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Demenz

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Demenz

Demenz bezeichnet einen fortschreitenden, nicht reversiblen Verlust der in früheren Lebensabschnitten erworbenen intellektuellen Fähigkeiten. Häufigkeit ca. 5% der über 65-Jährigen. Es wird unterteilt in eine primäre Demenz, wobei eigenständige Erkrankungen die Ursache sind, und in eine sekundäre Demenz, bei der andere Erkrankung oder eine Medikamenteneinnahme vorausgeht. Es gibt somit auch verschiedene Formen, die eines gemeinsam haben eine fortschreitende Beeinträchtigung des Denkens, des Gedächtnisses und /oder anderer Gehirnleistungen. Eine Einteilung ist aber sehr schwierig, da es zahlreiche Mischformen gibt. Meist treten als Erstes Probleme mit dem Kurzzeitgedächtnis auf. Es werden Sachen verlegt, die nur schwer wieder zu finden sind, die Konzentration auf gewisse Dinge/Handlungen fällt immer schwerer und es fallen mitten im Gespräch einen die Wörter zu weiterreden nicht mehr ein. Später wird dann auch das Langzeitgedächtnis mitbefallen (schlechtes Erinnern an die Vergangenheit). Die Erkrankung ist nicht heilbar, es können nur die Symptome verbessert werden.

Leitmerkmale:
Fortschreitende Beeinträchtigung der kognitiven Funktionen (Gedächtnis, Sprache, Rechenvermögens, räumliche Vorstellung) sowie der emotionalen Kontrolle
Definition Unter Demenz versteht man eine fortschreitende Beeinträchtigung des Denkens, des Gedächtnisses und anderer Hirnfunktionen

Vorkommen
(vor allem bei)
  • Frauen: über 65 Jahre
Einteilung
  • primäre Demenz: ausgelöst durch eigenständige Krankheitsbilder (Morbus Alzheimer, Vaskuläre Demenz, Multiinfarkte, Morbus Parkinson), die ihren Ursprung im Gehirn haben
  • sekundäre Demenz: selten, ausgelöst durch internistische oder neurologische Vorerkrankungen (chronische Intoxikationen, Depression, Infektionen, Alkoholismus, Schilddrüsenerkrankungen), Medikamente
  • kortikale Demenz: geht von Veränderungen der Hirnrinde aus (Morbus Alzheimer, frontotemporale Demenz)
  • subkortikale Demenz: geht von tieferen Schichten des Gehirns aus (vaskuläre Demenz)
Schweregrade
  • leichte Demenz: Arbeit, soziale Aktivitäten beeinträchtigt, unabhängiges Leben ist möglich
  • mittelschwere Demenz: selbständige Lebensführung nur mit Schwierigkeiten
  • schwere Demenz: kontinuierliche Aufsicht nötig
Formen
  • Morbus Alzheimer: 70% der Patienten mit Demenz;multifaktoriell erbliche präsenile, im 5.-6. Lebensjahrzehnt auftretende, unaufhaltsam fortschreitende degenerative Atrophie der Großhirnrinde; häufiger Frauen betreffend, Degenerationskrankheit mit Atrophie der Gehirnrinde, Beginn mit 50–60 Jahren.
  • Vaskuläre Demenz: 10% derPatienten mit Demenz;auf Gefäßerkrankungen (subkortikale Demenz) oder viele kleine Schlaganfälle (Multiinfarktdemenz) zurückzuführen; Beginn im Alter von 55–66 Jahren
  • Lewy-Body-Demenz: es lagern sich Eiweißreste in den Nervenzellen des Gehirns ab; Sinnestäuschungen (Halluzinationen) treten auf, steife Bewegungen, unwillkürliches Zittern, Körperschwankungen
  • Frontotemporale Demenz (Morbus Pick): selten, es kommt zu einem auffälligen, unsozialen Verhalten, Veränderungen der Persönlichkeit, leicht reizbar/aggressiv/taktlos, das Gedächtnis bleibt aber vorhanden
Ursachen
  • Alzheimer:
    • unklar, evtl. genetisch, metabolisch, Psychopharmaka, Analgetika
    • das Gehirn des Patienten schrumpft immer mehr (große liquorgefüllte Hohlräume)

  • Multiinfarkt: Gefäßerkrankungen
Risikofaktoren
  • Diabetes mellitus
  • Depression
  • Schädelverletzungen
  • Hypertonie
  • Rauchen
  • Adipositas
  • übermäßiger Alkoholgenuss
  • geringe soziale/körperliche/geistige Aktivität
Symptome
  • Demenz
    • uncharakteristische Anfangssymptome: Konzentrationsschwäche, Vergesslichkeit, Schwindel, Kopfschmerzen, Abnahme von Initiative und Interesse sowie Vernachlässigung von Routinetätigkeiten
    • obligat: deutlichere Merkfähigkeitsstörung des Kurz- später auch des Langzeitgedächtnisses: Fragen werden wiederholt, Antworten schnell vergessen, Verlegen von Gegenständen
    • zusätzlich eines der folgenden Symptome:
      • Desorientiertheit in Bezug auf Ort, Zeit, später auf die Person
      • Denkstörungen mit Verlangsamung, Umständlichkeit, zähflüssigem Gedankenablauf, Beeinträchtigung der Urteils- und Abstraktionsfähigkeit (Überprüfung durch Fragen nach Ähnlichkeiten und Unterschieden), Konzentrationsstörungen
    • häufige, aber nicht obligate Symptome:
      • Zuspitzung von charakterlichen Eigenschaften: z.B. Sparsamkeit wird zu Geiz
      • Rückzug, Ängstlichkeit, Stimmungslabilität, Neigung zu diffuser Verstimmung, Apathie, Reizbarkeit, Aggression
      • Antriebslosigkeit (> 80% der Fälle), Unruhe (>50%), Depressionsneigung (> 40%), Wahn (> 30%), Halluzinationen (15%)
      • andere organisch bedingte Störungen wie z.B. Delir
    • neurologische Symptome: z.B. Parkinson-Syndrom

  • Morbus Alzheimer
    • Merkmale einer Demenz
    • schleichender Beginn (leichte Gedächtnisstörungen, Kopfschmerzen, Schwindel)
    • relativ erhaltene Persönlichkeitsmerkmale mit Beibehaltung der sozialen Umgangsformen (aber: Wutausbrüche, Feindseligkeit, Depression)
    • keine neurologischen Auffälligkeiten in frühen Krankheitsstadien 

  • Vaskuläre Demenz
    • Merkmale einer Demenz
    • kognitive Beeinträchtigung innerhalb von 3 Monaten nach der Ischämie
    • wechselhafter, schubweiser Verlauf
    • neurologische Symptome (z.B. Hemiparesen, Sensibilitätsstörungen, Gesichtsfeldausfälle, Akinese, Rigor, epileptische Anfälle)
    • Gangstörungen oder häufiges Hinfallen
    • häufiges Wasserlassen oder frühzeitige Inkontinenz
Diagnose Anamnese: persönlicher Werdegang (Ausbildung), Beruf, neurologische/internistische Vorerkrankungen, Verlauf, Medikamente, Fremdanamnese (Persönlichkeitsveränderungen), Familienanamnese
Körperliche Untersuchung: Ganzkörperstatus, periphere Pulse, Strömungsgeräusch der Karotiden, Blutdruck
Psychische Untersuchung: Bewusstsein und Orientierung, Gedächtnisleistungen, Schlaf-Wach-Rhythmus, Depression, bei Alzheimer: wenig ergiebig (Ausschlussdiagnostik)
Test: Uhrentest, DemTest, MMST
Labor: BSG, Blutbild, Blutzucker, Cholesterin, GPT, Gamma-GT, Kreatinin, Elektrolyte, Harnstoff, Schilddrüsenwerte, Urin
Apparative Diagnostik: EKG, EEG, CT, MRT, PET, Liquor

Differentialdiagnose
  • psychische Erkrankungen: Pseudodemenz bei schwerer Depression
  • allgemein: Tumoren, Medikamentenvergiftung, Hyperthyreose, chronische Subarachnoidalblutung
Komplikationen
  • Selbstgefährdung: durch Weglaufen, Stürze, Straßenverkehr
  • Fremdgefährdung: durch Wasser, Feuer, Aggression
Therapie ABCDEF-Therapie

  • Arznei: Hypertonie, Thromboseprophylaxe (ASS), evtl. Antidementiva (gegrenzte Wirksamkeit)
  • Bewegung: Gehen, Gymnastik, Koordinationstraining
  • Cerebrales Training: Gedächtnis-/Wahrnehmungs-/Realitäts-/ Orientierungstraining
  • Diät: abwechslungsreich, ballaststoff-/eiweißreich, fettarm
  • Emotionale Zuwendung: Geduld, Verständnis, Fürsorge
  • Führung: Tagesprogramm vereinbaren, Organisation von Hilfen, feste Bezugspersonen, geregelter Arbeitsablauf

  • Behandlung der Grunderkrankung
Prognose Schlecht, der Patient wird meist pflegebedürftig.

Umgang mit
Demenzkranken
  • klare Anweisungen in einfachen Sätzen (Zeit geben, loben, wiederholen)
  • einfache Regeln, feste Gewohnheiten, keine Sinnesüberforderungen
  • Denken in der Vergangenheit akzeptieren
  • zu selbständiger Arbeit ermuntern (Gehen, Gymnastik)
  • nonverbale Zuwendungen
  • vernünftige, ausgewogene Ernährung
  • auf Nacht-Tag-Rhythmus achten

 

Demenz
Orientierung Frage nach dem Jahr, Tageszeit, Monat, aktuelles Datum (je 1 Punkt) 0-5
  Frage nach dem Aufenthaltsort. Land, Stadt, Klinik (je 1 Punkt) 0-5
Aufnahmefähigkeit Nachsprechen von 3 Wörtern (1 Wort/Sec.) 0-3
Aufmerksamkeit/ Rechnen Patient soll von 100jeweil 7 subtrahieren (100-93 –86- 79- 72- 65) 0-5
Kurzzeitgedächtnis Patient soll die vorgesprochenen Wörter wiederholen (je 1 Punkt) 0-3
Sprache Patient soll 2 gezeigte Gegenstände (Bleistift, Uhr) benennen (je 1 Punkt) 0-3
Ausführen einer Handlung „Nehmen Sie das Blatt Papier, falten Sie es und legen Sie es auf den Boden“ (1 Punkt pro Handlung) 0-3
Lesen Patient soll lesen: „Schließen Sie die Augen“ und in Handlung umsetzen 0-1
Schreiben Patient soll einen kurzen Satz nach eigener Wahl schreiben 0-1
Zeichnen Patient soll 2 sich überschneidende Fünfecke auf einem separaten Blatt nachzeichnen 0-1

Normalbefund 25- 30 Punkte, leichte Demenz 22-24 Punkte, erhebliche Demenz unter 21 Punkte
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