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Ertrinken

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Ertrinken

Ertrinkungsunfall, Ertrinkungstod sind weitere Bezeichnungen für das Ertrinken. Beim Ertrinken handelt es sich um einen lebensbedrohlichen Körperzustand, bei dem die Sauerstoffzufuhr zu den Zellen unterbrochen ist, da Flüssigkeiten in die Lunge eingedrungen sind. Von einem Beinnahe-Ertrinken spricht man, wenn der davon Betroffene aus dem Wasser gerettet werden konnte und durch Reanimation das Bewusstsein wiedererlangt hat. Verschluckt der Patient Wasser, so kommt es zuerst zum Anhalten der Einatmung. Dadurch wird der Kohlendioxidgehalt im Blut erhöht, das Atemzentrum befiehlt den Lungen wieder einzuatmen, wodurch noch mehr Wasser aspiriert wird. Durch zu wenig Sauerstoff im Gehirn treten daraufhin Krämpfe auf und die Atmung wird erneut eingestellt. Der Körper sinkt dabei mit dem Bauch zuerst nach unten zum Grund des Gewässers (Schleifspuren am Körper). Nach zwei Wochen taucht der Körper durch Gasbildung wieder an der Wasseroberfläche auf.

Leitmerkmale: Atemnot bis Atemstillstand, Bewusstseinseinschränkung
Definition Als Ertrinken bezeichnet man eine Aspiration von Flüssigkeiten mit Todesfolge

Weitere Bezeichnungen
(Synonyme)
  • Ertrinkungsunfall
  • Ertrinkungstod
Stadien
  • Stadium I: reflektorische Einatmung durch evtl. kaltes Wasser bedingt
  • Stadium II: Luft anhalten
  • Stadium III: Dyspnoe, Anstieg des Kohlendioxiddrucks im Blut, Stimulation des Atemzentrums mit Wiedereinsetzen der Atmung, es kommt zum Lungenödem
  • Stadium IV: tonisch-konische Krampfe
  • Stadium V: Apnoe, Schnappatmung, Atemstillstand
Pathogenese Durch das Eindringen von Flüssigkeiten in die oberen Atemwege kommt es zu einem reflektorischen Verschluss des Kehlkopfdeckels (Epiglottiskrampf). Je länger dieser Zustand andauert, desto mehr Zeit vergeht in der die einzelnen Organe unzureichend mit Sauerstoff versorgt sind (Verminderung der peripheren Durchblutung). Hierdurch kommt es schließlich zu einem Kreislaufstillstand und zu lebensbedrohlichen Gefährdungen (Sauerstoffmangel im Gewebe, Gehirnschädigungen)

Ursachen
  • Unfälle: ohne Einwirkung von fremder Hilfe
  • Suizid
  • Tötung: Ertränken
Risikofaktoren
  • Erkrankungen: Hypoglykämie, Krampfanfälle, Herzinfarkt
  • exogene Faktoren: Wassertemperatur (sehr kalt/heiß), Strömung, Wellen
  • endogene Faktoren: Sturz/Sprung ins Wasser, Überhitzung, Erschöpfung, Nichtschwimmer, Panik, Alkohol, Drogen, Medikamente
Symptome
  • pulmonal: Husten, rasselnder Atem, Dyspnoe bis Atemstillstand
  • kardial: Tachykardie
  • dermal: blass- grau, kühl, Lippen/Fingerspitzen zyanotisch
  • evtl. Bewusstlosigkeit, Atem-/Kreislaufstillstand
Diagnose Anamnese: Klinik, Unfall, Glasgow- Koma-Skala
Körperliche Untersuchung: Schaum vor Mund/Nase
Labor: Elektrolyte, Blutbild, Gerinnung, Blutzucker, Harnstoff, Kreatinin, arterielle Blutgasanalyse
Apparative Diagnostik: Röntgen (ARDS, Lungenödem)

Komplikationen
  • Tod
Therapie
  • Allgemeinmaßnahmen: Vitalfunktionen herstellen (Reanimation), Körpertemperatur erhöhen
  • Medikamentöse Therapie: Antibiotika
Prognose Abhängig von Dauer der Sauerstoffunterbrechung (Hypothermie verlängert Reanimationszeit). Nach 2 -3 Minuten kommt es zu ersten Hirnschäden, nach 8 -10 Minuten zum Hirntod.

 

Notfall

Notfallmaßnahmen beim Ertrinken:

  • Anruf: Notarzt
  • Allgemeinmaßnahmen: Patienten aus der Gefahrenzone (Wasser) bringen, dabei an sich selbst denken (Ertrinkender kann einen selbst in die Tiefe ziehen), Patienten zudecken
  • Lagerung: erhöhter Oberkörper, wenn ohne Bewusstsein aber mit Atmung in stabile Seitenlage
  • Vitalzeichenkontrolle: engmaschig
  • Reanimation: Wiederbelebung bei Atem-/Kreislaufstillstand
  • Zusatzmaßnahmen: Sauerstoffgabe, i.v.- Zugang

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