Symptome (Leitbilder)
Dekubitus

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Dekubitus

Dekubitalgeschwür, Drucknekrose, Druckgeschwür sind weitere Bezeichnungen für den Dekubitus. Der Dekubitus ist eine Druckschädigung der Haut oder Schleimhaut. Durch einen zu hohen Druck von außen auf das Gewebe kommt es zum Zusammendrücken der diese versorgenden Blutgefäße. Das Gewebe kann nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden. Das Gewebe versauert. Der Körper versucht durch vermehrte Durchblutung und mehr Durchlässigkeit der kleinen Blutgefäße die Versorgung aufrecht zu erhalten. Es kommt zur Bildung von Thromben, Blasen und Ödemen. Lässt der Druck auch in dieser Phase nicht nach so kommt es zum Untergang des Gewebes (Nekrose). Der Abschluss von allem sind dann Ulzera. Das Krankheitsbild wird in vier Grade eingeteilt. Meist werden die Stadien I und II nicht mal bemerkt. Die Einteilung richtet sich nach der Tiefe der Gewebsschädigung. Schon bei einer kleinen Rötung der Haut muss sofort behandelt werden, um die Verletzung nicht weiter fortschreiten zu lassen. Die Behandlung der betroffenen Hautstelle braucht dabei sehr viel Geduld von Seiten des Therapeuten, da der Heilungsprozess einen sehr langen Zeitraum in Anspruch nimmt. Die Gefahr einer Infizierung der Wunde ist während der gesamten Behandlungsdauer gegeben.

Leitmerkmale: von der Rötung über Blasen zur Nekrose der Haut
Definition Beim Dekubitus handelt es sich um eine schlecht heilende chronische Wunde der Haut und/oder des Subkutangewebes infolge einer Minderdurchblutung

Weitere Bezeichnungen
(Synonyme)
  • Dekubitalgeschwür
  • Drucknekrose
  • Druckgeschwür
Vorkommen
(vor allem am)
An Körperstellen, an denen die Knochen nur mit wenig Haut bedeckt sind:
  • Schulterblatt
  • Dornfortsätze der Wirbelsäule
  • Kreuzbein
  • Steißbein
  • Trochanter
  • Ferse
  • Knöchel
  • Ellenbogen-/Kniegelenke
Pathogenese

Durch länger einwirkenden Druck von außen kommt es zum Untergang von Hautgewebe, da dieses weniger versorgt wird (Minderdurchblutung, Sauerstoffmangel). Besonders gefährdet sind dabei Körperbereiche, bei denen die Haut fast auf den Knochen anliegt (Steißbein, Trochanter, Ellbogen, Schulterblatt, Fersen)

Ursachen
  • unphysiologisch hoher Druck auf das betroffene Gewebe
Risikofaktoren
  • Immobilität: Fraktur, Querschnittslähmung, Spastik, Bettlägerigkeit, Rollstuhlfahrern, langes Sitzen/Liegen
  • motorische und/oder sensible Ausfälle: nach Schlaganfall, Lähmungen, Neuropathie
  • Durchblutungsstörungen der Haut: Trauma, periphere arterielle Verschlusskrankheit, Diabetes mellitus
  • Ödeme: chronische venöse Insuffizienz, Rechtsherzinsuffizienz, Lungenödem
  • Ernährung: Über-/Untergewicht, Mangelernährung (wenig Proteine)
  • Erkrankungen: Neuropathie, Diabetes mellitus, Infektionskrankheiten (Schwächung des Immunsystems), Exsikkose, Anämie
  • Medikamente: Katecholamine, Opioide, Analgetika, Muskelrelaxantien, Narkotika
  • Allgemein: Feuchtigkeit (Schwitzen, Inkontinenz), Fieber, hohes Lebensalter, fehlende/ übertriebene Körperhygiene, reduzierte Schmerzempfindlichkeit, geringes Körperfett
  • Lagerung: Scherkräfte, Druck über 25 -35 mmHg, 1-2 Stunden Dauerdruck, Feuchtigkeit
Grade/Symptome
  • Grad I: oberflächliche Hautrötung
    • Pathogenese: nur leichte Schädigung der Epidermis
    • Symptome: unverletzte Haut, lokale/nicht wegdrückbare Rötung (das Hautareal bleibt bei Druck rot), Gewebe weich oder verhärtet, schmerzempfindlich, evtl. Erwärmung
    • Differentialdiagnose: Allergie, Infektion, Insektenstich
    • Therapie: Druckentlastung (Hohl-/Seitenlagerung)
    • Prognose: reversibel, die Hautrötung verschwindet nach einigen Stunden bis Tagen

  • Grad II: oberflächliche Hautschädigung
    • Pathogenese: die Epidermis bis zu Teilen der Subcutis sind geschädigt
    • Symptome: rotes Wundbett, Blasen, Abschilferungen, flaches Geschwür, Infektionsanfälligkeit
    • Therapie: Druckentlastung, Hautversorgung (Wundversorgung)

  • Grad III: Schädigung aller Hautschichten
    • Pathogenese: Schädigung bis zu der unter Haut liegenden Muskulatur
    • Symptome: offenes/tiefes Ulcus, Nekrose
    • Therapie: Druckentlastung, Wundversorgung

  • Grad IV: totaler Gewebeverlust
    • Pathogenese: Verlust von allen Hautschichten
    • Symptome: tiefe/offene Nekrose (Knochenbeteiligung), Entzündungszeichen, Eiter, Wundgeruch, frei liegende Knochen/Sehnen/Muskeln
    • Therapie: Druckentlastung, Wundversorgung
Diagnose Anamnese: Klinik, Vorerkrankung, Bewegung, Medikamente
Körperliche Untersuchung: Haut

Differentialdiagnose
  • Hämatome
Komplikationen
  • bakterielle Superinfektion
  • Sepsis
  • Eiweißverlust
  • Osteomyelitis
  • Fistelbildung
  • Lungenentzündung
Therapie
  • Allgemeinmaßnahmen: konsequente Druckentlastung (2 stdl. umlagern, Hohllagern), Behandlung der Risikofaktoren, Mobilisation, Weichlagerung (Wasserbett, Schaumstoff), feuchte Wundauflagen, regelmäßige Reinigung
  • Hautpflege: trocken halten, Massagen, einfetten
  • Ernährungstherapie: bilanzierte Nährstoff (Eiweiß)- und Flüssigkeitsaufnahme, Reduzierung des Übergewichts oder kalorienreiche Ernährung bei Kachexie
  • Naturheilkundliche Therapie: Aderlass, Akupunktur, Ohrakupunktur, Bachblüten, Blutegel, Eigenbluttherapie, Enzymtherapie, Fußreflexzonenmassage, Homöopathie, Neuraltherapie, Phytotherapie (Rosskastanie, Zaubernuss, Beinwell, Steinklee, Arnika), Sauerstofftherapie, Schüssler Salze
  • Medikamentöse Therapie: Antibiotika bei Infektionen, Hydrogele, silberhaltige Wundauflagen
  • Operative Therapie: Blasen steril abtragen, nässende Ulcus desinfizieren, Nekrosen abtragen, Vakuumverbände, evtl. Lappendeckung
Prognose Bei Grad 3/4 sehr langwierige Behandlung.

Prophylaxe
  • Mobilisation: alle 2 Std. umlagern
  • glattes faltenfreies Laken, Druckentlastung
  • Ernährung: vitamin-/eiweißreiche Ernährung, ausreichend Flüssigkeit
  • Hautpflege: trockene Haut, Wasser-Öl-Emulsionen, regelmäßige Inspektion
Bilder

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