Symptome (Leitbilder)
Fettleibigkeit

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Fettleibigkeit

Adipositas, Fettsucht sind weitere Bezeichnungen für die Fettleibigkeit. Fettleibigkeit bedeutet mehr als 10 % Körpergewicht über dem Normalgewicht. Der Anteil der Fettmasse am Körpergewicht übersteigt dabei bei Frauen 30 %, bei Männern 20 %. Der Körpermassenindex (Body-Mass-Index, BMI) übersteigt 30 kg/m2. Damit sich die Krankheit entwickelt hat muss über Monate/Jahre mehr Energie dem Körper zugeführt worden sein als er verbraucht hat (positive Energiebilanz). Adipositas belastet den ganzen Körper und es kommt zu einem vermehrten Risiko an Nachfolgeerkrankungen zu erkranken, die gravierende Schäden den Körper zuführen können. Dazu kommt, dass die davon Betroffenen in ihrer Lebensqualität stark eingeschränkt sind, wodurch sie sich weniger bewegen und die Adipositas weiter voranschreitet. Dies kann so weit führen, dass es schließlich zur Adipositas permagna kommt. Es sollte so schnell wie möglich behandelt werden, denn je länger die Erkrankung besteht, desto größer sind die Auswirkungen auf den Körper.

Leitmerkmale:  Übergewicht, Hypertonie, Dyspnoe, verminderte körperliche Belastbarkeit
Definition Von einer Fettleibigkeit spricht man, wenn der Körper unter starkem Übergewicht leidet

Weitere Bezeichnungen
(Synonyme)
  • Adipositas
  • Fettsucht
Einteilung nach WHO
Schweregrad BMI (kg/m2)
Normalgewicht 18,5 - 24,9
Übergewicht 25 - 29,9
Adipositas Grad I 30 - 34,9
Adipositas Grad II 35 - 39,9
Adipositas Grad III ≥ 40
Fettdepots im Bauchraum und an den inneren Organen (viszerales Fettgewebe) beeinflussen den Fett-/ Kohlenhydrathaushalt und können so zum Metabolischen Syndrom führen. (Bauchumfang: erhöhtes Risiko 80 cm (Frauen), 92 cm bei Männern)

Einteilung
  • abdominelle Adipositas: bei Taillenumfang von über 88 cm (Frauen), über 102 cm (Männer)
  • androider Fettverteilungstyp (Apfelform): abdominelle Adipositas, dünnes Gesäß/untere Extremitäten => höheres Gesundheitsrisiko
  • gynäkoider Fettverteilungstyp (Birnenform): betonte Hüften/Oberschenkel
Pathogenese Durch unangemessene Energiezufuhr kommt es zur Einlagerung von Fett in das Bindegewebe

Ursachen
  • primäre Ursachen: Zusammenwirken von genetischen und Umweltfaktoren
    • Überernährung (fett-/kalorienreich), verminderte körperliche Bewegung
    • familiäre Häufung (Vererbung, Essgewohnheiten, gute Fettverwerter, gestörte Hunger-Sättigungsregulation, Störung der Insulinsekretion)
    • psychisch (Stress, Frustration, Einsamkeit), soziale Verhältnisse

  • sekundäre Ursachen:
    • selten organisch
    • meist endokrin bedingt: bei Hypothyreose, Morbus Cushing, Insulinom, Akromegalie, Mangel an Testosteron, Hirntumoren
    • Medikamente: Beruhigungsmittel, Neuroleptika, Glukokortikoide, Antihistaminika, Östrogene, Antidiabetika, Antidepressiva, Betablocker
Symptome
  • Allgemeinsymptome: Müdigkeit (rasche Ermüdung), Leistungsminderung, Wärmeabgabe eingeschränkt, verstärktes Schwitzen, Psyche (mangelndes Selbstwertgefühl)
  • pulmonal: Kurzatmigkeit, Dyspnoe, Schlafapnoesyndrom
  • kardial/vasal: Zeichen der Herzinsuffizienz, Hypertonie, Ödeme
  • Bewegungsapparat: Arthrose, degenerative Wirbelsäulenveränderungen (Kreuzschmerzen), Fersensporn
  • Neigung zu: Varikosis, Thrombophlebitis, Gicht, Diabetes mellitus Typ II, Hyperlipoproteinämie, Gallensteine
Psychosomatik
  • auslösende Situationen:
    • Essen als Ausdrucksmittel für liebevolle Zuwendung
    • Essen als Abwehr von Unlustempfindungen
    • Essen als Ersatz fehlender Mutterliebe/zur Abwehr einer Depression
    • Frustration, Verstimmung, Antriebslosigkeit, seelische Anspannung

  • Menschentyp:
    • Mutter dominierend, Vater passiv (Einzelkinder oder letztes Kind)
    • wollen alles haben
    • verwöhnen Andere und lassen sich verwöhnen
    • inaktiver Typ: lahm, antriebslos, bequem, fühlen sich minderwertig, trauen sich wenig zu
    • aktiver Typ: kontaktfreudig, extravertiert

  • Auswirkungen:
    • vermindertes Selbstwertgefühl, Resignation, Depression
    • Patienten verleugnen die vermehrte Kalorienzufuhr
Diagnose Anamnese: Essgewohnheiten, Erfassung weiterer koronarer Risikofaktoren, körperliche Aktivität, Psyche, Familienanamnese
Körperliche Untersuchung: Bestimmung BMI (Body-Mass-Index), Ganzkörperuntersuchung, Herz, Kreislauf, Blutdruckmessung
Labor: Blutbild, Blutzucker, Gamma- GT, GOT, GPT, TSH, Blutfette, Harnsäure, Kreatinin, Urin  
Apparative Diagnostik: Ruhe-EKG, Belastungs-EKG, Oberbauchsonographie

Differentialdiagnose
  • Morbus Cushing
  • Hypothyreose
  • Fettstoffwechselstörungen
Komplikationen
  • Metabolisches Syndrom: Zusammentreffen von Adipositas, Bewegungsmangel, Obstipation, Fettstoffwechselstörungen (Hyperlipoproteinämie), Hyperurikämie, Hypertonie, Diabetes mellitus Typ I
  • Herz, Gefäße: Koronare Herzerkrankung (Atemnot, Tachykardie, Ödeme), Schlaganfall, Bluthochdruck
  • Extremitäten: Arthrose (Gelenke/Bänder belastend), Beinvenenthrombose, Krampfadern
  • Leberverfettung, Gallensteine, Nierenerkrankung
  • Psyche: Potenz-/Libidostörungen, Depressionen, Schlafapnoe-Syndrom
  • Diabetes mellitus
  • Gicht
  • Krebserkrankungen
Therapie
  • Allgemeinmaßnahmen: Psyche (Verhaltenstherapie: Entspannung zur Stressbewältigung), Selbsthilfegruppen, Ernährungs-/Bewegungsprotokolle
  • Ernährungstherapie: langfristige Kostumstellung mit Kalorienreduktion, ballaststoffreiche, fett-/cholesterinarme Kost, Nulldiät/ Niedrigstkaloriendiäten nur unter ärztlicher Aufsicht, Zucker-/Weißmehlkonsum einschränken, alkoholische Getränke meiden, Trinkmenge auf 2 Liter erhöhen, mehrere Mahlzeiten über den Tag verteilt, aufmerksam essen (jeden Bissen 10x kauen)
  • Körperliches Training: vorsichtig Sport treiben, Ausdauertraining (Gehen, Radfahren, Schwimmen)
  • Naturheilkundliche Therapie: Aderlass, Akupunktur, Bachblüten, Homöopathie, Neuraltherapie (Schilddrüse), Ohrakupunktur, Phytotherapie, Schüssler Salze
  • Medikamentöse Therapie: Teekur, Orlistat (nichtresorbierbarer Lipasehemmer), Sibutramin
  • Operative Therapie: Verkleinerung des Magens (gastric banding; nur wenn andere Methoden nicht wirksam sind)
Prognose
  • mäßiges Übergewicht: Gefahr der Hypertonie, Herzkrankheiten, Gicht, Gelenkserkrankungen (Hüfte, Knie, Sprunggelenk)
  • starkes Übergewicht: Diabetes (Typ II), Hyperlipidämie, Atemnot, Herzerkrankungen, Gallenerkrankungen, Gelenkserkrankungen, Schlafapnoe

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