Krankheiten
Entzugsdelir

 Zurück zur alphabetischen Auswahl

Entzugsdelir

Alkoholdelirium, Delirium tremens, Alkoholdelir sind weitere Bezeichnungen für das Entzugsdelir. Als Entzugsdelir bezeichnet man eine lebensbedrohliche Komplikation bei plötzlichem Unterbrechen der Alkoholzufuhr nach einer länger bestehenden Alkoholerkrankung. Die davon Betroffenen sind geistig verwirrt. Ihr Bewusstsein, ihre Wahrnehmung und ihr Denkvermögen ist stark beeinträchtigt.  Diese Symptome treten meist zwei bis drei Tage nach dem letzten Alkoholtrinken auf. Da die Sterblichkeit bei unbehandeltem Verlauf bei 25% liegt muss dieser Zustand streng überwacht werden (Vitalparameter auf der Intensivstation). Es müssen auch Beruhigungsmittel gegeben werden, da die Patienten sehr unruhig bis aggressiv sich benehmen. Meist hört die Erkrankung durch gute Behandlung nach weniger als vier Tagen wieder auf, kann aber auch bis zu zwei Wochen anhalten.

Leitmerkmale: Unruhe, Tremor, Halluzinationen bei Alkoholiker
Definition Beim Entzugsdelir handelt es sich um Symptome, die dann auftreten, wenn jemand, der lange schon große Mengen an Alkohol trinkt plötzlich damit aufhört

Weitere Bezeichnungen
(Synonyme)
  • Alkoholdelirium
  • Delirium tremens
  • Alkoholdelir
  • Alkoholentzugssyndrom
Einteilung
  • unvollständiges Delir: Prädelir
  • vollständiges Delir: Delirium tremens
  • lebensbedrohliches Delir
Pathogenese Durch einen Alkoholentzug kommt es im Gehirn zu Störungen des Bewusstseins und der Aufmerksamkeit (Denken, Gedächtnis, Emotionen, Schlaf-Wach-Rhythmus). Das Gradeausgehen fällt leicht bis sehr schwer

Ursachen
  • Alkoholentzug
Risikofaktoren
  • ältere Patienten
  • wiederholte Entzüge
  • Alkoholiker mit Pankreatitis/Leberzirrhose/Pneumonie/gastrointestinaler Blutung
Symptome Meist Erholung nach 5-7 Tagen, Ängste/Schlafstörungen und leichte vegetative Beschwerden können bis zu 6 Monate anhalten:

  • Vorboten: epileptische Anfälle
  • neurologisch:  Unruhe, Tremor, Krämpfe, Verwirrtheit bis Koma, starkes Zittern (v.a. Hände), Bewusstseinseintrübung, Sprechschwierigkeiten
  • vegetativ: Tachykardie, Hypertonie, Tachypnoe, vermehrtes Schwitzen
  • psychosomatisch: Orientierungsschwierigkeiten, Halluzinationen (optisch: weiße Mäuse), Wahnvorstellungen, Verringerung der Psychomotorik, extreme Angst, dann Euphorie, starke Unruhe (ständiger Bewegungsdrang), Depression, Einschränkung des Denkvermögens
  • gastroenteral: Durchfall, Erbrechen, Einkoten
  • Allgemeinsymptome: Schweißausbruch, Fieber, Schlafstörungen, Pupillenerweiterung
Diagnose Anamnese: Klinik, Alkoholentzug, Fremdanamnese
Körperliche Untersuchung: Blutdruck, Puls, Temperatur
Labor: Blutbild, Natrium, Kalium, Kreatinin, GOT, GPT, Gerinnung, Schilddrüsenwerte

Differentialdiagnose
  • Verwirrtheit
  • Hyperthyreose
  • Schizophrenie
  • Hypoglykämie
  • Meningitis
  • Enzephalitis
  • Fieberdelirium
  • andere Unruhezustände
  • Schilddrüsenüberfunktion
  • Unterzucker
  • schwere Depressionen
Komplikationen
  • Herzrhythmusstörungen
  • Akutes Nierenversagen
  • Elektrolytentgleisungen
  • Hyponatriämie
  • Koma
  • Stoffwechselentgleisungen
  • Kreislaufversagen
Therapie
  • Allgemeinmaßnahmen: Intensivstation, Überwachung des Flüssigkeits-/ Mineralstoffhaushaltes, Begleiterkrankungen mit behandeln
  • Medikamentöse Therapie: Benzodiazepine, Betablocker, Neuroleptika, Alkohol (wenn eine 2. Erkrankung behandelt werden muss => z.B. Operation)

 

Notfall

Notfallmaßnahmen beim Entzugsdelir:

  • Anruf: Notarzt
  • Allgemeinmaßnahmen: Patienten beruhigen, beengte Kleidung entfernen, Patient zudecken
  • Lagerung: erhöhter Oberkörper, Beine tief, bei Bewusstlosigkeit: stabile Seitenlage
  • Vitalzeichenkontrolle: engmaschig
  • Reanimation: Wiederbelebung
  • Zusatzmaßnahmen: Sauerstoffgabe, i.v.- Zugang

ff