeidung
    • abhängig von einer zentralen Bezugsperson
    • zwanghafte Züge: Ordentlichkeit, Pünktlichkeit, Gewissenhaftigkeit
    • Zwang zur Leistung, hoffnungsloser Kampf nach Vollkommenheit

  • Auswirkungen:
    • große Empfindsamkeit/Verletzlichkeit
    • überbetonte Hilfsbereitschaft/Freundlichkeit (vermehrte Abhängigkeit)
    • Depression, Hypochondrie
Diagnose Anamnese: Beschwerden (Stuhluntersuchungen: Beschaffenheit/-häufigkeit) Familie, Begleitsymptome, Psyche
Körperliche Untersuchung: palpable Resistenzen im ganzen Unterbauch (Druckdolenz), Kolon als „Walze“ tastbar, rektale Untersuchung (Leukozyten, Blut)
Labor: BSG erhöht, CRP erhöht, Blutbild (Leukozytose, Anämie), Thrombozyten erhöht, Elektrolyte erniedrigt, Eiweiß erniedrigt, Vitamin B12 erniedrigt, Kalzium erniedrigt, Magnesium erniedrigt, Zink erniedrigt, Eisen erniedrigt, Stuhluntersuchungen (Ausschluss Infektionen, blutig, schleimig), Stuhl (Bakterien)
Apparative Diagnostik: Rektos-/Koloskopie mit Biopsie, Röntgen (Kontrastmittel), Sonographie

Differentialdiagnose
  • enteral: Morbus Crohn, infektiöse Darmerkrankungen (Salmonellen, Shigellen, E. coli), Strahlenkolitis, Appendizitis, Colon irritabile, Dickdarmdurchblutungsstörungen, Morbus Whipple, Polypen, Divertikulitis, Kolitis verursacht durch Medikamente (Quecksilber, Gold)
  • allgemein: Lymphome, gynäkologische Erkrankungen, Nahrungsmittelallergie, Tumoren
Komplikationen
  • akut fulminanter Verlauf
  • toxisches Megakolon (bei M. Crohn selten): Dickdarmparese mit Erweiterung des Darmlumens, Fieber, Peritonitis, Perforationsgefahr
  • Wachstumsstörungen im Kindesalter
  • massive Blutung, Eisenmangelanämie
  • hypovolämischer Schock durch Flüssigkeitsverlust
  • Spätkomplikationen: maligne Entartung, Amyloidose, erhöhte Thrombosegefahr
Therapie
  • Allgemeinmaßnahmen: Psychotherapie, Selbsthilfegruppen, physikalische Therapie, Nikotinkonsum einschränken, progressive Muskelrelaxation
  • Ernährungstherapie: eiweißreich, unverträgliche Speisen meiden, bei Malabsorption: Nährstoffe substituieren (Vitamine, Elektrolyte, Eisen), Vitamin A/D/E/K, Folsäure, Eisen, Zink, Pantothensäure, bei schweren Schüben: ballaststofffrei, evtl. parenterale Ernährung
  • Naturheilkundliche Therapie: Aderlass, Akupunktur, Ohrakupunktur, Bachblüten, Eigenbluttherapie, Fußreflexzonenmassage, Homöopathie, Neuraltherapie, Phytotherapie (Blutwurz, Pfefferminz, Schöllkraut, Myrrhe, Kamille, Hamamelis, Malven, Leinsamen), Schüssler Salze
  • Medikamentöse Therapie: je nach Schweregrad Mesalazin, Glucokortikoide, Immunsuppressiva, Flüssigkeit-/Elektrolytzufuhr, Klysma
  • Operative Therapie: bei Komplikationen, bei Versagen der konservativen Therapie (Kolektomie), Heilung durch komplette Proktokolektomie möglich
Prognose Geringe Rezidivrate, hohes Karzinomrisiko an den entzündeten Darmsegmenten => regelmäßige Koloskopie.

Bilder

 

  Morbus Crohn
Colitis ulzerosa
Lokalisation Gesamten Magen-Darm-Traktes Meist Colon und Rektum, äußerst selten bis zum Ileum
Rektum Selten Immer
Befallsart AbschnittweiserBefall (diskontinuierlich) KontinuierlicheBefall
Beginn schleichend
Von proximal nach distal
Im terminalen Ileum, mit Übergang zum Dickdarm
Oft akut
Von distal nach proximal
Im Rektum, nach proximal ausbreitend
Wandbefall Alle Schichten Mukosa
Verlauf Schubweiser Verlauf ohne richtige Ausheilung Meist chronisch-rezidivierender Verlauf
Durchfälle 3-6 pro Tag, selten blutig, ohne Eiter Bis zu 30 pro Tag, blutig-schleimig
Schmerzen Darmkrämpfe Selten
Fieber Fieber Selten
Gewichtsverlust Stark (Malabsorption) mäßig
Entzündungszeichen Ja, appendizitisähnliche Symptome gering
Entartung selten stark erhöhtes Dickdarm-Karzinom- Risiko
Komplikationen Stenosen, Fistel, Abszesse Ulzerationen mit Blutungen, toxisches Megakolon (Sepsis), Perforation
Extraintestinale Symptome Häufig Selten

 

Cave
Bei akuter Erstdiagnose stets Klinik-Einweisung wegen drohender Komplikationen.

ff