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Fibromyalgie

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Fibromyalgie

Fibromyalgie-Syndrom, Faser-Muskel-Schmerz, generalisierte Tendomyopathie sind weitere Bezeichnungen für die Fibromyalgie. Bei der Fibromyalgie handelt es sich um eine Schmerzsymptomatik der Sehnenansätze und Muskeln mit Druckschmerz, vegetativen Störungen und psychosomatischen Hintergrund. Es handelt sich dabei nicht um eine entzündliche Erkrankung, sondern um eine Störung bei Verarbeitung und Wahrnehmung von Schmerzen. Mit steigender Krankheitsdauer kommt es dabei zu einer zunehmenden generalisierten Absenkung der Schmerzschwelle. Die Krankheit tritt vor allem bei Frauen ab 35. Lebensjahr auf. Bei der Erkrankung kommt es zu anhaltenden, tiefsitzenden Muskelschmerzen. Der Schweregrad der Fibromyalgie ist dabei sehr unterschiedlich. Es kann sogar so weit gehen, dass die Schmerzen ständig vorhanden sind und den Alltag sehr deutlich beeinträchtigen. Zur Diagnostizierung der Erkrankung werden sogenannte Tenderpoints (schmerzhafte Druckpunkte) untersucht. Ziel der Behandlung ist es die Lebensqualität des davon Betroffen zu steigern und die auftretenden Beschwerden zu lindern, da die Erkrankung nicht heilbar ist.

Leitmerkmale: anhaltende, tiefsitzende Muskelschmerzen, Schlafstörungen, Erschöpfung
Definition Als Fibromyalgie bezeichnet man triefe Muskelschmerzen, die in verschiedenen Druckpunkten des Körpers vorkommen und keine entzündliche oder degenerative Ursache haben

Weitere Bezeichnungen
(Synonyme)
  • Fibromyalgie-Syndrom
  • Faser-Muskel-Schmerz
  • generalisierte Tendomyopathie
Vorkommen
(vor allem bei)
  • Frauen: zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr
Klassifikation
nach ACR (American College of Rheumatology)
Mindestens 3 Monate generalisierte spontane Schmerzen:

  • in der Muskulatur-/Sehnenverlauf und Sehnenansatz
  • an mindestens 3 verschiedenen Körperarealen
  • Oberhalb und unterhalb der Taille
  • am Stamm und/oder an den Extremitäten
  • im Bereich der HWS/BWS/LWS
Tenderpunkte
(Tenderpoints)
  • Hinterkopf: Ansatzstellen der oberflächlichen Nackenmuskulatur
  • Zwischenwirbelräume C5-C7
  • Musculus trapezius:  Mitte zwischen Halsansatz und Acromion
  • Musculus supraspinatus mittlerer Ansatz über der Schulterblattgräte
  • 2.-4. Rippe Knochen-Knorpel- Grenze (Nähe Brustbein)
  • Ellbogenhöcker beidseits 2 cm unterhalb des Ellbogenköpfchens
  • äußere Grenze des Gluteus maximus
  • hinterer Anteil des Hüftknochens
  • mediales Fettpolster unmittelbar unterhalb des Kniegelenkspalts
Pathogenese Durch einen auslösenden Reiz kommt es über den Thalamus zur Ausschüttung von CRH und ACTH (Stresshormone). In Folge treten Fehlsteuerungen der Muskulatur und damit eine Erhöhung der Stoffwechselproduktion auf, die aber nicht vollständig abgebaut werden können, was Entzündungen im Bindegewebe und Muskelverspannungen hervorruft (Schmerzen). Da verschiedene Schmerzorte angesteuert werden, sind die Schmerzpunkte auf dem ganzen Körper verteilt und können auch auf entferntes Gewebe (Bewegungseinschränkung von benachbarten Gelenken) übertragen werden. Bei längeren Schmerzen kommt es dann zum Schmerzgedächtnis

Ursachen
  • oft unklar
  • evtl.: Infektionen, Operationen, gestörte Schmerzverarbeitung, Stress, Trauma, veränderte Nervenfasern, ungesunder Lebensstil
Risikofaktoren
  • Übersäuerung (Dysregulation des Säure-Basen-Gleichgewichts)
  • lokale Schädigungen: Traumata (psychisch, physisch), Operationen, Druck, Überlastung
  • klimatische Einflüsse: Kälte, Feuchtigkeit
  • Erkrankungen: Infektionen, Nervenreizungen, Bindegewebs-/Bänderschwäche
  • Allgemein: starkes Übergewicht, Körperfehlhaltungen
Symptome
  • Schmerzen: tiefer Muskelschmerz, Brennen, Taubheitsgefühl, nicht im Zusammenhang mit Bewegungsabläufen, befinden sich aber im gesamten Bewegungsapparat
  • Lokalisation: Nacken, Rücken, Beine, Arme, Brust

  • Allgemeinsymptome:
    • chronische Schmerzen der gesamten Muskulatur/Sehnen (kann durch schmerzfreie Intervalle unterbrochen sein) an Nacken, Schulter, Hüfte, Ellbogen, Knie, Brust
    • Sehnen-Muskelübergänge sind besonders schmerzempfindlich (Tenderpoints)
    • druckschmerzhafte Punkte, abnorme Spannung der Muskulatur

  • Psychovegetativ:
    • Einschlaf-/Durchschlafstörungen, Tagesmüdigkeit, Erschöpftheit
    • Schwäche, Antriebslosigkeit, Konzentrationsstörungen, Müdigkeit
    • depressive Verstimmung, leichte Reizbarkeit (Stimmungslabilität), Ängstlichkeit (Überempfindlichkeit seelisch, psychosozial)
    • respiratorische Arrhythmie
    • brennende Füße, kalte Extremitäten, Schweißhände
    • Kribbel-/Taubheits-/Schwellungsgefühl der Extremitäten
    • Tremor
    • geringe Schmerzintoleranz (negative Reizverarbeitung)
    • größere Empfindlichkeit gegenüber Sinneseindrücken (Geräusche, Licht, Gerüche)
    • Beschwerden stärker bei: körperlicher Überlastung, Ruhe, durch Stress und Kälte, Morgensteifheit

  • funktionelle Organbeschwerden:
    • enteral: Kloßgefühl, trockene Schleimhäute (Mund), Reizdarm, Magenbeschwerden, Durchfall, Verstopfung
    • kardial, vasal: Herzklopfen, Herzrhythmusstörungen, Schwindel, Zittern
    • Schmerzen: Migräne, Spannungskopfschmerzen
    • sonst: Reizblase, Atembeschwerden, Infektanfälligkeit

  • Psyche:
    • in der Vorgeschichte Angsterkrankungen, traumatische Unfallereignisse
    • Persönlichkeit: ignorieren der Leistungsgrenze, verminderte Körperwahrnehmung, Perfektionismus, Unfähigkeit zu genießen, überaktiv, Helfersyndrom, stark harmoniebedürftig, Konfliktleugnung
    • Stressüberlastung: ungenügende Erholungsfähigkeit, ungünstige Konfliktbewältigung, Zurücksetzen der eigenen Interessen
    • Depressionen
    • Angst-/Panikattacken
    • geringe Belastbarkeit, Konzentrationsschwächen
Psychosomatik
  • auslösende Situationen:
    • Trennung, Tod
    • Kränkungen
    • nach Operationen, Trauma
    • Aggression, Schuld
    • Identitätsfragen

  • Menschentyp:
    • häufig Erstgeborene, angepasst, fügsam, leistungsorientiert
    • ausgeprägte Existenzangst
    • Sehnsucht nach Ruhe/dauerhafte Bindung
    • hypochondrisch- ängstlich, Sorge um körperliche Gesundheit
    • defizitäre Selbstorganisation

  • Auswirkungen:
    • Aggressionsprobleme, vergebliche Therapieversuche
    • Chronifizierung
Diagnose Anamnese: Schmerzen über Monate/Jahre, keine Besserung durch Arztbesuche
Körperliche Untersuchung: Schmerzpunkte weit verteilt, Schmerzfragebogen, Schmerztagebuch
Labor: Blutbild, BKS, CRP, TSH, T4, Parathormon, CK, Rheumafaktor
Apparative Diagnostik: Röntgen (unauffällig), Sonographie, MR, Ausschluss Rheuma

Differentialdiagnose
  • Erreger bedingt: HIV, Borreliose, Hepatitis, Yersiniose
  • rheumatisch: Kollagenosen, Spondylarthropathie, Vaskulitiden, Myositide, Polymyalgia rheumatica, Morbus Bechterew, rheumatoide Arthritis, Weichteilrheumatismus
  • nicht entzündlich: Neoplasien, Myopathien, Arthrosen
  • endokrin: Hypothyreose, Hypo-/Hyperparathyreoidismus
  • chronische Müdigkeitssyndrom, Depression, Multiple Sklerose, Osteoporose, Sarkoidose, Polyneuropathie
Komplikationen
  • Depression
  • Ängste
Therapie
  • Allgemeinmaßnahmen: Psychotherapie (Aufmerksamkeitsumlenkung, Wahrnehmung der Belastungsgrenze, Stressbearbeitung, Verhaltenstherapie, Gespächstherapie), Haltungsschulung, Wärme-/ Kältetherapie, Muskeltraining, Entspannungsübungen (progressive Muskelrelaxation), Moorbäder, Stangerbäder, körperliche Aktivität (Kraft-/ Dehnungsgymnastika, Ausdauersportarten), lokale Schmerztherapie, Bindegewebsmassage, Ultraschallbehandlung
  • Naturheilkundliche Therapie: Aderlass, Akupunktur, Ausleitung, Baunscheidtieren, Bachblüten, Eigenbluttherapie, Entgiftung, Entspannungsübungen, Enzymtherapie, Homöopathie, Manuelle Therapie, Neuraltherapie, Osteopathie, Schröpfen, Schüssler Salze, Wärmetherapie
  • Ernährungstherapie: Heilfasten, basenreiche, laktovegetative Vollwertkost, viel Gemüse/Obst, wenig Fleisch, Alkohol/Süßigkeiten/ Kaffee in geringen Mengen, Magnesium, Omega-3-Fettsäuren
  • Medikamentöse Therapie: Antidepressiva, Analgetika, Muskelrelaxantien
Prognose Unheilbar, aber Linderung der Schmerzen, langwierige Therapie.

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ff