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Endokrine Orbitopathie

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Endokrine Orbitopathie

Endokrine Ophthalmopathie, endokriner Exophthalmus sind weitere Bezeichnungen für die endokriner Orbitopathie. Bei der endokrinen Orbitopathie handelt es sich um ein autoimmunologisches Augenleiden mit endokrinen Exophthalmus. Es kommt hierbei zu einer Entzündung der Augenmuskeln, der Lider, des Orbitainhalts und des um die Augenhöhle liegenden Gewebes. Es kommt somit zu Flüssigkeitseinlagerungen und Schwellung der Weichteile um das Auge, die den Augapfel immer mehr aus der Augenhöhle herausdrücken. Dabei quellen die Augen stark hervor. Dazu wird der Nervus opticus zusammengedrückt, weshalb es zum Fehlsehen bis hin zur Erblindung kommen kann. Die Erkrankung tritt in verschiedenen Schweregraden auf und ist wegen seiner Auffälligkeit mit starken psychosozialen Belastungen vergesellschaftet. Die Ursache der Erkrankung ist ein schon vorhandener Morbus Basedow.  Bei der Behandlung ist es wichtig eine normale Stoffwechselfunktion der Schilddrüse zu erreichen. Je weiter fortgeschritten die Entzündung ist, desto schwieriger ist es diese zu heilen.

Leitmerkmale: Exophthalmus, hochgezogene Augenlider, Erweiterung der Lidspalten
Definition Als endokrine Orbitopathie bezeichnet man eine Entzündung des Orbitainhaltes

Weitere Bezeichnungen
(Synonyme)
  • Endokrine Ophthalmopathie
  • Endokriner Exophthalmus
Vorkommen
(vor allem bei)
  • Frauen
Stadien
  • Stadium I: keine Symptome (starrer Blick, Zurückweichen des Augenlids bei Blicksenkung)
  • Stadium II: Lidschwellung, Lichtempfindlichkeit, tränende Augen
  • Stadium III: Exophthalmus
  • Stadium IV: Kornea-Ulzerationen
  • Stadium V: Sehausfälle
NOSPECS-Schema Die Klassen werden weiter in den Schweregrad mit 0, A, B, C unterteilt:

  • Klasse 0: keine Beschwerden
  • Klasse 1: körperliche Zeichen (z.B.: Lidschwellung), aber keine Beschwerden
  • Klasse 2: Weichteilmitbeteiligung
  • Klasse 3: Exophthalmus
  • Klasse 4: Muskelveränderungen
  • Klasse 5: Hornhautkomplikationen
  • Klasse 6: Sehstörungen
LEMO-Klassifikation Soll das NOSPECS-Schema erweitern:

  • Lidveränderungen (L):
    • 0: fehlend
    • 1: nur Lidödem
    • 2: echte Retraktion (beeinträchtigter Lidschluss)
    • 3: Retraktion plus Oberlidödem
    • 4: Retraktion plus Oberlid- und Unterlidödem

  • Exophthalmus (E):
    • 0: fehlend
    • 1: ohne Lidschlussinsuffizienz
    • 2: Bindehautreizung morgens
    • 3: Bindehautreizung ständig
    • 4: Hirnhautkomplikationen

  • Muskelveränderungen (M):
    • 0: fehlend
    • 1: nur mit bildgebenden Verfahren nachweisbar
    • 2: Pseudoparese
    • 3: Pseudoparalyse

  • Optikusbeteilung (O)
    • 0: fehlend
    • 1: nur im Farbsehen
    • 2: periphere Gesichtsfelddefekte
    • 3: zentrale Gesichtsfelddefekte
Pathogenese Durch immunologische Reaktionen kommt es zu lokalen Einlagerungen an der Orbita mit Ödemen, die somit das Auge nach vorne aus dem Augapfel drängen

Ursachen
  • Autoimmunerkrankung: v.a. Morbus Basedow
Risikofaktoren
  • Vererbung
  • Virusinfektionen
  • Stress
  • Rauchen
Symptome
  • Frühzeichen: Schwellung der lateralen Augenbrauen
  • Allgemeinsymptome: Druckgefühl hinter den Augen/ Fremdkörpergefühl, Kopfschmerzen, Lichtempfindlichkeit, Konjunktivitis (+ Anschwellung)
  • Augen: verschwommenes Sehen (Doppelbilder), vermehrtes Tränen, Exophthalmus (meist beidseits), Bewegungseinschränkungen, Augenwinkelparesen, Durchblutungsstörungen der Augenhöhle
  • Symptome der Hyperthyreose
Diagnose Anamnese: Klinik
Körperliche Untersuchung: Augenarztkonzil, seltener Lidschlag, Sklera ist beim Geradeaus-Blick zu sehen, Konvergenzschwäche
Apparative Diagnostik: Sonographie (Hals), CT/MRT (Orbita)

Differentialdiagnose
  • Orbitatumoren
Komplikationen
  • Erblindung
Therapie
  • Allgemeinmaßnahmen: symptomatisch (Schlafen mit erhöhtem Kopfende, Tränenersatzmittel, getönte Brille, nächtlicher Augenverband, Augensalben), Euthyreose (normale Schilddrüsenfunktion) anstreben
  • Medikamentöse Therapie: Glukokortikoide, L-Thyroxin
  • Operative Therapie: Entlastungsoperationen, Bestrahlung
Prognose 10% Verschlechterung, 30% Besserung, oft mit Defektheilung.

Bilder

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