Krankheiten
Enteritis regionalis

 Zurück zur alphabetischen Auswahl

Enteritis regionalis

Ileitis terminalis, Morbus Crohn, Enteritis regionalis, sklerosierende chronische Enteritis, Crohn-Ginsburg-Oppenheimer-Krankheit sind weitere Bezeichnungen für den Enteritis regionalis. Der Enteritis regionalis ist eine chronisch-entzündliche, rezidivierende, vernarbende und nicht infektiöse Darmentzündung, die alle Abschnitte des Magen-Darm-Traktes betreffen kann, meist ist aber das terminale Ileum oder Colon bis in die tiefen Schichten davon betroffen (segmentaler, diskontinuierlicher Befall).  Der Krankheitsbeginn liegt häufig im Alter von 20 bis 30 Jahren. Die Ursachen zum Ausbruch der Erkrankung sind noch nicht bekannt. Es gibt zahlreiche Vermutungen und Risikofaktoren nur Gewissheit hat man noch nicht. Es treten bei der Krankheit Entzündungen am Darm auf, die aber nicht den ganzen Verdauungstrakt betreffen, sondern nur Teile von ihm. Zwischen dem erkrankten Schleimhautstellen liegen immer wieder gesunde Anteile. Leichte Schleimhautentzündungen können sich auch tiefen Ulzerationen abwechseln. Von Patient zu Patient sind die Verläufe und Auswirkungen des Morbus Crohn sehr verschieden. Die Erkrankung ist eine chronische, mit einer sehr hohen Rezidivitätsrate. Die Lebenserwartung ist aber nicht eingeschränkt. Oft sind chirurgische Maßnahmen von Nöten, zumal wenn Komplikationen auftreten.

Leitmerkmale: starke/vermehrte Durchfälle (nicht blutig), krampfartiger Abdominalschmerz
Definition Als Enteritis regionalis bezeichnet man eine Krankheit des Verdauungstraktes, die durch chronische Entzündungen vor allem des Ileums und des Colons gekennzeichnet ist

Weitere Bezeichnungen
(Synonyme)
  • Morbus Crohn
  • Ileitis terminalis
  • Enteritis regionalis
  • sklerosierende chronische Enteritis
  • Crohn-Ginsburg-Oppenheimer-Krankheit
Vorkommen
(vor allem)
  • zwischen 20. und 30. Lebensjahr
Einteilung nach CDAI Die 8 Berechnungsfaktoren werden mit einem unterschiedlichen Wertungsfaktor multipliziert, ist der Wert über 150, so handelt es sich um einen akuten Schub:

  • Anzahl der weichen/ungeformten Stühle in den letzten 7 Tagen (x2)
  • Bauchschmerzen (x5)
  • Allgemeinbefinden der letzten 7 Tage (x7)
  • Abwesenheit von Komplikationen (x 20)
  • symptomatische Durchfallbehandlung (x 30)
  • abdominelle Resistenz (x10)
  • Abweichung vom Hämatokrit (x6)
  • Abweichung vom Standardgewicht in Prozent (x1)
Pathogenese

Durch unbekannte Ursachen kommt es zu einem segmentalen Befalldes gesamten Gastrointestinaltraktes(Ausbreitung vom Ösophagus bis zum After möglich, meistens aber nurterminales Ileum oder Colon betroffen). Die befallenen Regionen reagieren mit Schleimhautläsionen, die später in Ulzera übergehen, Sie sind sulzig verdickt (Ödeme). Entzündliche Bereiche wechseln sich mit nicht entzündlichen ab, wobei es häufig zu Fistelbildung, Abszesse, Stenosen (Vernarbungs-/ Schrumpfprozesse) kommen kann

Bevorzugte Stellen
  • Ileum/Colon (50%)
  • terminales Ileum (30%)
Ursachen
  • unbekannt
Risikofaktoren
  • Autoimmungeschehen
  • genetische Disposition
  • Psyche: Stress, Depression
  • Rauchen
  • Bakterien: Mykobakterien
  • Viren: Rotaviren
  • Medikamente: Pille
  • Ernährungsgewohnheiten: erhöhter Konsum von raffiniertem Zucker, ballaststoffarme, fettreiche Kost
Symptome Die Erkrankung verläuft in Schüben, die Symptome wechseln je nach Aktualität der Entzündung und Lokalisation:

  • Allgemeinsymptome: Erschöpfung, Abgeschlagenheit, Müdigkeit, subfebrile Temperaturen, Druckgefühl, Schmerzen, Koliken, Gewichtsverlust, Übelkeit, Erbrechen, Flatulenz, Gedeihstörungen, Malabsorptionszeichen (Vitamine), Dehydratation 
  • enterale Symptome:
    • Schmerzen: kolikartig oder uncharakteristisch, häufig im rechten Unterbauch (Cave: Appendizitis), schmerzhafte Verdickung in der Ileozökalgegend (im Bereich der Bauhinsche-Klappe)
    • Durchfälle: meist ohne Blut und ohne Eiter, ca. 3-6x am Tag (Cave: Appendizitis), schleimig, morgens, nach Obst/ kalten Getränken, Steatorrhoe bei gestörter Fettresorption durch mangelnde Gallensäureproduktion
    • häufig: Analregion miterkrankt (Fisteln, Fissuren, Abszesse, Ödeme)

  • extraenterale Symptome:
    • Haut: Eiterungen, Erythema nodosum, Aphthen, endogenes Ekzem, Pyoderma gangraenosum
    • Gelenke: Spondylitis, Arthritis, Sakroiliitis
    • Augen: Konjunktivitis, Uveitis (mittlere Augenhaut), Iritis
    • Leber, Pankreas: Cholangitis, Hepatitis, Fettleber, Leberabszess, Pankreatitis
    • Gefäße: Vaskulitis, Thrombosen, Thromboembolien
    • Herz: Beschwerden durch Meteorismus, Perikarditis
    • Lunge: chronische Bronchitis, interstitielle Lungenerkrankungen
    • Niere: Glomerulonephritis, Nephrolithiasis

  • chronisch/akut
    • evtl. schleichend mit Schüben: Durchfälle, krampfartige Bauchschmerzen
    • akut einsetzend mit Koliken, Fieberschübe, Abgeschlagenheit
Psychosomatisch
  • Auslösende Faktoren:
    • Objektverlust (Trennung)
    • Übernahme größerer Verantwortung (Überforderung)
    • Kränkungen, zurückgewiesen werden
    • sich zwischen 2 Streitenden stellen (z.B. Eltern)

  • Menschentyp:
    • betonte Selbstsicherheit
    • Ängste
    • überempfindlich, emotionale Unreife
    • perfektionistisch, rigide, zwanghaft
    • Selbstdarstellung im Sinne eines Ideal-Ichs
    • schizoid-hysterisch
    • stimmungslabil
    • in der Kindheit: Gefühle von Hilfs-/Hoffnungslosigkeit vorherrschend, Äußerung von Gefühlen wurden tabuisiert

  • Auswirkungen:
    • Depressionen, Stimmungslabilität
    • Gefühle der Hilfs-/Hoffnungslosigkeit
    • starke Verleugnungs-/Abspaltungstendenzen
Diagnose Zuerst Ausschluss von infektiösen Dünndarmerkrankungen:

Anamnese: Familie, Beschwerden (Stuhluntersuchungen), Begleitsymptome (Abgeschlagenheit, Diarrhoe, Bauchschmerzen, Gewichtsverlust), Psyche
Körperliche Untersuchung:
  • Inspektion: Uveitis, Erythema nodosum, evtl. Trommelschlegelfinger, rektale Untersuchung (Fissur, Fisteln)
  • Palpation: lokal palpable Resistenzen im Abdomen, weiche Schwellung (Meteorismus), Druckschmerz meist am terminalen Ileum (Entzündungslokalisation), rektale Untersuchung (Fisteln)
  • Perkussion: tympanitischer Klopfschall (Meteorismus), Dämpfung (Entzündung)
  • Auskultation: verstärkte Darmgeräusche (Diarrhoe)
Labor: BSG erhöht, CRP erhöht, Blutbild (Anämie, Leukozytose), Thrombozytose, Eisen erniedrigt, Vitamin B12 erniedrigt, Albumin erniedrigt, Stuhluntersuchungen, der HLA-B-27 ist in 75% der Fälle vorhanden, Bakterien im Stuhl
Apparative Diagnostik: Rektos-/Ileo-//Koloskopie mit Biopsien, Röntgen (Kontrastmittel, Pflastersteinrelief), CT, MRT, Sonographie (Ausdehnung der Entzündung, Fisteln)

Differentialdiagose
  • enteral: infektiöse Darmentzündungen (Infektionskrankheiten durch Yersinien, Lambliasis, Darm-Tbc), Reizkolon, akute Appendizitis, Divertikulitis, Colitis ulzerosa, Darmtuberkulose, Pankreatitis, kolorektales Karzinom, Strahlenkolitis
Komplikationen
  • Darmstenosen (mechanischer Ileus in 30% der Fälle), Strikturen (v.a. terminales Ileum)
  • Fisteln: zwischen einzelnen Darmschlingen, zwischen Darm und Harnblase, zwischen Darm und Haut, perianal
  • Abszesse am Anus und Rektum
  • Malabsorption mit Mangelerscheinungen: Gewichtsverlust, Vitamin-Mangel (besonders Vitamin B12), Eiweißmangel, Mineralienmangel (Osteoporose), Exsikkose, Wachstumsstörungen
  • Gallen- und Nierensteine (Oxalatsteine)
  • Darm: Perforation, Megakolon
  • Entzündungen an anderen Organen, Blutung
  • Spätkomplikationen: maligne Entartung, Amyloidose, Sepsis
Therapie
  • Akut: stationäre Behandlung (parenterale Ernährung)
  • Allgemeinmaßnahmen: psychologische Betreuung, Selbsthilfegruppen, physikalische Therapie (Kümmelauflagen), Nikotinkonsum unterlassen, progressive Muskelrelaxation, Psychotherapie, Stressvermeidung, Verhaltenstherapie
  • Ernährungstherapie: eiweißreich, unverträgliche Speisen meiden, bei Malabsorption Nährstoffe substituieren (Eiweiß, Vitamine (B12), Elektrolyte, Eisen), bei schweren Schüben: ballaststofffrei, evtl. parenterale Ernährung
  • Naturheilkundliche Therapie: Aderlass,Akupunktur, Ohrakupunktur, Bachblüten, Eigenbluttherapie, Fußreflexzonenmassage, Homöopathie, Neuraltherapie, Phytotherapie, Schüssler Salze
  • Medikamentöse Therapie: je nach Schweregrad 5-Aminosalicylsäure, Glucokortikoide, Immunsuppressiva, TNF-Antikörper
  • Operative Therapie: bei Komplikationen (Blutungen, Ileus), Korrektur vom Fisteln/Abszessen
Prognose Hohe Rezidivrate, selten Heilung, häufig operative Maßnahmen von Nöten.

Bilder
Internetseiten

ff