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Erysipel

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Erysipel

Rotlauf, Wundrose sind weitere Bezeichnungen für das Erysipel. Das Erysipel ist eine durch Streptokokken der Gruppe A hervorgerufene akute, flächenhafte, scharf begrenzte Entzündung der Haut (Dermis, Subkutis) und deren Lymphwege. Sie betrifft vor allem das Gesicht, Arme und die Beine. Die Bakterien dringen über Hautdefekte in die tieferen Hautschichten ein, zerstören das umliegende Gewebe und breiten sich über die Lymphwege weiter aus. Dies kann soweit führen, dass die darunterliegenden Faszien und Muskeln mitangegriffen werden und sie sich entzünden (Fasziitis, Myositis). Hält die Erkrankung noch weiter an, werden die Bakterien und ihre Gifte über den ganzen Körper verteilt und es kommt zum Multiorganversagen. Darum ist eine frühzeitige Diagnose sehr wichtig, damit keine Komplikationen auftreten. Die Erkrankung ist zwar bakteriell bedingt, aber nicht ansteckend. Bei guter Behandlung heilt das Erysipel ohne Nachfolgeerscheinungen aus.

Leitmerkmale: „flammende“ Rötung (v.a. Unterschenkel, Gesicht), hohes Fieber
Definition Beim Erysipel handelt es sich um eine bakterielle, örtlich begrenzte Infektionskrankheit der Haut

Weitere Bezeichnungen
(Synonyme)
  • Rotlauf
  • Wundrose
Vorkommen
(vor allem bei)
  • Kinder
  • ältere Personen
Formen
  • bullöses Erysipel: mit schlaffen Blasen
  • ekchymatöses Erysipel: mit kleinflächigen Einblutungen
  • gangröses Erysipel: mit Hautnekrosen
  • hämorrhagisches Erysipel: mit Einblutungen
  • nekrotisierendes Erysipel: mit abgestorbenem Gewebe
  • phlegmonöses/abszedierendes Erysipel: tieferes/abszessbildend
  • wanderndes Erysipel: bildet sich im Zentrum zurück, an den Außenrändern bildet es sich fort
Pathogenese Die Bakterien gelangen über eine Wunde (Eintrittspforte) in die Haut und infizieren die Lymphgefäße, worüber sie sich ins Gewebe rasch ausbreiten (Muskeln, Hohlräume)

Ursachen
  • Streptococcus pyogenes (beta- hämolysierende Streptokokken der Gruppe A)
  • selten: Staphylokokkus aureus, Pseudomonas aeruginosa, Escherichia coli
Risikofaktor
  • Hautverletzungen
  • Hauterkrankungen: Akne, Furunkel, Mundwinkelrhagaden
  • periphere arterielle Verschlusskrankheit
  • chronisch venöse Insuffizienz
  • Arteriosklerose
  • Diabetes mellitus
  • Lymphödeme
  • Immunsuppression
  • Adipositas
  • Neurodermitis
  • rissige Haut
  • Fußpilz
  • Chemotherapie
  • Alkoholismus
  • Rauchen
Inkubationszeit 1-3 Tage

Symptome
  • Schweres Krankheitsbild:

  • Allgemeinsymptome: ausgeprägtes Krankheitsgefühl, hohes Fieber (plötzlich), Schüttelfrost, Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, regionäre Lymphknotenvergrößerung
  • dermal: Wunde (als Ausgangspunkt), „flammende“ Rötung, scharf begrenzt (an Gesicht, Kopf, Unterschenkel, Arm), Schwellung, Juckreiz, Druckschmerz, große Berührungsempfindlichkeit, Überwärmung, Lymphknotenschwellung, keine Eiterbildung
Diagnose Anamnese: Klinik
Körperliche Untersuchung: Inspektion (Gesicht/Unterschenkel)
Labor: BSG erhöht, Leukozytose, CRP erhöht, Erregernachweis, ASL-Titer erhöht

Differentialdiagnose
  • akute Kontaktdermatitis
  • Thrombophlebitis
  • postthrombotisches Syndrom
  • Stauungsdermatitis
  • Erysipeloid
  • Erythema chronicum migrans
  • Herpes zoster
  • Phlegmone
  • Borreliose
  • Lupus erythematodes
Komplikationen
  • Nekrose
  • Multiorganversagen
  • Endo-/Myokarditis
  • Phlegmone
  • Rezidive
  • chronisches Lymphödem
  • Elephantiasis
  • Glomerulonephritis
  • Sepsis
  • Meningitis
  • Hirnvenenthrombose
  • Thrombose (Thrombophlebitis)
  • rheumatisches Fieber
  • Glomerulonephritis
Therapie Allgemeinmaßnahmen: Bettruhe, feucht-kalte Umschläge auf die Eintrittspforte, Hochlagerung der Extremität, desinfizierende Substanzen
bei Gesichtsbefall: flüssige Kost, Patient darf nicht sprechen
Medikamentöse Therapie: hoch dosiert Penicillin, Schmerz-/ Fieberbekämpfung, Thromboseprophylaxe

Prognose Neigung zu hartnäckigen Rezidiven.

Bilder

ff