Verdauungsapparat
Enterisches Nervensystem

 Zurück zur alphabetischen Auswahl

Enterisches Nervensystem

Synonyme:Plexus entericus, ENS, Darmnervensystem, intramurales System, Eingeweidenervensystem, „Bauchhirn“
Das enterische Nervensystem wird als Teil es vegetativen Nervensystems betrachtet. Dieses Nervensystem ist ein sehr komplexes Geflecht aus Nervenzellen, das sich aus mehr als zehn verschiedenen Nervenzelltypen zusammensetzt. Es durchzieht fast den ganzen Rumpfdarm und besitzt über 100 Million Nervenzellen. Zusammengesetzt ist es aus zwei großen und mehreren kleinen Nervengeflechten. Diese Plexus werden aus Ganglienzellen mit deren Fortsätzen gebildet. Seine Hauptaufgabe ist, die Verdauung durch eine Kontrolle der motorischen und sekretorischen Funktionen des gesamten Verdauungstraktes zu steuern. Dieses Nervensystem kann sowohl vollständig autonom wie auch unter den Einfluss von Sympathikus und Parasympathikus arbeiten.

Allgemein
  • gehört zum vegetativen Nervensystem
  • arbeitet fast unabhängig vom übrigen Nervensystem
  • Nervengeflecht das fast den ganzen Magen-Darm-Trakt durchzieht
  • beinhaltet mehr Nervenzellen als das Rückenmark (100 Mio.)
  • umgangssprachlich spricht man auch vom Bauchhirn
  • es bestehen Verbindungen zum Großhirn
Einteilung
  • Plexus submucosus (Meissner-Plexus):
    • Definition: ganglienzellhaltiges Nervengeflecht
    • Lage: in der Submukosa des gesamten Gastrointestinaltraktes (zwischen Schleimhaut und Muskelschicht)
    • Aufgaben: Steuerung der Darmdrüsen (Schleimhaut), Innervierung der Ringmuskulatur (Feinbewegungen der Darmschleimhaut)
  • Plexus myentericus (Auerbach-Plexus):
    • Definition: ganglienzellhaltiges Nervengeflecht
    • Lage: zwischen den beiden Schichten (Ring-/ Längsmuskelschicht) der Tunica muscularis, gesamter Gastrointestinaltraktes (Ösophagus bis Anus)
    • Aufgaben: Steuerung der Darmbewegungen, Sekretion von Enzymen ins Darmlumen
    • mehrere kleine Plexus: unterhalb der Tunica serosa, innerhalb der Ringmuskulatur/ Tunica mucosa
  • Cajal-Zellen:
    • Definition: spezielle Muskelzellen
    • Lage: an der Muskulatur
    • Aufgaben: reagieren selbstständig unabhängig von Nervenimpulsen, führen Muskelkontraktionen am Darm aus (Darmschrittmacher
Aufbau
  • zusammengesetzt aus motorischen/sensiblen Neuronen, Stützzellen und Plexus
  • zahlreiche lokale Netzwerke aus afferenten und efferenten Nervenfasern (Nervengeflechte innerhalb der Wände der Eingeweide)
Innervation Weitgehend unabhängig, aber Beeinflussung durch:
  • Sympathikus: senkt die Motilität und Sekretion
  • Parasympathikus: steigert die Motilität und Sekretion
Transmitter
  • Serotin
  • Dopamin
  • Stickstoffmonoxid
  • vasoaktives intestinales Peptid
Aufgaben
  • Regulation: Darmmotilität (Peristaltik), Sekretion der Darmdrüsen, Absorption, gastrointestinaler Blutfluss (Gefäßtonus), immunologische Funktionen des Darms
Übertragene Schmerzen
  • durch das Gehirn können Eingeweideschmerzen fehlinterpretiert werden
  • viszerale Schmerzen werden nicht am Entstehungsort, sondern an entfernten Hautarealen wahrgenommen, die von den ein und denselben Rückenmarksnerv innerviert werden (z. B. Oberbauchschmerzen werden in den Schultern wahrgenommen)
Erkrankungen
  • Morbus Hirschsprung
  • Reizmagen
  • Reizdarm