Symptome (Leitbilder)
Fazialisparese

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Fazialisparese

Fazialislähmung, Gesichtslähmung sind weitere Bezeichnungen für die Fazialisparese. Bei der Fazialisparese handelt es sich um eine Lähmung des VII. Hirnnervs (Nervus facialis) mit Lähmung der Gesichtsmuskulatur. Betroffen davon ist vor allem der mimischen Muskulatur, andere von diesem Nerv versorgte motorische Muskeln (Zungenmuskulatur) und Drüsen (Tränendrüsen, Speicheldrüsen) im Gesichtsbereich. Die Lähmung kann einseitig, wie auch beidseitig auftreten. Die Beschwerden treten sehr variabel auf. Sie reichen von einer kaum bemerkbaren Lähmung bis zu einer deutlichen Veränderung der Gesichtsmimik mit herabhängenden Mundwinkeln. Sie hängen stark von den Auslösern und vom Ort der Schädigung ab. Es wird hierbei zwischen einer peripheren und einer zentralen Fazialisparese unterschieden. Die Behandlung muss darauf ausgerichtet sein die aufgetreten Schäden so gut wie möglich wieder zu beseitigen.

Leitmerkmale:  herabhängende Mundwinkel, aufgehobener Lidschluss, abgeschwächtes Stirnrunzeln
Definition Als Fazialisparese bezeichnet man eine Lähmung des Nervus facialis

Weitere Bezeichnungen
(Synonyme)
  • Fazialislähmung
  • Gesichtslähmung
Einteilung
  • periphere Lähmung: die Schädigung liegt zwischen dem Hirnstamm und der Verästelung des Nervs vor der Ohrspeicheldrüse; schlaffe einseitige Lähmung aller vom Nervus facialis innervierten Muskeln
  • zentrale Lähmung: Schädigung von Hirnnerven zwischen der motorischen Großhirnrinde und dem Hirnstamm (1. Motoneurone => Willkürbewegungen)
Einteilung nach Ort der Lähmung
  • vor Abgang der Chorda tympani: Geschmacksstörung im vorderen 2/3 der Zunge
  • vor Abgang des Nervus intermedicus: Speichelsekretion nimmt ab
  • vor Abgang des Nervus stapedius: erhöhte Geräuschempfindlichkeit
  • vor Abgang des Nervus petrosus major: verminderte Tränensekretion
House-Brackmann-Score
Score/
Punkte
Augenbrauen Lidschluss Naso-labialfalte Mundregion Synkinesien
1 normal normal normal normal Leicht, geringe Kontraktur
2 Leichte Schwäche Leichte Schwäche, mit leichter Anstrengung Leichte Schwäche Leichte Schwäche offensichtlich, milde Kontrakturen
3 Symmetrische Schwäche Lidschluss nur mit maximaler Anstrengung Symmetrische Schwäche Symmetrische Schwäche entstellend, schwere Kontrakturen
4 Asymmetrische Schwäche in Ruhe Kein kompletter Lidschluss Asymmetrische Schwäche in Ruhe Asymmetrische Schwäche in Ruhe
5 Restbewegungen
6 Keine Bewegungen mehr
  • Schweregrad 1: 4 Punkte
  • Schweregrad 2: 5 - 9 Punkte
  • Schweregrad 3: 10 - 14 Punkte
  • Schweregrad 4: 15- 19 Punkte
  • Schweregrad 5: 20- 23 Punkte
  • Schweregrad 6: ab 24 Punkte
Ursachen
  • periphere Lähmung:
    • unbekannt: Bell-Phänomen
    • angeboren: Möbius-Syndrom
    • Mikrozirkulationsstörungen
    • Entzündungen: Parodontitis, Mastoiditis, Otitis
    • Virusinfektionen: Herpes, Zoster, Borreliose, Windpocken, Pfeiffersches Drüsenfieber, Tuberkulose, Neurolues
    • raumfordernde Prozesse: Tumore an Ohr, Ohrspeicheldrüse (Akustikusneurinom, Cholesteatom)
    • Traumen: Felsenbeinbrüche, Schädelbasisfraktur, Autoimmunerkrankungen
    • Erkrankungen: Sarkoidose, Guillian-Barré-Syndrom, Heerfordt-Syndrom, Melkersson-Rosenthal-Syndrom, Carey-Fineman-Ziter-Syndrom

  • zentrale Lähmung:
    • Gefäßprozesse im Gehirn: Apoplex, Hirninfarkt, Hirnblutung
    • Hirntumor: Kleinhirnbrückenwinkel
    • Erkrankungen: Multiple Sklerose, Enzephalitis
Symptome
  • periphere Lähmung:
    • einseitig unvollständiger Lidschluss, Bell-Phänomen
    • Unterlid und Mundwinkel herabhängend
    • verstrichene Nasolabialfalte
    • Stirnrunzeln, Wangen aufblasen, pfeifen und Zähne zeigen nicht möglich
    • Störung der Tränensekretion
    • Hyperakusis (Hörempfindung gesteigert)
    • Geschmacksstörungen (Zunge)

  • zentrale Lähmung:
    • Störung der mimischen Muskulatur (besonders der Mundbereich kann nicht mehr bewegt werden)
    • Stirnrunzeln und Lidschluss sind möglich (da Muskulatur dort doppelt innerviert)
    • kein Lagophthalmus
Diagnose Anamnese: Klinik, Vorerkrankungen
Körperliche Untersuchung: Hirnnerven, Stirnmuskulatur, Lagophthalmus, verminderte Tränen-/Speichelsekretion, periphere Lähmung
Apparative Diagnostik: CT (Tumorausschluss), Lumbalpunktion, Elektromyographie, Elektroneurographie

Differentialdiagnose
  • idiopathische periphere Fazialisparese (am häufigsten): viral, infektiös bedingt, Lähmung bildet sich zurück
  • zerebral: Durchblutungsstörungen im Gehirn (Schlaganfall), Meningitis
  • allgemein: Diabetes mellitus, Ohrerkrankungen (Mittelohr), Borreliose, Verletzungen, Operation
Komplikationen
  • Paresen
  • Augenschäden durch Austrocknung
Therapie
  • Allgemeinmaßnahmen: Physiotherapie, Logopädie, Tränenersatz
  • Naturheilkundlich Therapie: Akupunktur, Homöopathie, Neuraltherapie, Phytotherapie, Schüssler Salze
  • Medikamentöse Therapie: Glucokortikoide, Antibiotika, Virostatika
  • Operative Therapie: Nerventransplantation
Bilder

 

Merke
Bell-Phänomen:
Symptome: beim Augen schließen bleibt ein Spalt offen (Augenweiß sichtbar), sichtbar nach oben rotierendem Augapfel beim Versuch, die Augen zu schließen, Unterlid, Mundwinkel hängen herab, Störung der Tränensekretion, Geschmacksstörungen, Ohrenschmerzen, gesteigertes Hörempfinden

ff