Krankheiten
Erfrierung

 Zurück zur alphabetischen Auswahl

Erfrierung

Congelatio ist eine weitere Bezeichnung für die Erfrierung. Von einer Erfrierung spricht man, wenn es zu einem lokalen Kälteschaden eines Gewebes oder des ganzen Körpers ohne Absinken der Körpertemperatur kommt. Am häufigsten davon betroffen sind die Akren (Ohr, Nase, Finger, Zehen). Für die Schwere der Erkrankung sind maßgeblich verantwortlich das Ausmaß der Abkühlung (Tiefe der Körpertemperatur) und die Ausbreitung des Kälteschadens in die Tiede des Körpers. Die Erfrierung wird in drei Schweregrade eingeteilt. Durch ein vermehrtes Zusammenziehen der Blutgefäße bei starker Kälteeinwirkung kommt es in diesen Körperabschnitten zu einer Minderversorgung des Gewebes an Sauerstoff, Nährstoffen und Wärme. Der Gewebestoffwechsel wird herabgesetzt, das Gewebe kann bei längerer Dauer nicht mehr überleben. Vorbeugen kann man vor allem dadurch, dass man bei Kälte die passende Bekleidung auswählt, sich dabei aber auch vor Wind und Kälte schützt.

Leitmerkmale: je nach Unterkühlungsgrad von weißer bis zu schwarzblauer Haut, Schwellung, Schmerzen nach Kälteeinwirkung
Definition Bei der Erfrierung handelt es sich um eine Schädigung des Körpergewebes mittels Kälte

Weitere Bezeichnungen
(Synonyme)
  • Congelatio
Pathogenese

Durch eine intensive Kälteeinwirkung ziehen sich die Blutgefäße zusammen und verschlechtern somit die Durchblutung dort, es kommt zur Unterversorgung des Gewebes und schließlich zum Absterben desselben. Besonders gefährdet sind die Zehen, Finger, Ohren, Nase (v.a. bei Rauchern und Patienten mit Durchblutungsstörungen)

Ursachen
  • lange Kälteeinwirkung auf den Körper
Risikofaktoren
  • unpassende Kleidung: zu eng, zu wenig
  • Nässe, feuchte Kleidung
  • Alkoholgenuss
  • hohe Windgeschwindigkeiten bei Kälte
  • mangelnde Bewegung bei Kälte
  • Blutverlust
  • Erschöpfung
  • Ermüdung
  • schlechter Körperzustand
  • Wintersportler
Einteilung
  • Grad 1 (Congelatio erythematosa): Rötung
    • Ursachen: kurze Einwirkzeit der Kälte mit Zusammenziehen der Blutgefäße
    • Tiefe: nur Oberhaut
    • Heilung: juckende Rötung, die bald wieder verwindet, keine nachfolgenden Schäden

  • Grad 2 (Congelatio bullosa): Blasenbildung
    • Ursachen: längere Einwirkzeit der Kälte mit für die Krankheit fördernden Faktoren (z.B. Nässe)
    • Tiefe: Lederhaut
    • Heilung: lange bestehend Blasen ohne Vernarbung

  • Grad 3 (Congelatio gangraenosa): Nekrose
    • Ursachen: sehr lange Einwirkzeit der Kälte mit für die Krankheit fördernden Faktoren (z.B. Nässe)
    • Tiefe: alle Hautschichten und darunterliegende Weichteilschichten
    • Heilung: keine, das Gewebe ist abgestorben
Symptome
  • Allgemeinsymptome: Hautverfärbungen, Sensibilitätsstörungen
  • Grad 1: Gefäßspasmus, Haut weiß später blaurot, kalt, gefühllos, äußerst schmerzhaft
  • Grad 2: rote bis zyanotische Hautfarbe, Schwellung, Blasenbildung, Schmerzen, Parästhesien
  • Grad 3: Nekrose, Haut schwarzblau, Narben, keine Schmerzen
Diagnose Anamnese: Symptome, Außenaufenthalt, Vorerkrankungen, Drogengenuss
Körperliche Untersuchung: Inspektion (Haut), rektale Temperaturmessung

Differentialdiagnose
  • Unterkühlung
  • Frostbeulen (teigige Knoten)
Komplikationen
  • septisches Gangrän
  • Wundinfektionen
  • Narbenbildung
  • Thrombosen
Therapie
  • Allgemeintherapie: bei gleichzeitiger Unterkühlung muss diese vorrangig behandelt werden, keine Massagen, Blasen nicht öffenen
  • Medikamentöse Therapie: Vasodilatatoren, Tetanusprophylaxe, Analgetika
  • Operative Therapie: evtl. Amputation
Prognose Die Gewebeschädigung heilt erst nach Monaten ab, Gewebe bleibt kälteempfindlich.

Bilder

 

Notfall

Notfallmaßnahmen bei Erfrierungen:

  • Anruf: Notarzt
  • Allgemeinmaßnahmen: Patienten beruhigen, keine aktive Wärme (Reiben, Wärmflasche), langsames Erwärmen der betroffenen Körperteile nur unter Überwachung (lauwarmes Wasserbad, bis 380C ansteigend; sonst lokale Verbrennung), beengte Kleidung öffnen, Patient zudecken, die erfrorenen Stellen nicht bewegen (ganzen Körper schon), Stellen mit keimfreien Material abdecken (Druck vermeiden), erneute Kälteeinwirkung vermeiden, warme Getränke (kein Alkohol), Blasen nicht öffnen
  • Lagerung: Schocklage, bei Bewusstlosigkeit: stabile Seitenlage
  • Vitalzeichenkontrolle: engmaschig
  • Reanimation: Wiederbelebung
  • Zusatzmaßnahmen: Sauerstoffgabe, i.v.- Zugang
  • Medikamente: Trinken lassen (bei Bewusstsein), Infusionen (Bewusstlose)
Cave
Es dürfen keine Massagen, kein Einreiben mit Salbe/Schnee durchgeführt werden, um das Gewebe nicht noch zusätzlich zu schädigen.

ff